GroßfeuerGroßbrand zerstört Wohnungen

Bei dem Brand in Ehrenfeld sind glücklicherweise keine Menschen verletzt worden. Eine Katze konnte von der Feuerwehr gerettet werden.
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Neuehrenfeld – Micky ist einer der ersten, der spürt, dass etwas nicht stimmt. Als der Münsterländer-Mischling Freitagfrüh um kurz vor 5 Uhr bellt und in der Wohnung hin und her läuft, steht Josef Metzger auf und schaut aus dem Fenster. Der 71-Jährige sieht die Flammen im Haus gegenüber sofort, er rennt raus, einige Nachbarn sind schon draußen, klingeln alle anderen aus dem Schlaf. Raus, nichts wie raus. Wenig später kracht es – wie bei einem Feuerwerk. Erste Ziegel fallen. Das Feuer in der Dachgeschosswohnung in Haus 9 breitet sich rasend schnell aus, die Flammen fressen sich in die Dachstühle der anderen Gebäude, es brennt auf einer Länge von 100 Metern.
Als die Feuerwehr eintrifft, stehen fast alle Bewohner im Innenhof, starren in Bademänteln und Schlafanzügen auf die Katastrophe in ihrem Sträßchen, der historischen Lansstraße in Neuehrenfeld. Einsatzkräfte holen eine bettlägerige Frau aus ihrer Wohnung in einem Nebengebäude. Es ist nicht leicht für die Feuerwehrmänner, mit den Drehleitern zu den brennenden Häusern zu gelangen. Die kleine Gründerzeit-Siedlung ist über zwei schmale Tore zu erreichen – eins ist an der Iltisstraße, das andere an der Takustraße.
Die Einsatzkräfte müssen die Körbe von vier 30 Meter langen Leitern abmontieren und im Hof wieder dranschrauben. „Das hat zehn bis 15 Minuten pro Leiter gedauert“, sagte Einsatzleiter Johannes Feyrer. Eine stattliche Birke im Hof muss gefällt werden, damit genug Platz ist. „Einer unserer Männer ist Waldfacharbeiter, das ging relativ schnell“, sagte Feyrer. Wären die Bewohner nicht schon draußen gewesen, als die Feuerwehr eintraf, hätte man sie laut Feyrer mit normalen Schiebeleitern aus den zweigeschossigen Häusern mit den ausgebauten Dachstühlen retten können. „Dafür hätten wir keine Drehleitern gebraucht.“
Das Feuer dehnt sich so weit aus, dass zwei weitere Löschzüge anrücken – insgesamt sind 150 Einsatzkräfte beteiligt. Es ist der größte Feuerwehreinsatz in diesem Jahr. Nach zwei Stunden haben die Männer gegen 7 Uhr den Brand unter Kontrolle.
Eine Stunde später steht eine Frau auf der Wiese hinter den Häusern. „Das war meine Wohnung“, sagt sie und schaut hoch zum Dachgeschoss in Haus 11, aus der das Löschwasser läuft und die Wand hinab fließt. Die 36-Jährige ist mit ihrem 16-jährigen Sohn rausgerannt, nachdem sie von einem lauten Knall wach geworden ist und die Flammen im Nachbarhaus gesehen hat. „Meine Kater sind da noch drin“, sagt sie. „Der Dicke hat sich unterm Bett versteckt, eigentlich ist er schlau, vielleicht schafft er es.“ Er schafft es. Um 12 Uhr trägt ein Feuerwehrmann das völlig durchnässte Mäxchen über den Hof und drückt ihn der weinenden 36-Jährigen in den Arm. Auch der andere Kater hat überlebt.
Ein Hubschrauber kreist über der Siedlung. Brandermittler filmen mit einer Wärmebildkamera von oben, um weitere Glutnester in zu erkennen. Die Nachlöscharbeiten dauern bis zum Nachmittag.
Acht Häuser haben letztlich gebrannt, sechs sind nicht mehr bewohnbar. 29 Menschen sind obdachlos. Die Brandermittler konnten das Haus Nummer 9, in dem das Feuer ausbrach, am Freitag noch nicht betreten, weil es einsturzgefährdet ist. Eine zur Straße gelegene Giebelwand musste eingerissen werden. Erste Ermittlungen ergeben aber keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandstiftung, Indizien deuten vielmehr auf Fahrlässigkeit hin.
Am Mittag kehrt Josef Metzger Erde vor seinem Häuschen zusammen, pflanzt Berberitze in ein Beet. Die Sträucher waren in einem Betonkübel, der auf dem Weg stand. Metzger hat die Pflanzen am frühen Morgen herausgerissen und mit seinen Nachbarn den wuchtigen Kübel aus dem Weg geräumt, um Platz zu schaffen für die Feuerwehr. „Berberitze sind teuer“, sagt er. „Die kann man nicht einfach verkommen lassen.“ Es ist der Versuch, ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen.