KölschrockWas die Bläck Fööss wegwerfen wollten, nutzt Kölner Band zum Ohrwurm

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Fünf Musiker stehen an einer Theke und haben brennende Drinks vor sich stehen.

Fünf Musiker, die nicht nur an der Theke Feuer versprühen: Eldorado.

Im fünften Jahr ihres Bandbestehens hat die Kölner Gruppe Eldorado ihr zweites Album fertiggestellt. Eines, das für Aufsehen in der kölschen Musik-Szene sorgen wird.

Eldorado gilt bekanntlich als jenes sagenhafte Goldland in Südamerika. Viele Entdecker haben sich jahrhundertelang auf die Suche begeben, aber niemand konnte es finden. Warum sich sechs Kölner Musiker 2018 genau diesen Namen gegeben haben, wird in diesen Tagen deutlicher denn je. Es scheint, als habe Eldorado mit ihrem zweiten Studio-Album einen kleinen Schatz gehoben.    

Auf dem immer größer werdenden Markt kölscher Musik sind neue Album-Veröffentlichungen gerade in der Karnevalszeit nahezu an der Tagesordnung. „Zick zo lääve“, wie das neue Werk heißt, das am Freitag, 13. Januar, vom Label Spektacolonia veröffentlicht wird, sticht dabei jedoch heraus. Was Brings einst begann und Kasalla mit frischem Elan verwirklicht, führt Eldorado nun fort: Hier wird Kölschrock mit all seinen Facetten geschürft.

Eldorado: Kölner Band veröffentlicht zweites Album

Pulsierende Party-Nummern wie „Bes an't Engk“ und markante Gitarrenriffs („Einmol sin mer jung“) wechseln sich mit melodiösen ruhigeren Songs ab, bei denen auch Akkordeon oder Banjo („Zick zo lääve“) zu hören sind. Zudem zeigen Eldorado, dass Liebeslieder wie „Manchmal dräum ich“ auch mit Tempo daherkommen können, statt auf alten Klammer-Blues zu setzen. „Kölsch“ werden die Songs erst, wenn Sänger Manuel Sauer einsetzt – nach dem Intro von „Wenn mer mich frög“ könnten auch Kate Bush oder Phil Collins kommen, so sehr klingt das Keyboard nach den 80er Jahren.   

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Simon Kurtenbach, verantwortlich für alle Tasteninstrumente, erklärt warum: „Der Sound stammt von einem alten Roland-Keyboard, das die Fööss in den 80ern schon hatten. Die wollten das wegwerfen. Wir haben es praktisch vor der Müllkippe gerettet.“ Sogar ein altes Harmonium, das  Kurtenbach bei seinem Opa entdeckte, kam bei den Aufnahmen zum Einsatz.

„Wir wollen für handgemachte Live-Musik stehen, die nicht überproduziert ist oder wo alles glattgebügelt wird, auch wenn wir sehr detailverliebt sind“, sagt Manuel Sauer. Viele Texte des Albums seien autobiografisch, wie etwa „Tünnes un Schäl“. Der Song handelt von Freundschaft und Zusammenhalt. Sauer holt aus: „Am 11.11.2020  war die erste Pandemie geschuldete Absage der Sessionseröffnung. Gegen Nachmittag erhielt ich eine WhatsApp. Mo Torres schrieb mir: ,Wie is et dir Jung?' Ich antwortete nur „nit esu jot“. Ich erhielt daraufhin keine Antwort mehr.“

Eine halbe Stunde später habe der befreundete Rapper mit einem Sixpack Kölsch vor der Haustür gestanden. „Er war einfach da, als es mir schlecht ging und wir schrieben den Song: Ich bin do für dich, su wie du all die Johr für mich, et jeiht ens jot, ens schlääch doch scheef läuf et nie, Fründe halde zesamme, wie Tünnes un Schäl.“

Thematisiert wird auch die Jugendliebe, die man nach vielen Jahren wiedersieht. „Der man bis heute nie gesagt hat, wie man wirklich fühlte“, erzählt der Sänger. „Alle Songs handeln vom Leben. Es war schnell klar, dass dieser Song der Namensgeber für unser Album wird.“

Unterstützung gab es dabei auch von Kölner Kollegen wie Mike Kremer und Andrea Schönenborn. Auch Hannes Braun, Sänger der Hardrock-Band „Kissin' Dynamite“, oder Frank Ramond, Texter unter anderem für Udo Lindenberg, hatten ihre Finger im Spiel. 

137 Auftritte absolviert Eldorado in der aktuellen Session. Eine, die nicht nur aufgrund der neuen Songs eine außergewöhnliche für die Band ist. Manuel Sauer: „Das Publikum gibt nach Corona doppelt so viel Gas.“ Und auch unter den Bands sei der Zusammenhalt nun ein ganz anderer als vor der Pandemie.

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