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Gezielte Hilfen für Menschen in Zollstock

4 min

Für Hartmut Menden kam es überraschend, als ihm vor 25 Jahren das Zollstocker Ehepaar Anneliese und Kurt Vogt eine Geldsumme im hohen sechsstelligen Bereich zur Verfügung stellte, um damit neue Spielplätze in Zollstock zu bauen. Nach Rücksprache mit einem Notar schlug er die Anlage des Geldes in Form einer Stiftung vor, für die langfristige Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Senioren. Die Eheleute waren einverstanden und die Stiftung wurde nach ihnen benannt. Beide sind inzwischen verstorben. Entsprechend der Vorgabe betreut Hartmut Menden seitdem ehrenamtlich die Vogt-Stiftung. Zum Vorstand gehört ein fünfköpfiges Kuratorium.

Herr Menden, was machen Sie mit dem Geld, das Sie für die Vogt-Stiftung verwalten?

Das Stiftungsvermögen, das sicher in einem Sonderfonds angelegt ist, wirft Überschüsse ab durch Zinsen. Dieses Geld wird ausschließlich in Zollstock gemeinnützig verwendet. Der Spielplatz am Rosenzweigweg ist fast ausschließlich durch die Vogt-Stiftung so schön hergerichtet geworden. Die Basketballkörbe im Vorgebirgspark stammen von uns. Wir haben Schulbüchereien aufgefrischt, Rollstühle für inklusive Schulen besorgt und laden Schulklassen zu Exkursionen in die Natur ein. Manche Kinder kennen ja kaum den Unterschied zwischen Nadel- und Laubbäumen. Besonders erfolgreich sind unsere Kulturfahrten für Senioren. Bisher sind wir mit drei Bussen ausgekommen, jetzt müssen wir um einen aufstocken. Die Nachfrage ist riesengroß. Und natürlich ist unsere große Weihnachtsfeier etwas ganz Besonderes für ältere Menschen. Dabei ist mir wichtig, dass die Feier als christliches Kulturfest gestaltet wird und daraus keine Schunkelparty wird.

Und wer organisiert das alles?

In der Hauptsache sind das meine Frau Vera und ich, wir tun das freiwillig. Das geht ganz gut, wir haben schon Erfahrung, weil wir es schon so oft gemacht haben. Aber wir werden auch immer wieder unterstützt von der Familie und von Helfern aus den Pfarreien. St. Pius stellt uns auch den Pfarrsaal für die Weihnachtsfeier mit immerhin 250 Teilnehmern zur Verfügung.

Warum das Engagement?

Ich habe damals die Aufgabe als Stiftungsvorstand übernommen und ich erfülle sie auch, ohne einen müden Euro dafür zu verlangen oder zu erhalten. Und ich tue es gern, es macht wahnsinnig viel Spaß. Es ist wichtig, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Viele Menschen brauchen Unterstützung. Als ich noch Ratsmitglied war, habe ich bei Jubiläumsbesuchen gesehen, dass viele Mitbürger sehr vereinsamt leben. Sie freuen sich unglaublich über Besuche und wenn sie einmal heraus kommen aus den vier Wänden. Bei unseren Weihnachtsfeiern haben manche Tränen in den Augen vor Rührung. Diese Dankbarkeit motiviert mich immer wieder neu. Leider treffe ich immer häufiger auf Vereinsamung, auch schon bei jüngeren Menschen.

Wie nährt sich das Stiftungsvermögen?

Durch Zustiftungen und Kleinspenden zwischen 100 und 1000 Euro. Sie gehen eigentlich das ganze Jahr über ein. Aber es sind nicht mehr so viele Zuwendungen, weil es zahlreiche andere soziale Einrichtungen gibt, die Spenden abgreifen. Aber vor kurzem hat die Vogt-Stiftung wieder zwei Groß-Testamente erhalten von Bürgerinnen, die früher öfter bei den Bustouren mitgefahren sind. Einmal waren es 100 000 Euro, einmal 50 000 Euro. Eine weitere Bürgerin hatte eine sehr große Summe angekündigt. Aber die Spende ging dann an die Krebshilfe.

Die Zinsen sind derzeit mager. Kann die Stiftung überhaupt noch etwas erwirtschaften?

Es geht noch, aber wir können nicht alle Anträge berücksichtigen, die von Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen bei uns ankommen. Eigentlich wollten wir die Unterstützung auch auf andere Stadtteile außerhalb von Zollstock ausdehnen. Das können wir im Moment nicht leisten. Unsere Fahrten, unsere Weihnachtsfeier werden auf jeden Fall stattfinden. Man muss dazu auch sagen, dass im Vorstand auch das fünfköpfige Kuratorium absolut ehrenamtlich arbeitet. Nicht einmal ein Glas Kölsch wird mit dem Stiftungsgeld bezahlt.

Und wenn die Zinsen wieder steigen, was ist Ihr nächstes Projekt?

Ich habe schon einmal an einen Trimmpfad für Senioren im Vorgebirgspark gedacht. Es gab auch einmal im Zusammenhang mit einer Großspende den Plan für ein Hospiz und ein Kinderhospiz in Zollstock. Aber aus dem Riesenbetrag wurde dann eine eigene Stiftung.

ZUR PERSON

Hartmut Menden (71) ist gelernter Einzelhandelskaufmann. Vor 25 Jahren gründete er mit einem Kompagnon die „Depot“-Geschäftsfilialen für Deko-Artikel in Köln und Umland. Vor drei Jahren hat er die Geschäfte aufgegeben; sie werden allerdings unter dem gleichen Namen von einer Schweizer Unternehmenskette weiter geführt. Bis 2006 war er als Ratsmitglied der CDU, inzwischen ist er nicht mehr in der Politik aktiv. Er lebt mit seiner Frau in Zollstock, hat vier Kinder und acht Enkel.

STECKBRIEF

Das mag ich an Zollstock: Die gute Nachbarschaft und die Hilfsbereitschaft

Lieblingsort in Zollstock: Es gibt schöne Spielplätze, ich bin dort oft mit meinen Enkeln.

Das könnte besser sein: Die Vereinsamung älterer Menschen ist ein Problem. Und es gibt keine Station der Kölner Tafel.