Nach nur elf JahrenDarum muss das Kölner Funkhaus schon wieder saniert werden

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DFunk

Das 102 Meter hohe Funkhaus des Deutschlandradios.

Köln – Das Deutschlandradio verteidigt die geplante 188-Millionen-Euro-Sanierung seines Funkhauses in Köln, obwohl das 102 Meter hohe Gebäude erst zwischen 2000 und 2013 für insgesamt 47 Millionen Euro teils saniert worden ist. Laut eines Sprechers wurden damals der komplette Brandschutz und eine begleitende Teil-Sanierung an dem Haus von 1979 erledigt.

Der Sprecher teilte mit: „Der Fokus bei der zurückliegenden Sanierung lag auf dem Brandschutz. Die Sanierungen sind demnach nicht direkt vergleichbar. So wurden damals zum Beispiel das Bauwerk, die Fassade sowie auch vereinzelte Anlagen und Einrichtung nicht vollumfänglich saniert.“ Im Funkhaus produziert das Deutschlandradio die Programme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova.

Angesichts der Skandale beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und seiner mittlerweile abberufenen Intendantin Patricia Schlesinger stehen die Ausgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aktuell besonders im Fokus, dazu zählen Großprojekte wie eben das Funkhaus des Deutschlandradios oder auch das WDR-Filmhaus. Das Filmhaus an der Nord-Süd-Fahrt saniert der WDR aktuell bis 2024 für 240 Millionen Euro, es waren mal 130 Millionen Euro geplant.

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Die Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) analysiert den Finanzbedarf von ARD, ZDF, Deutschlandradio und ARTE, sie stellt beispielsweise die Wirtschaftlichkeit des WDR-Filmhauses infrage und lässt grundsätzlich die Immobilienprojekte der Sender jetzt gutachterlich untersuchen.

Gutachter legt Ergebnisse im Frühjahr 2023 vor

Es geht um das Management und die Kosten für die Immobilien, beispielsweise der WDR zahlt laut KEF je Quadratmeter Nutzfläche 16.283 Euro bei der Sanierung, das sind 157 Prozent mehr als bei vergleichbaren ARD-Großbauprojekten. Die KEF hat 69,1 Millionen Euro für die Sanierung gesperrt, weil das Verfahren zur Anmeldung der Kosten laut ihrer Aussage Transparenzdefizite hatte. Der WDR verweist darauf, dass er die Sanierung weiter für wirtschaftlicher als einen Neubau hält. Im Frühjahr 2023 sollen die Ergebnisse der Gutachter vorliegen, ob die Sender anders mit ihren Immobilien umgehen müssen.

Das Ergebnis könnte auch die Sanierung des Deutschlandradios am Raderberggürtel betreffen, dort soll unter anderem der Asbest im laufenden Betrieb aus dem Funkhaus ausgebaut werden. 2024 soll die Generalsanierung beginnen, elf Jahre nach dem Ende der Teilsanierung. 2034 soll sie enden.

Frühere Mitarbeiter wundern sich über erneute Sanierung

Auf die Frage, warum die nun geplanten Arbeiten damals nicht erledigt worden sind, antwortete der Sprecher: „Neuere Erkenntnisse zu asbesthaltigen Putzen und Spachtelmassen (zum Beispiel von 2017) haben Deutschlandradio veranlasst, diverse Stichproben im Funkhaus Köln entnehmen zu lassen. Hierbei wurden asbesthaltige Baumaterialien nachgewiesen, die aber gebunden sind und keine aktuelle Gefahr darstellen.“

Nach dem Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“ Anfang August über die 188-Millionen-Sanierung hatten sich verwunderte frühere Mitarbeiter gemeldet. Sie fragen sich, warum nun schon wieder saniert werden müsste und berichteten, dass schon damals das Asbestproblem bekannt war.

Brandschutz nur ein Aspekt bei Generalsanierung

Der Sprecher verweist darauf, dass die anstehende Generalsanierung voraussichtlich 2024 beginnen soll, der Brandschutz nur eine von fünf Maßnahmen gewesen sei und die Arbeiten am Brandschutz teils schon 24 Jahre zurückliegen. „In dieser Zeit haben sich nicht nur die Erkenntnisse, sondern auch die Anforderungen und Möglichkeiten deutlich verändert. Dies wird auch an der gegenwärtigen Diskussion zu Energie-Effizienz und zu nachhaltigen Bauen noch einmal besonders deutlich.“

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