In zwei Ehrenfelder Appartements gehen Sexarbeiterinnen angeblich der Prostitution nach. Viele Bewohner sind verunsichert.
Prostitution in ehemaligem 4711-Haus?Kölner Mieterinnen fühlen sich von Freiern belästigt – Hausverwaltung reagiert

Im ehemaligen Verwaltungsgebäude von 4711 an der Venloer Straße in Ehrenfeld werden heute Studentenwohnungen und Appartements auf Zeit vermietet.
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Maja (Name geändert) ist nur über Whatsapp erreichbar, schreibt sie auf einer einschlägigen Kontaktseite im Internet. Wer bereit sei für „eine Nacht voller Leidenschaft und Sinnlichkeit“, der solle sich bei ihr melden. Termine nach Absprache. Sechs Fotos zeigen die angeblich 19 Jahre alte Frau nackt auf einem Bett.
Diese Online-Annonce kursiert längst auch in einer geschlossenen Chatgruppe unter besorgten Studentinnen und Studenten in Köln-Ehrenfeld; denn das Appartement, in dem Maja ihre Dienste anbietet, liegt offenbar mitten im Studierendenwohnheim im ehemaligen 4711-Gebäude an der Venloer Straße. In den ersten vier Stockwerken befinden sich vollmöblierte Wohnungen für Studenten, Auszubildende und Berufsanfänger, in den Etagen darüber werden Apartments auf Zeit vermietet.
Köln: Mutmaßliche Freier belästigen Mieterinnen
In mindestens zwei Appartements auf der dritten und vierten Etage werde seit Monaten der Prostitution nachgegangen, berichten Bewohnerinnen und Bewohner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie sprechen von unhaltbaren Zuständen im Haus, von Lärm, Nötigung und sexueller Belästigung durch Freier auf den Fluren und an der eigenen Wohnungstür. „Ich persönlich hatte die Situation, dass ein Freier vor meinem Zimmer stand, da er sich bei der Zimmernummer vertan hatte. Er wollte sich schon ins Zimmer hineindrücken, ich musste ihn verscheuchen“, schildert eine Studentin. „Den Freiern scheint nicht klar zu sein, dass das hier ein Studentenwohnheim ist und kein Bordell.“
Eine andere Bewohnerin berichtet, junge Mieterinnen würden auf den Fluren und im Aufzug von fremden Männern angesprochen, ob sie ihre Verabredung seien und wie hoch der Preis sei. Eine dritte Mieterin spricht von „verwirrten Männern“, die keine eigenen Schlüssel für eine Wohnung hätten und stattdessen durchs Treppenhaus irrten. Einer habe sie „angemacht“, das sei am 2. Mai gewesen.
Köln: Hausverwaltung äußert Bedauern und handelt
Trotz mehrfacher Hinweise an die Polizei und die Gebäudeverwaltung reagiere bislang niemand „angemessen“, beklagt sich eine Studentin in einer Mail an diese Zeitung. Statt zu handeln habe die Hausverwaltung lediglich dazu aufgefordert, das Geschehen selbst zu dokumentieren – „was für uns nicht nur psychisch belastend, sondern auch gefährlich ist.“
Screenshots vom Chatverkehr einiger Bewohnerinnen mit der Hausverwaltung belegen, dass die Mieterinnen gebeten wurden, die Vorfälle zu protokollieren – aber auch, dass man sich „der Sache annehmen“ werde und bereits gegen eine Mietpartei vorgehe.
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ äußert eine Sprecherin der Hausverwaltung ihr Bedauern für die „Umstände“ in dem Wohnobjekt. „Die Sicherheit unserer Bewohner und Bewohnerinnen hat für uns oberste Priorität“, betont sie. Seit der Übernahme des Objekts im ersten Quartal 2025 sei die Hausverwaltung den Hinweisen aus der Mieterschaft „in enger Zusammenarbeit konsequent nachgegangen“.
Gewerbliche Zweckentfremdungen „dieser Art“ seien ausdrücklich untersagt, betont die Sprecherin, Prostitution in den Appartements demnach also verboten. Man habe Abmahnungen ausgesprochen und fristlose Kündigungen veranlasst. „Darüber hinaus werden weitere Maßnahmen ergriffen, um den Schutz und das Wohlbefinden aller Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig zu sichern.“
Köln: Polizei hat keine Hinweise auf Straftaten
Eine Mieterin äußert den Verdacht, bei der einen oder anderen mutmaßlichen Prostituierten, die in den beiden Appartements gesehen worden sei, könnte es sich möglicherweise sogar um Minderjährige gehandelt haben – es ist allerdings unklar, ob das tatsächlich zutrifft.
Vor einer Woche, am 14. Mai, berichtete eine Bewohnerin der Hausverwaltung ebenfalls schriftlich per Chat von einem Mann, der „vermutlich das Ganze leitet“. Manche im Haus vermuten in diesem Mann einen Zuhälter – beweisen lässt sich aber auch das nicht.
Grundsätzlich ist freiwillige Prostitution von Menschen über 18 Jahren in Deutschland nicht strafbar. Ein Polizeisprecher teilt auf Anfrage mit, die Kripo habe im Herbst 2024 nach einem Hinweis eine Kontrolle in dem Studentenwohnheim durchgeführt. „Hinweise auf dort arbeitende Sexarbeiterinnen oder mögliche Tatverdächtige konnten vor Ort nicht erlangt werden.“
Der Sprecher bestätigt aber einen weiteren Polizeieinsatz im 4711-Haus am 3. Mai: An jenem Samstag vor etwas mehr als zwei Wochen habe ein Mann im Flur herumgeschrien und gegen die Wohnungstür einer Mieterin geschlagen, die neben dem Appartement wohnt, in der mutmaßlich Prostituierte arbeiten, schildert eine Hausbewohnerin. Der Randalierer habe in die Wohnung eindringen wollen. Der Polizeisprecher sagt dazu, ein Tatverdächtiger sei vor Ort nicht angetroffen worden. „Hinweise auf Straftaten lagen nicht vor.“