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Elterntaxis„Schulstraßen“ könnten zur Verkehrslösung an Kölner Schulen werden

Lesezeit 3 Minuten
Elterntaxi Kinder Ranzen Auto

Schulkinder steigen in ein privates Fahrzeug.

Köln – Elterntaxis sind vor sehr vielen Kölner Grundschulen ein großes Problem. Pünktlich vor Schulbeginn sorgen Eltern, die ihre Kinder im Auto bis vor das Schultor fahren, für Verkehrschaos, Stress und vor allem für Gefahren für die Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen. Wenn im August die neuen Erstklässler kommen, wird sich das Problem nochmals verschärfen.

Da die Appelle an die Eltern in den meisten Fällen wirkungslos bleiben, suchen Kommunen nach unterschiedlichen Wegen, den Autotransport zur Schule zu reduzieren.

Lukrativer Wettbewerb

Die Stadt Hilden will diesem Dauerärgernis nun nach den Ferien kreativ und wahrscheinlich ziemlich wirksam begegnen: Dort können die Dritt- und Viertklässler einen attraktiven Ausflug gewinnen, wenn sie darauf verzichten, mit dem Auto zur Schule gebracht zu werden. Bürgermeister Claus Pommer hat für alle Grundschulen der Stadt den Wettbewerb „Bye, bye Elterntaxi“ ausgerufen. In den ersten sechs Wochen des neuen Schuljahres halten alle Lehrerinnen und Lehrer nach, wie viele Kinder den Weg ohne Elterntaxi zurücklegen.

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Die Schulklassen, die prozentual den geringsten Einsatz von Elterntaxen zu verzeichnen haben, gewinnen Preise, die für die Kinder einen echten Anreiz bilden, entsprechend auf die eigenen Eltern einzuwirken: Den drei erstplatzierten Klassen winkt jeweils eine Fahrt ins Phantasialand für die ganze Klasse. Wer die Plätze vier bis zehn belegt, bekommt einen Klassenausflug- in das dortige Kletter- und Boulderzentrum.

Hintergrund der stadtweiten Aktion war die Beobachtung, dass die immer weiterwachsende Anzahl von Eltern, die mit dem Auto bis vor die Schule vorfahren, vor fast allen Grundschulen der Stadt morgens regelmäßig für ein Verkehrschaos sorgte – und damit auch die Kinder gefährdet wurden, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen.

Konzept „Schulstraße“

In Köln versucht man derzeit an immer mehr Schulen auf andere Art, die Problematik in den Griff zu bekommen. Das Kölner Aktionsbündnis „Kidical Mass“ hat das Konzept der so genannten „Schulstraße“ entwickelt. An Schulen – wie zuletzt der Gemeinschaftsgrundschule Diesterwegstraße in Brück – wird formell als Demonstration angemeldet eine Woche lang die Straße vor der Schule jeweils von 7.45 Uhr bis 8.15 Uhr und von 14.45 bis 15.15 Uhr für den Autoverkehr gesperrt - also eine halbe Stunde vor Schulbeginn und die halbe Stunde nach Schulschluss. Ausgenommen sind Taxen, Rollstuhltransporte, Schulbusse sowie Fahrzeuge von Lehrern und Anwohnern.

Projekt wird vielerorts zur Dauerlösung

Ziel ist es, dies jeweils nach einem positiven Testlauf zur Dauerlösung zu machen. „Wir haben das schon an drei Schulen in den Bezirken Lindenthal, Ehrenfeld und Mülheim durchgesetzt“, erzählt Steffen Brückner von Kidical Mass. In allen drei vorherigen Fällen hätten die Bezirksvertretungen anschließend beschlossen, diese zeitlich begrenzten Sperrungen morgens und nachmittags zu einer ständigen Regelung zu machen. Kidical Mass hofft nun, das Modell auf möglichst viele Kölner Grundschulen auszuweiten.

Verkehrserzieher verweisen regelmäßig darauf, dass Eltern den Kindern mit dem Elterntaxi keinen Dienst erweisen. Sie kritisieren, dass man die Kinder so zur Unselbstständigkeit erziehe und sie nicht mehr lernten, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden. Vorteil des selbstständigen Zurücklegens des Fußwegs sei daher neben einem nicht robusterem Immunsystem und sportlicher Bewegung, vor allem mehr Sicherheit und Selbstständigkeit im Straßenverkehr.

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