Satirischer WochenrückblickEin Funkel Hoffnung

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Den Ball einfach mal auf die Tribüne hauen. Friedhelm Funkel hilft beim FC aus.

Den Ball einfach mal auf die Tribüne hauen. Friedhelm Funkel hilft beim FC aus.

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • In dieser Woche geht es um die Schulplatz-Tombola

Köln – Die absurd anmutende Nachricht, dass ab Montag die letzten Plätze an weiterführenden Schulen in Köln bei einem Kinderlotto verlost werden, erinnert mich an den Rechnungsprüfer, der vor drei Jahren den Glücksspielstaatsvertrag derart rigoros auslegte, dass die Alten in der Küche des Seniorentreffs der Riehler Heimstätten nach 15 Jahren kein Bingo mehr spielen durften.

Weil als Gewinn eine Tafel Schokolade oder ein Eierlikörchen lockte. Preise, die von der rüstigen Truppe durch den Erwerb von Bingokarten selbst finanziert wurde. Glücksspiel, so der Rechnungsprüfer damals, liege immer dann vor, wenn der Gewinn vom Zufall abhängig sei und ein größerer, nicht geschlossener Personenkreis die Möglichkeit zur Teilnahme ab.

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Das kann man bei rund 1000 „immer noch eine Schule Suchenden“, die man früher Schulkinder nannte, getrost behaupten. So gesehen öffnet am ersten Kölner Gymnasium am Montag das Casino Abiturale zum ersten wirklich wichtigen Spiel des Lebens, bevor es für die Kinder nach vielen Jahren hoffentlich bei einer fröhlichen Ü-80-Party in einer altengerechten Bingohölle auf die Zielgerade einbiegt. Bis nichts mehr geht.

Spielerische Leichtigkeit

Sollen wir uns also beschweren über die Art, wie man in Köln Lebenswege vorzeichnet, spielerisch eben und mit einer gewissen Leichtigkeit? Und nicht mit diesen fürchterlichen Helikopter-Eltern, die eine Schule schon für abbruchreif halten, wenn sich auf der Zufahrt zwei SUVs nicht ungestört begegnen können. Sollen wir uns beschweren? Nein. „Realschule oder Gesamtschule? Oder Gymnasium? Hauptsache Ferien!“

Mit dieser lockeren Art hat es Andy Möller-Mailand-Madrid-vom ehrbaren Bürokaufmann bis zum Fußball-Weltmeister 1990 gebracht. Und nach einer Woche wie dieser könnte uns diese Einstellung durchaus über die nächsten Tage und die Ausgangssperre retten. „Vun drusse noh drinne? Hauptsache Kölle.“

Auf die Tribüne kloppen

Ich bin mir sicher. Auch den Effzeh wird das nach der Pleite im Duell der Karnevalsvereine, dem Rauswurf des Trainers und vor dem Derby in Leverkusen irgendwie über die letzten sechs Spieltage bringen. Weil Gisdols Nachfolger die kölsche Mentalität erstens schon ein bisschen kennt und deshalb seinen Jungs rät, den Ball im Notfall auch einfach mal auf die Tribüne zu kloppen, damit sich die Abwehr wieder formieren kann. Zumal da wegen der Pandemie ja keiner sitzt, der sich ernsthaft verletzen könnte.

Das ist die Lockerheit, die wir jetzt brauchen. Scheißegal wie beschränkt der Ausgang auch sein mag. Kloppen wir das Virus einfach aus der Stadt und bleiben zuhause, damit sich die Corona-Abwehr wieder formieren kann. Und wenn das alles nichts nutzt, bleibt uns immer noch ein Funkel Hoffnung.

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