Seit Wochen unerreichbarKölner stellen Grabkerze für gekappte Telefonleitung auf

Die Baugrube mit dem defekten Telefonkabel-Hausanschluss.
Copyright: Heribert Rösgen
Köln-Neuehrenfeld – Humor zeigt bekanntlich, wer trotzdem lacht. Das rote Grablicht und der bittere Hinweis auf das „Sechswochenamt“ neben einem Hauseingang in der Hermann-Kolb-Straße zeugen tatsächlich von einem letzten Funken Humor, der noch glimmt. Das alleine verdient Hochachtung.Denn eigentlich liegen die Nerven schon lange blank. Blank wie das abgerissene Telefonkabel, das auf einem kleinen Erdhügel neben dem Hauseingang liegt. Es ist sozusagen der stumme Zeuge eines Missgeschicks, das sich am 6. Oktober zugetragen hat.

Ihren Humor haben die Anwohner nicht verloren.
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Die am schlimmsten Betroffenen wissen das Datum noch genau, weil sie von diesem Tag an kein Festnetztelefon mehr hatten und keinen Internetzugang über das häusliche Netzwerk. Bis heute dauert dieser Zustand an. Mehr als sechs Wochen inzwischen.

Eine Grabkerze erinnert an die gekappte Leitung.
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Der Reihe nach: Bevor die Leitung unglücklicherweise gekappt wurde, gab es eine Störung in der Stromversorgung am Haus Nummer 8 in der Hermann-Kolb-Straße. Die ruhige Seitenstraße verläuft parallel zur Subbelrather Straße und verbindet die Myliusstraße mit der Peter-Bauer-Straße. An besagtem Tag rückten Arbeiter des Kölner KTS-Tiefbau-Unternehmens an, das auch Elektro-Arbeiten ausführt. Um an eine durchgeschmorte Kabelmuffe zu gelangen, musste der Boden aufgebaggert werden. Dabei passierte es. Ein Telefonkabel wurde versehentlich gekappt.
Kölner Anwohner bekamen keine Informationen von Telekom oder KTS
Boris Deidenbach, Projektleiter Elektrotechnik des KTS-Tiefbau-Unternehmens, nahm unmittelbar telefonisch Kontakt mit der Deutschen Telekom auf. „Die wollten sich kümmern“, sagt Deidenbach. Doch es passierte nichts, tagelang, wochenlang. Währenddessen waren die Bewohner der Häuser nicht nur von Festnetz-Telefon und häuslichem WLAN abgeschnitten.
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Sie bekamen auch praktisch keine Informationen, ob und wann der Schaden repariert werden kann. „Keiner wusste etwas Genaues, es gab immer wieder neue Terminangaben“, berichtet eine Bewohnerin des Hauses. Sie und weitere Nachbarn behalfen sich bislang mit Prepaid-Handys, was bei manchen gehörig ins Geld geht.
„Bei einem Nachbarn funktionierte sogar der Hausnotruf für den Pflegedienst nicht mehr“, erzählt die 76-Jährige. Sie selbst wurde von Bekannten, die sie telefonisch nicht erreichen konnten, sogar schon für tot gehalten. „Wenn das alles nicht so ärgerlich wäre, könnte man ja darüber schmunzeln“, sagt die Bewohnerin. „Auch wir wurden von den Bewohnern angesprochen“, berichtet Boris Deidenbach. Nach drei Wochen habe die Telekom auf eine Melde-Möglichkeit via App hingewiesen. Das Smartphone-Programm namens „Trassen Defender“ ist speziell für Fälle von Beschädigungen an Leitungen gedacht.
Die entsprechende Internetseite informiert in geradezu beruhigendem Tonfall. Mit hübschen Piktogrammen wird erklärt, dass sich eine Beschädigung „mit wenigen Klicks“ melden lasse. Und dann heißt es – neben einem Uhrensymbol, das die Zeitspanne von 24 Stunden anzeigt – „Wir kümmern uns baldmöglichst um die Instandsetzung. In dieser Zeit hören Sie nichts von uns.“ „So schön das alles klingt, es funktionierte aber nicht“, berichtet Boris Deidenbach. Mehrere Meldungsversuche via App kamen nicht durch.
Telekom reagiert auf Vorwürfe der Kölner Anwohner
Die Antwort der Deutschen Telekom auf die Anfrage dieser Zeitung nach dem Vorfall lässt den Schluss zu, dass beim Unternehmen durchaus schon bekannt ist, was genau in der Hermann-Kolb-Straße kaputt gegangen ist: „Das Kabel ist zwischenzeitlich voll Wasser gelaufen und die Hauszuführung muss ausgewechselt werden“, erklärte ein Sprecher. Warum trotzdem immer noch niemand zur Reparatur ausrückt, bleibt rätselhaft und lässt auf Kommunikationsprobleme schließen.
Die Information, dass das abgerissene Telefonkabel seit Wochen in einer offenen Grube nur auf Reparatur wartet, scheint nicht durchgedrungen zu sein, denn weiter heißt es seitens der Telekom: „Wenn keine Klärung mit der Schädigerfirma herbeigeführt werden kann, schicken wir unseren eigenen Tiefbauer um die Hauseinführung komplett zu tauschen.“ Für die Hausbewohner könnte das immerhin einen Hoffnungsschimmer bedeuten. Die letzten Fünkchen an Humor dürften nämlich bald erloschen sein. (red)