Infografik

Jeder vierte Haushalt armutsgefährdet
Wo leben in Köln die Gutverdiener, wo ist das Armutsrisiko am höchsten?

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Grafik zeigt die Verteilung in der Stadt: Wie hoch ist das Haushaltseinkommen in den verschiedenen Kölner Haushalten?

Wie hoch ist das Haushaltseinkommen in den verschiedenen Kölner Haushalten?

Die Stadt hat eine Erhebung zur Einkommensverteilung durchgeführt. Hier lesen Sie, mit welchem Einkommen Sie zur Mittelschicht gehören.

Jeder vierte Kölner Haushalt ist armutsgefährdet. Das heißt, dass diese Haushalte weniger als 60 Prozent des Einkommensmittelwerts der Bevölkerung zur Verfügung haben. In Köln liegt dieser Einkommensmedian bei einem Nettowert von 2119 Euro. Der Median, also der errechnete Mittelwert, ist dabei aussagekräftiger als der Durchschnitt, da extrem hohe oder extrem niedrige Gehälter diesen stark beeinflussen können.

Die Analyse der Einkommensverteilung in Köln ist das Ergebnis der großen Strukturdatenerhebung, die die Stadt im Jahr 2023 durchgeführt hat. Dazu hat die Stadt im vergangenen Jahr 127.000 Personen angeschrieben, verteilt über alle 86 Stadtteile, alle Altersgruppen und sowohl mit deutscher als auch ausländischer Nationalität. Knapp 23.000 Fragebögen waren am Ende auswertbar. Aus diesen kann die Stadt wertvolle Erkenntnisse ziehen – unter anderem darüber, wo in Köln die reichsten und wo die ärmsten Menschen leben und welche Gruppen besonders von Armut bedroht sind. Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

So unterschiedlich sind die Haushaltseinkommen in den Kölner Stadtteilen.

So unterschiedlich sind die Haushaltseinkommen in den Kölner Stadtteilen.

Wie viel Geld haben Kölner Haushalte im Schnitt zur Verfügung?

Durchschnittlich haben Kölner Haushalte ein monatliches Nettoeinkommen von 3208 Euro zur Verfügung. Die Unterschiede sind aber groß, je nachdem ob der Haushalt aus einer Person oder mehreren besteht und wie alt man ist.

Welcher Gruppe in Köln geht es finanziell am besten?

Paaren, bei denen beide Teile im Erwerbsalter sind – also zwischen 18 und 65 Jahren alt. Sie können beide Geld verdienen und ihr Haushaltseinkommen damit hochschrauben, gleichzeitig sind die Wohn- und Nebenkosten niedriger, wenn man sie sich teilen kann. Paare ohne Kinder haben im Schnitt ein Nettoeinkommen von 4908 Euro. Mit minderjährigen Kindern im Haushalt steigt der Wert auf 5379 Euro – vor allem wegen des Kindergelds. Neun Prozent der Kölner Haushalte in Köln gelten als einkommensreich. Die meisten Kölner – nämlich zwei Drittel – zählen zur Mittelschicht. Ein Viertel der Kölner Haushalte kann netto 4000 Euro oder mehr monatlich ausgeben.

Welcher Gruppe in Köln geht es finanziell schlecht?

Elf Prozent der Kölner Haushalte muss netto mit „weniger als 1000 Euro zum Leben auskommen“, heißt es im Bericht. Besonders armutsgefährdet sind Menschen, die allein leben. Sie können sich ihre Lebenshaltungskosten mit niemandem teilen. Stark betroffen sind Alleinerziehende: „Vier von zehn Alleinerziehendenhaushalten sind armutsgefährdet“, heißt es.

Wenn nur ein Elternteil den Haushalt stemmt, ist das Risiko zu verarmen zehnmal größer als bei Paarhaushalten mit Kindern. Dazu kommen geschlechtsspezifische Unterschiede: Alleinerziehende Mütter haben im Schnitt nur 60 Prozent des Haushaltseinkommens, das alleinerziehende Väter haben. Dazu sind Alleinerziehende „häufiger atypisch beschäftigt oder arbeitslos“, also in Teilzeit angestellt oder ohne Job. 15 Prozent der Alleinerziehenden in Köln sind arbeitslos. Das Armutsrisiko steigt aber auch in Haushalten, in denen es viele Kinder gibt. „Mit mehr als zwei Kindern im Haushalt steigt das Armutsrisiko deutlich an“, steht im Bericht. Das hängt unter anderem mit Ausgaben für die Betreuung, Bildung und Gesundheitsversorgung der Kinder zusammen.

Und wem noch?

Ein hohes Armutsrisiko haben außerdem alleinlebende Senioren, die zwischen 65 und 80 Jahren alt sind. Sie haben im Schnitt 1975 Euro im Monat zur Verfügung, 30 Prozent aller alleinlebenden alten Menschen ist damit armutsgefährdet. Zum Vergleich: Paare im gleichen Alter haben ein Haushaltseinkommen von 3465 Euro. Aber auch alleinlebende junge Menschen haben oft wenig Geld.

Kölnerinnen und Kölner zwischen 18 und 24 Jahren, die allein wohnen, sind zu 64 Prozent armutsgefährdet. Besonders erschreckend ist die Quote bei Studierenden, die sich ihre Miete nicht teilen können: sie haben im Schnitt ein Haushaltseinkommen von 864 Euro – damit sind 88 Prozent von ihnen von Armut bedroht.

Wo leben die einkommensstärksten Kölnerinnen und Kölner?

Wenig überraschend: in Hahnwald. Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen liegt hier im Vergleich aller 86 Stadtteile am höchsten, bei satten 8281 Euro. Gutverdiener wohnen außerdem in Widdersdorf, Bayenthal, Fühlingen, Weiß und Junkersdorf. Hier werden jeweils Netto-Haushaltseinkommen von über 4500 Euro erzielt. Im rechtsrheinischen Köln gibt es nur zwei Stadtteile, in denen die Haushaltseinkommen zur Spitze zählen: Rath/Heumar und Elsdorf. Finanziell gut aufgestellte Kölnerinnen und Kölner wohnen vor allem im Kölner Süden und im Kölner Westen.

Wo leben die einkommensschwächsten Kölnerinnen und Kölner?

Im rechtsrheinischen Finkenberg und im linksrheinischen Chorweiler haben die Haushalte nur etwa die Hälfte der 3208 Euro Nettoeinkommen zur Verfügung, die in Köln der Durchschnitt sind. In Finkenberg liegt das durchschnittliche Haushaltseinkommen bei 1722 Euro, in Chorweiler bei 1842 Euro. Als „deutlich unterdurchschnittlich“ werden im Bericht auch die Haushaltseinkommen von maximal 2500 Euro in den Stadtteilen Humboldt/Gremberg, Buchforst, Ostheim, Kalk, Vingst, Höhenberg, Buchheim, Seeberg, Neubrück und Lindweiler bezeichnet. Vier einkommensschwache Viertel liegen im Linksrheinischen, 13 im Rechtsrheinischen.

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