„Klangacht“Kölner stellt in Ehrenfelder Werkstatt Instrumente her

Copyright: Florian Eßer
Köln-Ehrenfeld – Vor 40 Jahren baute Benedikt Quirmbach seine erste Gitarre, damals noch auf dem heimischen Küchentisch. Inzwischen betreibt der 63-Jährige eine eigene Werkstatt für Zupf- und Schlaginstrumente in der Keplerstraße: „Ich wollte verstehen, wie Instrumente funktionieren und man lernt mit jedem einzelnen etwas dazu”, erklärt Quirmbach.
Bevor er seine Leidenschaft jedoch zum Beruf machte, schlug er in eigenen Worten „ein paar Umwege ein”. Nach der Schule studierte Quirmbach zunächst Spanisch und Publizistik, dann absolvierte er eine Tischlerlehre. Auf diese folgte ein Studium des Industriedesigns, bevor er 25 Jahre als selbstständiger Webdesigner und Programmierer arbeitete: „In dieser Branche aber herrscht ein enormer Zeitdruck und ich hatte keine Lust mehr, acht oder zehn Stunden pro Tag vor dem Bildschirm zu sitzen.”
Der Kölner hat seine Profession gefunden
2015 eröffnete er dann seine Ladenwerkstatt „Klangacht” in der Keplerstraße, die er noch drei Jahre lang parallel zum Job als Webdesigner betrieb. Inzwischen aber widmet er sich seinen Instrumenten hauptberuflich: In seiner Werkstatt baut Quirmbach nicht nur Ukulelen, E-Gitarren und E-Bässe selbst, sondern wartet und repariert auch beschädigte Instrumente seiner Kunden. Zusätzlich bietet er Wochenend-Workshops an, bei denen er mit den Teilnehmern Cajones und Cigarbox-Guitars anfertigt. Ein Cajon ist eine Kistentrommel, bei Cigarbox-Guitars handelt es sich um Saiteninstrumente, die unter Verwendung alltäglicher Gegenstände entstehen. Für den Klangkörper können dabei etwa die namensgebenden Zigarrenkisten oder auch Blechdosen und Pappkartons verwendet werden. Entstanden sind die improvisierten Instrument im Amerika des 19. Jahrhunderts und kamen dann zum Einsatz, wenn Armut oder andere Umstände den Kauf ‘richtiger’ Gitarren unmöglich machten: „Bei diesen Instrumenten kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen”, erklärt Quirmbach, „die meisten Menschen haben die benötigten Materialien im Keller liegen.”

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Breites Kursangebot in der Ehrenfelder Werkstatt
Neben den Cigarbox-Gitarren hilft Quirmbach seinen Kunden aber auch beim Bau aufwendigerer Instrumente. Unter individueller Betreuung können Musikfans in seiner Werkstatt etwa Ukulelen und Gitarren anfertigen - das aber dauert länger als ein Wochenende: „So etwas ist ein langfristiges Projekt, auf das man sich einlassen muss”, erklärt der gebürtige Kölner, laut dem es schon einmal ein Jahr lang dauern kann, bis man sein fertiges Instrument in den Händen hält.
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Laut des Fachmanns muss man für den Bau nicht zwingend musikalisch sein, er selbst aber spielt gleich mehrere Instrumente: „Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Blockflöte zu spielen”, erzählt Quirmbach lachend, der inzwischen auch das Cello, den Bass und so gut wie alles andere beherrscht, das mit Saiten bezogen ist.
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So finden sich in Quirmbachs Angebot auch besonders ausgefallene Klangerzeuger wie etwa Äolsharfen. Diese sind nach dem griechischen Windgott Aeolos benannt, die Saiten der Harfen werden vom ‘Wind gespielt’: „Diese Instrumente sind recht unbekannt”, erklärt Quirmbach, „dabei erzeugen sie einen sehr schönen, meditativen Klang.”
Klangacht, Keplerstraße 17, geöffnet montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr.