Albert Richter, Radchampion und Nazi-Gegner, starb 1940 unter mysteriösen Umständen. Sein historisches Grab in Köln wird jetzt restauriert, dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne.
Widerständler in NS-ZeitKölner Radsportverein erhält Grab von Albert Richter als Gedenkort

Jennifer Fey, seit März Vorsitzende des RTC DSD, Renate Franz und Michael Hokkeler (v. l.) am Grab auf dem Melatenfriedhof.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Das Grab von Albert Richter auf dem Melatenfriedhof ist eine Anlaufstelle für Menschen, die den Ehrenfelder Radchampion bewundern: nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge bewundern, sondern mindestens ebenso wegen seiner Zivilcourage. Er trat standhaft gegen den Rassenwahn und die Menschenverachtung der Nazis ein, weigerte sich Trikots mit dem Hakenkreuz zu tragen, und hielt an dem jüdischen Manager Ernst Berliner fest.
Das kostete den Weltmeister im Sprint von 1932 und siebenfachen Deutschen Meister vermutlich das Leben: Am 31. Dezember 1939 wurde er wegen Devisenschmuggels für einen jüdischen Freund an der Schweizer Grenze festgenommen und starb am 2. Januar 1040 unter ungeklärten Umständen in einem Gefängnis in Lörrach. Wahrscheinlich war die Gestapo beteiligt.
Kosten der Grabsteinreinigung belaufen sich auf 2500 bis 3000 Euro
Alljährlich an Richters Todestag veranstaltet der Kölner Radsportverein Racing Team Cölle dasimmerdabei e.V. (RTC DSD) eine Gedenkfahrt, die an den Stolpersteinen vor dem Elternhaus des Radrennfahrers in der Sömmeringstraße startet und am Grab endet.
Vereinsmitglied Bernd Kibies, Baudenkmalpfleger von Beruf, ist regelmäßig dabei und konnte nicht übersehen, dass die Grabstätte zunehmend verfällt. Der weiße Marmor des Grabsteins ist stark verwittert, „und die Inschrift war einmal karmesinrot, davon ist kaum noch etwas zu sehen“, sagt Hokkeler.
Mehr als 80 Spender hatten sich beteiligt
Eine umfassende Reinigung war notwendig, auch die Einfassung des Grabes musste erneuert werden. Insgesamt waren für die Arbeiten, die in Abstimmung mit Lilo Nitsche, der Nichte von Albert Richter, geplant wurden, 2500 bis 3000 Euro veranschlagt. Deshalb startete der RTC DSD eine Crowdfunding-Kampagne im Rahmen der Initiative „all zesamme“ der Volksbank Köln Bonn.

Markus Schürmeyer von „Kliewe & Janke“ bei der Arbeit an der Einfassung des Grabes.
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„Wir hatten schnell etwa 4000 Euro zusammen, mehr als 80 Spender haben sich beteiligt“, erzählt Michael Hokkeler. Auch, weil die Steinkonservatoren von „Kliewe & Janke“ zum Selbstkostenpreis arbeiten, wird noch genug übrigbleiben, um am neuen „Albert Richter Velodrom“ in Müngersdorf eine Gedenktafel anzubringen.
Aber auch das Grab auf dem Melatenfriedhof wird den Verein, der sich unter dem Motto „Radsport verbindet!“ für Inklusion und Vielfalt einsetzt, weiter beschäftigen. 2027 laufen die Nutzungsrechte für die Grabstätte aus, in der auch Albert Richters Eltern beerdigt wurden, deshalb wird der RTC DSD nun Denkmalschutz beantragen.
Wenn der genehmigt ist, könne man ja auch daran denken, am Grab eine Bank aufzustellen, sagt etwa Renate Franz, Autorin der Albert-Richter-Biografie „Der vergessene Weltmeister“. Sie will einen „echten Gedenkort“ schaffen und noch mehr Menschen mit dem Schicksal des Sportlers bekannt machen. „Gerade junge Leute sind da ansprechbar, das haben wir bei Schulprojekten gemerkt“, erzählt Michael Hokkeler, der den Verein 2011 gründete und bis zum 1. März dieses Jahres auch dessen Vorsitzender war. „Die sind fasziniert von seiner Haltung und das muss man unterstützen. Gerade in diesen Zeiten.“