Die Stadtverwaltung will dieselbe Agentur engagieren wie Hamburg, um Baukosten um ein Drittel zu senken: Kommt der „Köln-Standard“?
Agentur soll helfenStadt Köln will Baukosten für Wohnungen massiv senken

In der Nähe des Zoos entsteht ein neues Wohnviertel: Viel wird in Köln allerdings nicht gebaut (Symbolbild).
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Die Stadtverwaltung will die Baukosten für neue Wohnungen um 30 Prozent senken – so wie Hamburg es derzeit versucht. Der Stadtstaat will mit dem „Hamburg-Standard“ 2000 Euro pro Quadratmeter einsparen. Die Kölner Verwaltung will nun dieselbe Agentur engagieren, die Hamburg bei dem Prozess begleitet hat: „PD – Partner der öffentlichen Hand“. Zwar nennt die Stadt es nicht so, aber herauskommen würde analog der „Köln-Standard“.
Dem muss der Rat erst noch zustimmen, der am 4. September das letzte Mal vor der Kommunalwahl zusammenkommt. „Die hohen Standards für den Bau von Wohnungen führen dazu, dass neuer Wohnraum für Normalverdiener nur noch mit staatlichen Förderungen bezahlbar bleibt“, sagte Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack.
Der Projekttitel: „Bezahlbar Bauen und Wohnen in Köln“. Dafür sollen Entscheidungsverantwortliche der Stadtverwaltung, Bauherren, Projektentwickler, Juristen und Vertreter des Stadtrats gemeinsam Kostentreiber identifizieren und bis zum Frühjahr 2026 ein Modell für kostenreduzierten Wohnungsbau entwickeln.
„Hamburg-Standard“ nicht eins zu eins auf Köln übertragbar
Am Mittwoch war bei einer Abfrage der Redaktion noch nicht erkennbar, ob eine Mehrheit für das Engagement der Agentur zustande kommt. Es geht um viel Geld: 664.000 Euro brutto würde der Prozess in Begleitung durch die Agentur kosten.
Für 1,2 Millionen Euro berät sie den Stadtstaat seit April 2024, geplant ist eine Vertragslaufzeit bis März 2027, wie die Agentur angibt. Dortiger Projekttitel: „Initiative kostenreduziertes Bauen“. Im Februar verkündete Hamburg, die angestrebte Einsparung sei wirklich möglich.
Ein Sprecher der Wohnungsbauinitiative, einem Zusammenschluss diverser Bauträger in Köln, sagte, vieles sei vom „Hamburg-Standard“ „eins zu eins“ auf Köln übertragbar, aber anderes eben auch nicht. Köln ist mit der Landesbauordnung maßgeblich von NRW-Gesetzen abhängig, Hamburg als Stadtstaat kann freier agieren. „Die Initiative begrüßt grundsätzlich den Prozess, der aber nur Sinn ergibt, wenn alle Dezernate und die Politik an einem Tisch sitzen.“ Der Sprecher kritisierte, dass schon der letzte Versuch, Baukosten zu senken, von Teilen der Kölner Politik auf ein „Konsenspapier“ geschrumpft worden sei. Nach mehr als einem Jahr Beratung war im Unterausschuss Wohnen des Rates ein Elf-Punkte-Programm veröffentlicht worden, von dem am Ende viele Beteiligte sagten, es gehe nicht weit genug.
Neue keine Erfahrungen mit „Hamburg-Standard“
Der „Hamburg-Standard“ wird gerade erst in Pilotprojekten umgesetzt – der einzige Kritikpunkt des Kölner Rechnungsprüfungsamtes, das Beschlussvorlagen wie diese standardmäßig untersucht: „Daher liegen noch keine praktischen Erfahrungswerte vor, wie stark die Baukosten tatsächlich gesenkt werden können und ob erzielte Einsparungen umfassend in Form geringerer Mietpreise den betroffenen Mieterinnen und Mietern zugutekommen.“
Im Mai soll es ein Vorgespräch mit PD gegeben haben, an dem die Dezernenten Markus Greitemann und Andree Haack, die Leiterin der Wohnungsbauleitstelle Franka Schinkel, Vertreter der Kölner Wohnungswirtschaft inklusive der Wohnungsbauinitiative Köln und der GAG-Vorstand beteiligt gewesen sein sollen. Hinter vorgehaltener Hand war zu hören, dass die Verwaltung dem Rat die Vorlage eigentlich schon früher vorlegen wollte, aber Wohnungsbau als eines der großen Themen dieses Wahlkampfes ein kontroverses unter den Parteien ist, zumal Baudezernent Greitemann der OB-Kandidat der CDU ist.
Am Mittwoch war eine klare Befürwortung nur von der CDU zu hören. Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz sagte: „Wir begrüßen und unterstützen die im Dezernat von Herrn Greitemann erarbeitete Vorlage. Denn es geht um das wichtige Anliegen, die Baukosten für Wohnungen zu senken und den Bau neuer Wohnungen anzukurbeln.“
Beratung in den Fraktionen erst nach den Ferien
Die anderen Fraktionen wollen sich nach den Ferien erst beraten, bevor sie eine finale Entscheidung treffen. Pascal Pütz (SPD) sprach von einer „schwierigen“ Frage: „Wir finden es wichtig, dem Hamburger Modell zu folgen und die Baukosten zu reduzieren. Aber: Externe Beratung, auch eine in öffentlicher Hand, brauchen wir nicht für mehr als eine halbe Million Euro einzukaufen. Wir haben die Expertise hier vor Ort.“
So sieht es in Teilen auch Stefanie Ruffen, baupolitische Sprecherin der FDP: „Wir haben doch ein Wohnungsbauforum, da sitzen die ganzen Player schon drin.“ Doch: „Der Druck ist so hoch, wir müssen alles versuchen.“ Auch die Linke berät sich noch, Michael Weisenstein sagt: „Es wird darauf ankommen, wie man Standards senken kann, ohne Förderungen zu verlieren. Die Förderbedingungen definiert das Land, nicht die Kommune.“
Sabine Pakulat (Grüne) begrüße den Plan der Verwaltung grundsätzlich. Sie verwies auf die verwaltungseigene Ursachenerklärung für die hohen Baukosten in der Vorlage, an erster Stelle: „Gestiegene Zinsen, explodierende Materialpreise“ und sagte: „Die hohen Baukosten kommen nicht hauptsächlich zustande, weil wir die Standards gehoben haben, wie es die Wohnungswirtschaft uns vorwirft.“ Ob es realistisch ist, 30 Prozent der Kosten in Köln zu senken, zweifelt sie also an: „Haben wir genug Einfluss auf die Finanzinstitutionen und Preise, diese Kostentreiber anzugehen?“
Erika Werres, WvM-Geschäftsführerin und damit Vertreterin einer der Kölner Projektentwickler, sieht das anders: „30 Prozent ist ambitioniert, aber wenn alle mitmachen, halte ich das für realistisch.“