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Prostitution im Studentenwohnheim?Mieterinnen fühlen sich sexuell belästigt – Jetzt ermittelt die Stadt Köln

Lesezeit 3 Minuten
18.05.2021
Köln:
Das 4711-Haus auf dem Areal des Barthonia-Forum
Foto: Martina Goyert

Im ehemaligen Verwaltungsgebäude von 4711 werden inzwischen Appartements vornehmlich an Studenten vermietet. 

Gleich drei Ämter der Stadtverwaltung prüfen den Verdacht auf illegale Prostitution im 4711-Haus in Ehrenfeld.

Der Fall hat hohe Wellen geschlagen, jetzt prüft auch die Stadt Köln, ob verschiedene Frauen in zwei Appartements eines Studierendenwohnheims im ehemaligen 4711-Gebäude in Ehrenfeld tatsächlich der Prostitution nachgegangen sind – oder noch gehen. Nach einem entsprechenden Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist die Stadtverwaltung am Mittwoch tätig geworden. Der Behörde sei der Verdacht bislang nicht bekannt gewesen, sagte ein Sprecher. „Ordnungsamt und Wohnungsamt gehen dem jetzt aber nach.“

Mehrere Mieterinnen hatten sich darüber beklagt. Unter anderem würden sie regelmäßig von mutmaßlichen Freiern im Treppenhaus und an ihren Wohnungstüren belästigt und bedrängt, berichten sie. Ein Mann betätige sich nach ihren Beobachtungen als Zuhälter, er gehe in den beiden Zimmern in der dritten und vierten Etage ein und aus und treibe sich häufig im Hauseingang herum. Weil nur Bewohner und Bewohnerinnen Zugang zum Gebäude haben, müssen Besucher wie auch mutmaßliche Freier an der Haustür abgeholt werden. Die liegt im rückwärtigen Bereich gleich gegenüber einer Kindertagesstätte.

Die Polizei ist bereits Ende vorigen Jahres nach einem Zeugenhinweis im Wohnheim gewesen, hat aber seinerzeit nach Angaben eines Behördensprechers „keine Hinweise auf dort arbeitende Sexarbeiterinnen oder mögliche Tatverdächtige erlangt“.

Köln: Problem im 4711-Haus hat sich seit Januar verschärft

Nach Darstellung mehrerer Mieterinnen hat sich das Problem aber seit Januar deutlich verschärft. Die Studentinnen berichten von fremden Männern im Hausflur, sexuellen Belästigungen und Lärm, einige fühlen sich „psychisch belastet“.  Die Hausverwaltung hat inzwischen auf die zahlreichen Beschwerden reagiert. Eine Sprecherin stellte klar, dass „gewerbliche Zweckentfremdungen dieser Art“ im 4711-Haus ausdrücklich untersagt seien. Es seien bereits Abmahnungen ausgesprochen und fristlose Kündigungen veranlasst worden. Man bedaure die Umstände für die regulären Mieter und Mieterinnen, betonte die Sprecherin.

Bei der Stadtverwaltung beschäftigen sich jetzt gleich drei Ämter mit dem Vorfall. Das Ordnungsamt prüft, ob die mutmaßlichen Prostituierten in den Appartements vorschriftsgemäß als Sexarbeiterinnen angemeldet sind. Das Wohnungsamt geht dem Verdacht der „Wohnraumzweckentfremdung“ nach – demnach ist die Nutzung von Wohnraum zu anderen Zwecken als dauerhaftem Wohnen verboten; es sei denn, es liegt eine Genehmigung der Stadt vor. Verstöße gegen die Wohnraumschutzsatzung können mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

Und schließlich prüft das Bauaufsichtsamt, ob für die betreffenden Appartements eine so genannte „Nutzungsänderung von Wohnen zu Gewerbe“ beantragt worden ist – aber dies ist offenbar nicht der Fall.

„Sie sagten, dass sie keine Prostituierten seien“

Studentinnen aus dem Wohnheim berichten, sie hätten zumindest zwei der Frauen aus dem Internet schon im Haus mit Freiern gesehen – und auch angesprochen. „Sie sagten, dass sie keine Prostituierten seien, sondern einen Sprachkurs machen“, schildert eine Mieterin. Ob das stimmt, erscheint zumindest zweifelhaft.

Dass die mutmaßlichen Prostituierten in den beiden Wohnungen vielmehr gewerblich arbeiten, lässt ein Blick auf einschlägige Internetseiten vermuten. Dort inserieren sie unter Pseudonymen und posieren auf Fotos, im Hintergrund der Bilder ist teilweise das Standardmobiliar der Mikro-Appartements im 4711-Gebäude zu erkennen. Gebucht werden können die Frauen über eine Handynummer.