Talk im TheaterWDR-Journalist und Kaffeeröster Schamong sprechen über fairen Handel im Ehrenfelder Urania

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Zwei Männer sitzen nebeneinander, angeregt ins Gespräch vertieft.

Lorenz Beckhardt (l.) spricht mit Heribert Schamong.

Die neue Reihe „Alles auf los!“ startete im Urania-Theater. Bei dem neuen Talk-Format im Foyer geht es um die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie.

Um Klima, Köpfe und Kapital sollte es gehen zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Alles auf los!“ im Urania-Theater. Im Fokus steht dabei, wie lokale Unternehmen auf aktuelle Herausforderungen durch Umweltzerstörung und Klimawandel reagieren. Lorenz Beckhardt, Redakteur beim WDR-Wissenschaftsmagazin Quarks, und Heribert Schamong, Seniorchef der gleichnamigen Kaffeerösterei, nahmen zum gemeinsamen Plausch auf dem roten Plüschsofa im Theaterfoyer Platz. Dabei gab es Einblicke in die Kluft zwischen den hohen Ansprüchen an Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit auf der einen und der wirtschaftlichen Realität eines mittelständischen Unternehmens auf der anderen Seite.

Der Ehrenfelder Kaffeeproduzent Schamong wurde erst kürzlich als Gemeinwohl-Unternehmen zertifiziert. Die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung propagiert eine Wirtschaftsform, bei der nicht mehr die Vermehrung von Kapital das oberste Ziel ist. Nachhaltigkeit, humane Arbeitsbedingungen und gerechtere Einkommensverteilung stehen ebenfalls auf der Agenda. Bei der mehr als ein Jahr dauernden Evaluierung wurde bewertet, was den Betrieb in sozialer und ökologischer Hinsicht auszeichnet.

Zertifizierungsprozess für die Kaffeerösterei Schamong

Was es damit auf sich habe und was die Auszeichnung für das Marketing bringe, wollte Lorenz Beckhardt wissen. Heribert Schamong stellte klar, dass für ihn soziale Aspekte eine größere Rolle spielten als Klima- und Umweltschutz. Dass er dank des Zertifikates künftig mehr Kaffee verkaufe, glaube er dagegen nicht. „So etwas lesen die Kunden doch gar nicht“, so Schamong. Durch den Zertifizierungsprozess wollte er herausfinden, wo im Unternehmen noch Potenziale stecken. Viele der Vorgaben hält er dagegen für „zu dogmatisch“. Hätten seine Lieferanten beispielsweise das „Fairtrade“-Siegel nachweisen können, wären ihm mehr Punkte für das Zertifikat sicher gewesen. „Ich lehne solche Siegel aber ab, weil sie mir nicht transparent genug sind“. 

Er setze dagegen auf persönliche Kontakte, bei denen er sich selbst ein Bild davon mache, wie sozial, ökologisch und ethisch seine Geschäftspartner handelten. Gastgeberin und Theaterintendantin Bettina Montazem zeigte sich trotz einer sehr überschaubaren Besucherzahl zufrieden, zumal sich wie erhofft auch ein Gespräch mit dem Publikum entwickelte. Sie kündigte an, dass die Reihe auf jeden Fall fortgesetzt werde. Neue Termine und Gäste stehen aber noch nicht fest.

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