Aus alten Rahmen baut Stephan Helms nach Kundenwunsch Fahrräder. Zum Angebot seines Werkstattladens gehören auch die Modelle Greta und Reinhold.
Rollen mit Vintage-CharmeKölner baut Fahrräder nach Kundenwunsch

Stephan Helms baut aus alten Rahmen neue Räder.
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Not macht erfinderisch und eröffnet neue Horizonte: Als Stephan Helms sich zu Studentenzeiten das Kreuzband gerissen hatte, sollte er Fahrradfahren. Das sei gut für den Muskelaufbau, riet ihm sein damaliger Arzt zur idealen Reha-Maßnahme. „Aber weil ich weder Fahrrad noch Geld hatte, baute ich mir im Wohnzimmer selbst eins zusammen“, erinnert sich der 41-Jährige. Inspiriert hatte ihn dabei das „Fixie“, das er bei einem Aufenthalt in New York gesehen hatte. Die sogenannten „Fixed-Gear-Bikes“ haben nur einen Gang und keine Bremse. Das Bremsen erledigen die Fahrer, meist Kurierfahrer, mit den Füßen.

Stephan Helms fertigt Wunschräder aus alten Rahmen und neuen Teilen.
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„Mir hat es immer schon Spaß gemacht, mit den Händen etwas zu schaffen“, erzählt der Familienvater, der aus der Nähe von Hannover stammt und zum Studium der Sozialwissenschaften nach Köln gekommen war. Eigentlich, denn es blieb nicht bei dem Fixie für den Eigenbedarf.

Die Aufhängevorrichtungen für die Upcycles-Räder sind selbst gebaute Unikate.
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„Weil ich lieber praktisch an Rädern bastelte, als zu studieren, setzte mir meine Frau irgendwann die Pistole auf die Brust: Du studierst oder beantragst einen Gewerbeschein. Es wurde der Gewerbeschein.“ Zunächst schraubte Helms in einer Garage in Lindenthal, seit elf Jahren ist er nun in einem unterkellerten Flachdachgebäude in einem weitläufigen Hinterhof an der Widdersdorfer Straße zu finden: Upcycles Wunschrad, der Name seiner Firma ist Programm.
Individuelle Radanfertigung nach Kundenwunsch in Köln-Ehrenfeld
„Ich frage die Leute als Erstes immer, wofür sie das Rad brauchen.“ Denn Vielfahrer, Schnellfahrer, Profifahrer, Freizeitradler – sie alle haben unterschiedliche Bedürfnisse. „Einem Kunden, der im Münsterland groß geworden ist und auf Hollandräder schwört, habe ich einen bequemen Aufbau mit hohem Sattel und noch höherem Lenker gemacht, eine einfache Drei-Gang-Schaltung und Rücktrittsbremse reichte ihm vollkommen.“
Für Helms selbst versprechen Rennräder immer noch den größten Fahrspaß. Er hat einen Bekannten, der alte Rahmen im Internet aufspürt, die Helms dann verbaut. Ein Rad, das an einer Aufhängung in dem Gang zu seiner Werkstatt hängt, hat einen hellblauen Rahmen. Das Produkt der italienischen Rennradfirma stammt aus den 80er-Jahren und versprüht Retro-Charme. Zusammen mit neuen Pedalen, neuem Sattel, Lenker und Gangschaltung ist das Rad für 750 Euro zu haben.
Neben der Wunschanfertigung können Kunden bei Helms nämlich auch schon fertige Modelle kaufen. Urban Vintage nennt er diese Kategorie. Sie hängen an Vorrichtungen, die er gleich mit bastelt, jede davon ist einzigartig, wie eben die Räder, die daran hängen. Es gibt aber auch Rahmen, die Helms nicht upcyclet, sondern selbst über einen Händler in Ratingen bezieht: Greta ist der Rahmen für die Damen, Reinhold der für die Herren. Lackiert werden sie wiederum nach Kundenwunsch. Es sind Stahlrahmen, die Helms' Ansicht nach den besten Fahrkomfort bieten.
Sein Anspruch, ob bei Greta, Reinhold oder den Urban Vintage ist immer gleich: „Wir wollen Fahrräder bauen, mit denen man sich jeden Tag freut, zu fahren.“ Eben weil sie nicht von der Stange sind, sondern jedes einzelne besonders ist.
Upcyles Wunschrad, Widdersdorfer Straße 264, geöffnet Dienstag, Mittwoch, 10–15.30 Uhr, Donnerstag 10–20 Uhr, Freitag 10–18 Uhr und nach Vereinbarung. www.upcycles-wunschrad.de