Köln-OssendorfHäftling erhängt sich in der JVA

Die JVA Ossendorf.
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Ossendorf – Um 15.38 Uhr am Montag, so soll es im internen Kontrollbuch vermerkt stehen, sah ein Bediensteter den 43-jährigen Thorsten M. noch lebend in seiner Einzelzelle. Zwölf Minuten später, als der Beamte das nächste Mal durch den Spion der Stahltür schaute, hatte sich der Häftling mit einem Gürtel stranguliert. Alle Wiederbelebungsversuche waren erfolglos, eine halbe Stunde später wurde der Mann für tot erklärt, ein Abschiedsbrief nicht gefunden.
Es ist der zweite Suizid in der Ossendorfer Justizvollzugsanstalt innerhalb von zwölf Tagen. Am 17. Juli hatte sich ein 63-jähriger mutmaßlicher Mörder in seiner Zelle das Leben genommen, ebenfalls erhängt mit einem Gürtel – auch er war laut Anstaltsleitung zwölf Minuten nach der letzten Kontrolle gefunden worden. Der 63-Jährige galt als suizidgefährdet, gemäß den Vorschriften hatte ein Bediensteter alle 15 Minuten einen Blick in seine Zelle geworfen.
In der Drogenszene bekannt
Dasselbe habe man auch bei Thorsten M. gemacht – und das, obwohl der 43-Jährige weder im Zugangsgespräch mit einem erfahrenen Bediensteten noch bei der Zugangsuntersuchung durch einen Arzt einen suizidgefährdeten Eindruck hinterlassen habe, betont der stellvertretende JVA-Chef Wolfgang Schriever. Aber Thorsten M. war seit vielen Jahren drogensüchtig. Am 31. Juli war er in den Klingelpütz eingeliefert worden und seitdem abstinent. Wegen der „möglichen Entzugsproblematik“ habe man sich dazu entschlossen, den 43-Jährigen in den ersten Wochen „mindestens alle 15 Minuten“ zu beobachten, sagte Schriever. Das sei bei drogensüchtigen Gefangenen durchaus so üblich. Es sei zwar keine gesetzliche Vorschrift, aber Erlasse und Vorgaben des Justizministeriums „legen uns diese Vorgehensweise ans Herz“, so Schriever.
Thorsten M. saß seit Donnerstag wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz in Untersuchungshaft. Der 43-Jährige soll in diesem Jahr schon mehrfach mit Drogen von der Polizei erwischt worden sein – zuletzt vor einer Woche in Leverkusen. In der dortigen Drogenszene war er seit vielen Jahren bekannt.Zwei Todesfälle in zwölf Tagen seien sehr tragisch, sagt Schriever. Davor habe es mehr als drei Jahre keinen Suizid im Klingelpütz gegeben. Pro Jahr durchlaufen etwa 7000 Gefangene die JVA Köln.