Die Harvard Krokodiloes gehören zu den ältesten Acappella-Gruppen weltweit. Doch die Politik von Trump hat auch Auswirkungen auf die Sänger.
Harvard Krokodiloes in Köln„Trumps Einschränkungen hätten erhebliche Folgen für uns“

Konzert der Harvard Krokodiloes in der Volksbühne im Juli 2024. Die Kölner Konzerte bildeten den Tourabschluss der Acappella-Gruppe.
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Makelloser Look im Smoking, adrettes Auftreten, das durch humoristische und selbstironische Einlagen wieder aufgelockert wird, musikalisches Können: Wenn die älteste Accapella-Gruppe der US-Elite-Uni Harvard, die Harvard Krokodiloes, kurz „The Kroks“, die Bühne betreten, dann arbeiten die zwölf jungen Männer nicht nur gekonnt ein musikalisches Programm mit Jazz-, Soul-, Funk- und Popnummern ab, sondern bieten eine durchchoreographierte Show.
Entsprechend waren die Doppelkonzerte in der Volksbühne am Rudolfplatz in den vergangenen zwei Jahren gut ausgelastet, das Publikum hat immer schnell zugegriffen, wenn klar wurde: Die Gesangsgruppe mit einer rund 80-jährigen Historie kommt im Rahmen der jährlichen Welttournee wieder nach Köln. Der Ticketverkauf Anfang August, also direkt nach Tourabschluss, sei auch noch wie geplant gelaufen, sagt Axel Molinsiki, Betreiber der Volksbühne dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Ruckzuck haben wir da 200 Tickets verkauft. Und das war es dann, danach vielleicht noch 30 Stück, dabei hätten wir pro Abend an die 400 Plätze. Ich kann mir das nur mit einer Abwehrhaltung gegenüber dem Amerikanischen und der aktuellen Situation erklären.“ Mitte der Woche verkündete Trump, an ausländische Studierende und Au-pair-Anwärter zunächst keine Termine mehr für Visa vergeben zu wollen, da zunächst deren Social-Media-Profile etwa auf propalästinensische Inhalte hin kontrolliert werden sollten.
Die Hälfte der Harvard Krokodiloes besteht aus internationalen Studierenden
Auch war der Schock groß, als Trump ein Einschreibungsverbot ausländischer Studierende in Harvard beschloss, das eine Richterin allerdings kurze Zeit später kippte. Das bringt die Harvard Krokodiloes in eine Lage der Verunsicherung.
„Die Hälfte unserer Mitglieder in diesem Jahr ist international, und Trumps Einschränkungen für die Universität, zu denen auch die Annullierung der Visa von zurückkehrenden internationalen Studenten gehört, hätten erhebliche Auswirkungen auf unsere Gruppe – und die Studentenschaft insgesamt. Der Ausschluss internationaler Studierender würde mehr als ein Viertel der Studierenden ausschließen, sodass die Forschung und das Studentenleben nicht mehr in der uns bekannten Weise funktionieren würden. Die Anwälte sind fleißig, wie die 72-seitige Klage zeigt, die nach dem Erlass eingereicht wurde“, sagt John Rhee, Tourmanager und Sänger der Kroks.
Der 20-Jährige betont mehrfach im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Kroks eigentlich unpolitisch seien, normalerweise keine Statements zur Tagespolitik absetzen. Doch die Frage stellt sich zwingend, bedenkt man, dass die Gruppe trotz ungewisser Zukunft Anfang Juni ihre Tour mit Halt auf verschiedenen Kontinenten startet. An der werde auch erstmal nicht gerüttelt. „Wir sind super aufgeregt, unsere Gigs sind bereits gebucht, also sehen wir keinen Grund, etwas abzusagen“, so Rhee.
The Harvard Krokodiloes: Freizeit nur für die Kroks
Wer beim jährlichen Casting der Kroks mehrere Runden besteht und schließlich aufgenommen wird, weiß, dass neben dem Studium und den Kroks kaum mehr Zeit für etwas anderes bleibt. „Während andere Studenten einen Job haben, persönliche Projekte verfolgen, verbringen wir unsere gesamte Freizeit mit den Kroks. Das überlappt sich aber nicht mit den Studienzeiten, Touren finden in den Semesterferien und Proben abends statt. Wenn man einmal Teil der Gruppe ist, ist es sehr intensiv. Wir lieben, was wir machen.“ Das zeige sich auch an den Ehemaligentreffen: Alle fünf Jahre findet ein großes Alumni-Treffen statt. „Es gibt circa 300 Kroks, die weltweit verteilt sind, bis zu 70 Prozent kommen zu den Treffen.“
Wer seinen Abschluss hat, ist automatisch nicht mehr in der Gruppe. Rhee studiert Umweltwissenschaften. Die Studenten, junge Männer meist zwischen 18 und 23, kommen aus unterschiedlichen Fachrichtungen und haben auch musikalisch verschiedene Biografien. „Manche kommen von der Orchestermusik, manche vom Gesang, andere haben wenig Musikerfahrung. Am Anfang des Jahres versuchen wir diese Unterschiede auszugleichen, das ist wohl eine der größten Herausforderungen bei Acappella“, so Rhee.
Das Repertoire ist in all den Jahrzehnten auf rund 300 Lieder angewachsen, davon integrieren die jeweils aktuellen Kroks immer sechs bis zwölf in ihre aktuelle Tour. Auch passen sie sich je nach Umgebung mit lokalen Beiträgen an: Für einen Auftritt in Taiwan lernen sie einen chinesischen Song. Vergangenes Jahr in der Volksbühne sangen sie „Bonnie bonnie banks of Loch Lomond“: Die Melodie des Liedes der schottischen Band Runrig diente den Höhnern als Vorlage für die Hymne des 1. FC Kölns „Mer stonn zu dir“. Da flossen bei so manch einem im Publikum die Tränen.
Harvard Krokodiloes, Volksbühne am Rudolfplatz, Konzerte am Donnerstag, 24. Juli, und Freitag, 25. Juli, jeweils 19 Uhr. Tickets kosten 38,50 Euro inklusive VVK-Gebühren.