Razzia wegen BetrugsverdachtsKölner Goldhändler soll für Clan gearbeitet haben – wie das System funktionierte

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Goldbarren in unterschiedlicher Größe liegen bei einem Goldhändler in einem Tresor.

Die Kölner Händler sollen auf einen steigenden Goldpreis spekuliert haben. Insgesamt könnten Anleger rund 30 Millionen Euro verloren haben.

Ein Kölner Goldhändler soll in kriminelle Geschäfte verstrickt gewesen sein. Nun sind bei einer Großrazzia Unterlagen aufgetaucht.

Das Geschäftsmodell der Bonus.Gold GmbH in Köln schien äußerst lukrativ zu sein. Zwischen 2017 und 2020 veräußerten die damaligen Firmenchefs Murat und später sein Sohn Taha K. über ihr Vertriebsnetzwerk Goldbarren.

Kölner Händler spekulierte zu riskant – Geschäft brach zusammen

Gegen horrende Renditeversprechen von bis zu 22 Prozent binnen zwei Jahren lagerte die Firma das gekaufte Edelmetall ein, anstatt die Ware an die Käufer abzugeben.

Mit einer Wette auf den steigenden Goldpreis sollten Gewinne erwirtschaftet werden, um die Renditeansprüche der Anleger zu befriedigen.

Weitere Erlöse für die Investoren wollten die Firmenchefs mit dem Handel von Altgold und türkischem Hochzeitsschmuck erwirtschaften. Das System brach offenbar bald in sich zusammen. Bis heute warten viele Anleger auf ihr Geld.

Kölner Staatsanwaltschaft ordnete Großrazzia an

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, hat die Staatsanwaltschaft am gestrigen Mittwoch eine Razzia gegen Mitglieder des Vertriebsnetzwerks durchgeführt. Laut Behördensprecherin Stephanie Beller laufen gegen zwölf Beschuldigte Ermittlungen „wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Goldhandel-Unternehmens zwischen 2017 bis 2020 in Köln“. Vor drei Jahren sei der Betrieb des Unternehmens dann eingestellt werden.

Den Angaben zufolge wurden 13 Objekte in Köln, Wuppertal, Ludwigshafen am Rhein, im Landkreis Gießen, im Wetteraukreis sowie in der Stadtregion Frankfurt am Main durchsucht. Dabei seien umfangreiche Beweismittel in Form von Unterlagen und elektronischen Geräten sichergestellt worden, hieß es.

Derzeit listen die Ermittler 190 Geschädigte mit einem Anlagevolumen von insgesamt rund 4,5 Millionen Euro auf. Die Schadensumme könnte sich noch erhöhen. Insgesamt gehen die Strafverfolger von angelegten Vermögenswerten in der Größenordnung von gut 30 Millionen Euro aus.

Schon die Firmengründung warf Fragen auf

Laut „Handelsblatt“ wirft bereits die Entstehungsgeschichte des Kölner Goldhändlers Fragen auf. Demnach gründeten Ex-Mitarbeiter der Skandalfirma Pim Gold den Kölner Nachfolger.

2017 veräußerten sie das Geschäft an die türkischstämmige Familie K.. Die Pim Gold ging vor vier Jahren nach einer Razzia pleite. Damals fehlten zwei Tonnen Kundengold im Wert von 150 Millionen Euro. Der ehemalige Geschäftsführer der Pim Gold wurde nach zweijährigen Verhandlungen zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Laut Ermittlungsvermerken, die dieser Zeitung vorliegen, führt die Spur der ehemaligen Betreiber der Kölner Bonus.Gold auch ins Geldwäschemilieu.

Wertsachen und Geld soll in die Türkei verschoben worden sein

Demnach sollen Murat K. und später sein Sohn für einen der Bosse aus dem kurdisch-libanesischen Omeirat-Clan gearbeitet haben. Goldbarren und Schmuck, die Betrügerbanden mit der Masche „Falsche Polizisten“ bei vermögenden alten Menschen abzockten, landeten laut Staatsanwaltschaft Bochum in Köln bei der Bonus.Gold GmbH. Im Auftrag der Omeirats verschob die Kölner Firma die erschwindelten Wertsachen zu den Hintermännern in die Türkei.

In einem belauschten Gespräch prahlte einer der Clanbosse, dass Bonus.Gold-Macher Murat K. ihm quasi hörig sei. „Der ist wie ein Ring an meinem Finger.“ Der Goldhändler werde für ihn sterben und alles für ihn tun.

Zuletzt erst habe er ihm vier Kilo (vermutlich Gold) auf den Tisch gestellt. Am 27. April 2020 befahl der Clanchef dem Kölner Goldhändler, gut 50.000 Euro an den Bosporus zu transferieren.

Der Clanboss konnte rechtzeitig vor einer großangelegten Festnahmeaktion im Jahr 2020 in die Türkei flüchten. Auch die beiden Ex-Goldhändler aus Köln sollen sich in ihre Heimat abgesetzt. Die deutschen Behörden suchen die Tatverdächtigen mit internationalem Haftbefehl.

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