Rundgang über das Max-Becker-Areal in Ehrenfeld: So wird aus einem Schrottplatz ein neues Stadtviertel.
Max-Becker-ArealWie aus einem Kölner Schrottplatz ein Stadtviertel werden soll
Auf dem Max-Becker-Areal glühen die letzten Haufen Metallschrott in der Sonne. In 15 Jahren soll die Fläche der einstigen Schrottverwertung in ein „quirliges Quartier“ umgewandelt sein, so plant es Klaus Küppers, Geschäftsführer des Projektentwicklers Pandion. Auf dem 17,5 Hektar großen Areal in Ehrenfeld will Pandion Wohn- und Bürogebäude, eine Grundschule, Kitas, Geschäfte und Restaurants bauen. Steht der Bebauungsplan wie von Küppers angedacht bis Ende 2025, könnte 2026 das erste Gebäude hochgezogen werden. Mitte der 2030er will Küppers den Kölner Westen um das neue Quartier ergänzt haben.
Noch sind allein die Spuren der bisherigen Nutzung des Geländes an der Widdersdorfer Straße zu sehen. Seit Ende der 1980er Jahre arbeitete hier das Familienunternehmen Max Becker Schrott zur Weiterverarbeitung in Gießereien und Stahlwerken auf. Ein paar rostrote Überbleibsel sind noch zwischen Baggern und Kränen zu finden. 2022 zog Max Becker in den Niehler Hafen, der Name für das künftige Quartier erinnert weiter an Ehrenfelds Industriegeschichte.
Vier Gebäude werden auch künftig an Ehrenfelds Industriegeschichte erinnern
Erhalten bleiben vier Gebäude, um die herum neue Hochbauten, Straßen und Parks entstehen. Zum einen stehen zwei Villen am Eingang des Quartiers an der Widdersdorfer Straße unter Denkmalschutz, sie werden weiter als Wohngebäude genutzt. Auch die Gaskugel bleibt per Ratsbeschluss stehen. Wie sie in Zukunft genutzt wird, ist weiterhin offen. Als Industriedenkmal soll sie von Bäumen und Grün umrahmt werden.
Das vierte Zeitzeugnis, das Uhrenhaus hinter den Villen Richtung Quartiersmitte gelegen, integriert Pandion intensiver in die Pläne für die künftige Nutzung. 1875 bis 1930 stand hier ein Gaswerk für den Kölner Westen, in dem bis zu 1000 Angestellte arbeiteten. Im Uhrenhaus waren die Prüf- und Zählinstrumente untergebracht. Es könnte laut Küppers eine Markthalle mit Café werden.
Davor soll eine „Bummelmeile“ entlangführen. Sie ist eine der geplanten Straßen in das Quartier hinein – diese soll aber ausschließlich für Fußgänger und Fahrradfahrer da sein. Küppers schrieb ihr eine Magnetwirkung zu, die künftige Bewohner der 1700 neuen Wohnungen anziehen soll.
Die Wohnungen plant Pandion zur Hälfte als Eigentumswohnungen, weitere 30 Prozent als Wohnraum mit öffentlicher Förderung, so schreibt es das Baulandmodell vor, und die restlichen 20 als Mietpreis gedämpft. Die Wohnhäuser sollen direkt an die Gleise im Norden des Grundstücks grenzen, aber die Fassaden nur in den Süden geöffnet werden. Zudem sind neue 4000 Arbeitsplätze hier geplant.
Anders baute Pandion im benachbarten Projekt des Alten Güterbahnhofs auf der anderen Seite der Gleise: Dort steht nun eine hohe Mauer zwischen Gebäuden und Gleisen. „Das Thema Mauern wird es hier nicht geben“, sagte er nun.
Eine Querachse soll Fahrradfahrer und Fußgänger durch das Max-Becker-Areal bringen
Parallel zur Bahn, aber in der Mitte des Quartiers soll eine weitere Achse queren, erneut ohne Autoverkehr. Sie soll sich im benachbarten Projekt von Alfons und Alfreda fortsetzen. An den Adressen Widdersdorfer Straße 158 und 188, darauf verweisend „The Wid One and Two“ genannt, sollen laut Projektentwickler Steffen bis 2032 zwei im Vergleich deutlich kleinere Quartiere fertiggestellt sein. Über die Querachse sollen Busse entlang zum S-Bahnhof Ehrenfeld fahren.
Aktuell ist zu sehen, dass der ehemalige Schrottplatz in ungewöhnlich grüner Umgebung lag: Ein Drittel des Max-Becker-Areals seien aktuell Grünfläche, teils mit altem Baumbestand, sagte Küppers. „Unser Traum ist, dass von diesen Grünflächen viel erhalten bleibt.“ Rund vier Hektar würden als öffentliche Parks und Grünstreifen konzipiert. Zusätzlich geht die Pandion von drei Hektar privaten Grünflächen aus, die sich auf die einzelnen Baufelder verteilen. In Summe werde es durch die Quartiersentwicklung zu einer erheblichen Entsiegelung der derzeitigen Industrieflächen kommen, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit. Die Baufelder werden in den kommenden Jahren teils zum Verkauf angeboten, ähnliche wie im Deutzer Hafen.