Patienten-Eltern berichten von unzumutbaren Bedingungen in der Kinderklinik Amsterdamer Straße.
Hitze im KrankenhausNur wenige Räume in Kölner Kliniken sind klimatisiert

Blick auf das Kölner Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. (Archivbild)
Copyright: Dirk Borm
Ein Krankenhausaufenthalt mit Kind ist nie schön. Über allem steht bei den Eltern die Sorge, ob alles gutgehen, ob ihr Kind gesund werden oder eine Routinebehandlung auch wirklich gut überstehen wird. Außerdem ist da der Wunsch, dem Kind die Zeit möglichst erträglich zu gestalten, was oft gar nicht so einfach ist in ungewohnter Umgebung mit ungewohnten Routinen.
Die Eltern selbst haben es dabei selten bequem auf ihrem Stuhl neben dem Bett oder auf einer Klappliege für die Nacht, die am Abend zusätzlich in oft ohnehin viel zu enge Krankenzimmer gequetscht wird. Und jetzt ist da auch noch diese Hitze.
Eltern, deren Kind aktuell in der Kinderklinik Amsterdamer Straße behandelt wird, haben dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von „unaushaltbaren Temperaturen“ berichtet. „Diese Zustände sind unzumutbar, sowohl fürs Personal, als auch für die kranken Kinder und deren Eltern, die 24 Stunden da sind“, schreiben die Eltern: „Alle sind verzweifelt, und das in einem neu gebauten Gebäude. Warum wurde hier nie eine Klimaanlage vorgesehen?“ Die betroffene Familie möchte anonym bleiben, die Angaben können daher nicht zweifelsfrei überprüft werden.
Keine gesetzliche Vorgabe und damit auch kein Geld für Klimaanlagen in Krankenhäusern
Auf Anfrage bestätigte eine Sprecherin der Kliniken der Stadt Köln aber für die Standorte Amsterdamer Straße, Holweide und Merheim: „Die Zimmer der Patientinnen und Patienten, Stationsflure, Aufenthaltsräume, bestimmte Lager, sowie unter anderem die komplette Verwaltung sind – wie in Krankenhäusern in Deutschland üblich – nicht klimatisiert.“ Das sehe der Gesetzgeber nicht vor und somit sei der Einbau von Klimaanlagen beim Bau oder bei der Sanierung von Krankenhäusern nicht finanziert.
Welche Temperaturen aktuell in den Zimmer herrschen, teilten die Kliniken nicht mit. Es gebe einige tausend Räume, „deren aktuelle Raumtemperatur naturgemäß nicht vollumfassend dokumentiert werden kann“. Klimatisierte Räume befänden sich „in den OP-Bereichen, den Intensivstationen sowie bestimmten Räumen, die eine konstante Raumtemperatur vorhalten müssen oder deren Fenster nicht geöffnet werden können“.
Dem Vernehmen nach soll eine Besucherin der Kinderklinik in den letzten Tagen wegen der hohen Temperaturen auf einer Station einen Kreislaufzusammenbruch gehabt haben. Auf die Frage, ob es zuletzt hitzebedingtes Kreislaufversagen von Besuchern, begleitenden Eltern oder Personal in den Kliniken der Stadt Köln gegeben habe, antwortete die Sprecherin: „Dies ist weniger der Fall.“ Das medizinische und pflegerische Personal habe „einen Blick dafür“, wenn sich bei einer Person eine Schwächung des Kreislaufs andeute und biete dann sofort fachkundige Hilfe an.
Mitarbeitende der Kliniken Köln werden wegen der Hitze nach Möglichkeit ins Homeoffice geschickt
Man achte in den Häusern der Kliniken der Stadt Köln aktuell vor allem darauf, „dass alle Menschen im Krankenhaus – ob Patientin, Patient oder Beschäftigte – viel und ausreichend trinken sowie Ruhezeiten einhalten“. Es gebe für alle kostenloses Wasser, die Bestände seien wie üblich im Sommer hochgefahren und zusätzliche Ausgabestellen seien eingerichtet worden. Darüber hinaus werde darauf hingewiesen, zu lüften, Sonnenlicht durch Vorhänge außen vorzuhalten und körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Und Mitarbeitende in der Verwaltung oder den Sekretariaten seien „ausdrücklich gebeten“ worden, ihre Tätigkeit nach Möglichkeit im Homeoffice auszuüben.
Trotzdem stoßen Familien im Sommer bei einem Aufenthalt in der Kinderklinik wohl regelmäßig an die Grenzen dessen, was sie aushalten können. Eine Mutter, die häufig mit ihrer chronisch kranken Tochter zur Behandlung ins Krankenhaus in der Amsterdamer Straße muss, erzählte, dass sie im vergangenen Sommer schon auf eigene Verantwortung nach Hause gegangen sei, weil die Hitze nicht mehr erträglich war.
Aus hygienischen Gründen dürfen in Krankenhäusern keine Ventilatoren aufgestellt werden
Auch der im Juli 2024 eröffnete Neubau in der Amsterdamer Straße, der sogenannte „F-Trakt“, auf den sich die betroffene Familie bezogen hat, verfügt nicht über eine Klimaanlage. Das bestätigten die Kliniken der Stadt Köln: „Da es keine gesetzliche Grundlage für die Vorhaltung gibt, musste ein Einbau aus finanziellen Gründen verworfen werden“, teilte die Sprecherin mit. Und Ventilatoren dürften aus hygienischen Gründen nicht aufgestellt werden, da sie nicht nur die Luft, sondern auch möglicherweise unerwünschte Keime durchwirbeln und im Raum verteilen würden.
Das Thema Hitzeschutz sei beim Neubau dennoch berücksichtigt worden. Im gesamten F-Trakt gebe es eine Raumlufttechnische Anlage. Diese ermögliche allerdings nur einen Luftaustausch und kein Herunterkühlen der Raumluft. An den Sonnen-exponierten Fassaden sei zudem höherwertiges Sonnenschutzglas verbaut und es seien außenliegende Jalousien angebracht worden. Das Bewusstsein, dass auch in Deutschland die Sommer immer heißer werden, ist also offenbar da. Geld für Klimaanlagen in Krankenhäusern aber nicht.
Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße zieht um
In sieben bis acht Jahren soll der Neubau eines Krankenhausflügels am Krankenhaus in Köln-Merheim fertig sein. Die Abteilungen des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße und des Krankenhauses in Holweide sollen dort einziehen, die Zusammenlegung der drei Standorte an einem gemeinsamen Gesundheitscampus ist das große Vorhaben der städtischen Kliniken. Aber ob es dort dann aushaltbar sein wird für Patienten, Personal und Eltern, ist ungewiss. So detailliert seien die Pläne bislang nicht, die Gebäudeausstattung habe man noch nicht festgelegt, teilte die Klinik-Sprecherin mit. Es sei ja noch nicht mal der Bauantrag gestellt worden.
Ein Sprecher des Kölner Universitätsklinikums teilte auf Anfrage mit, dass dort weite Teile des so genannten Zentralklinikums, also etwa das 18-stöckige Bettenhaus und anliegende Gebäude, klimatisiert seien. „Auf Intensivstationen, in Operationssälen und in Hochleistungs-Untersuchungsbereichen wird ebenfalls über Klimaanlagen gekühlt.“ Darüber hinaus kämen überall dort, wo es notwendig sei, Klimageräte zum Einsatz. Auch in der Kölner Uniklinik gibt es aber nicht klimatisierte Zimmer im Altbestand.