Entscheidung Hölderlin-GymnasiumSchulausschuss votiert einstimmig für Neubau am alten Standort

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Schüler des Hölderlin-Gymnasiums mit einem Plakat vor dem Rathaus.

Immer wieder protestierte die Schülerschaft des Hölderlin-Gymnasiums vor dem Kölner Rathaus, um einen Neubau am alten Standort durchzusetzen. Jetzt ist das Ziel erreicht.

Erleichterung in der Schulgemeinschaft: Die Entscheidung über die Zukunft ist endlich gefallen. 

Es ist ein Sieg für die Schulgemeinschaft des Mülheimer Hölderlin-Gymnasiums: Der Schulausschuss stimmte nach fast fünfjähriger kontroverser Debatte einstimmig dafür, dass der Schulneubau der Schule am angestammten Standort an der Graf-Adolf-Straße errichtet werden soll. Außerdem soll an dem Standort eine Zweifach-Turnhalle gebaut werden. „Wir gratulieren der Schulgemeinschaft zu diesem Erfolg und für ihre Hartnäckigkeit“, sagte der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. „Unser Dank für dieses große Engagement, das belohnt wird“, fasste Andrea Browers (Volt) das zusammen, was Vertreter aller Fraktionen ähnlich formulierten. Vertreter der Schule hielten ihrerseits ein großes „Danke-Plakat“ in die Höhe für dieses fraktionsübergreifende Statement. Denn damit entspricht die Politik dem expliziten Wunsch der Schule, am angestammten Standort im Veedel in direkter Nähe des Stadtgartens zu bleiben.

Die Verwaltung hatte nämlich ursprünglich eine andere Planung favorisiert und deutlich für einen Neubau an alternativer Stelle plädiert: Demnach sollte die Schule mit ihrem Neubau an einen neuen Standort an die Holweider Straße ziehen – in unmittelbarer Nähe zum Genoveva-Gymnasium. Die dort derzeit noch stehende sanierungsbedürftige André-Thomkins-Schule sollte dafür abgerissen werden. Am derzeitigen Standort des Gymnasiums sollte dafür eine dringend benötigte Grundschule entstehen.

Verwaltung soll Interim in der André-Thomkins-Schule prüfen

Die Argumente der Verwaltung waren zum einen die größere Grundstücksfläche an der Holweider Straße mit zusätzlicher Option für eine Dreifachturnhalle. Außerdem sei es ein großer Vorteil, dass dann kein Interim für das Gymnasiums nötig werden würde, weil die Schule nach Fertigstellung des Neubaus direkt in den Neubau ziehen könnte. So entstünden weder beim Neubau des Hölderlin-Gymnasiums noch für die neue Grundschule zeitliche Verzögerung.

Im letzten Schulausschuss des vergangenen Jahres hatte die Verwaltung dann vorgerechnet, dass bei dem von der Schule favorisierten Neubau am angestammten Standort 105 Millionen zusätzliche Kosten für das notwendige Interim für die Zeit von Abbruch und Neubau der Schule auf die Stadt zukommen würden. Das Interim müsse dann aber nach dem Umzug in den Neubau zudem wieder abgerissen werden, um der Grundschule am selben Ort Platz zu machen. Daraufhin war die politische Entscheidung im vergangenen November abermals verschoben worden. Für solche Formen von nicht nachhaltigen Zusatzkosten wollte keiner verantwortlich zeichnen. Hier solle Druck auf die Politik aufgebaut werden statt ein Interim zu angemessenen Konditionen zu finden, beklagte damals die Schulgemeinschaft.

Also wurde die Schulgemeinschaft abermals selbst aktiv: Die Arbeitsgemeinschaft Schulneubau Hölderlin-Gymnasium um den Sprecher Jan Hopmann wollte nicht hinnehmen, dass der Wunsch der Schule, am angestammten Ort im Veedel zu bleiben nun durch das Argument der zusätzlichen Kosten torpediert würde. Der zur Schulgemeinschaft gehörende Architekt Uli Herrmann entwickelte ehrenamtlich eine Entwurfsplanung, wie man die Andre-Thomkins- Schule so umplanen kann, dass sie sowohl kostengünstig als Interim für das Gymnasium als auch mit niedrigschwelligem Umbau später als Grundschule genutzt werden könnte.

Dabei war von Vorteil, dass Architekt Herrmann das Gebäude sehr gut kennt, da er schon seit 20 Jahren die André-Thomkins-Schule in Erhaltungs- und Sanierungsfragen betreut. Im Februar stellte die Schulgemeinschaft um Hopmann und Herrmann Politik und Verwaltung dann bei einem Ortstermin die komplett ausgearbeiteten Pläne vor. Veranschlagte Kosten für die Umsetzung des Interims einschließlich der Kosten für die Weiternutzung als Grundschule: 32 Millionen Euro.

Die Erläuterungen haben die Politik augenscheinlich so überzeugt, dass sie sich nicht nur einhellig zum Neubau am bisherigen Standort bekannt haben. In einem interfraktionellen Antrag wurde die Verwaltung zudem einstimmig beauftragt, zu prüfen, ob die André-Thomkins-Schule während der Zeit des Neubaus als Interim für das Hölderlin-Gymnasium genutzt werden kann und ob danach eine Weiternutzung als Grundschule möglich ist. Hintergrund ist, dass für Mülheim dringend neue Grundschulen gebraucht werden. 

Antrag der SPD zur Bildungslandschaft Mülheim abgelehnt

Ein zusätzlicher Antrag der SPD fand dagegen keine Mehrheit. Die Sozialdemokraten wollten - anknüpfend an ihren Vorschlag eines „Bildungscampus Mülheim“- dass der geplante Neubau einer Sporthalle am Bergischen Ring aufgestockt wird, um hier zusätzliche Unterrichtsräume zu gewinnen, die dann das in der Nachbarschaft liegende Hölderlin-Gymnasium gemeinsam mit der Trude-Herr-Gesamtschule und der Realschule vor Ort nutzen könnten.

Auch der angrenzende Schotterparkplatz könne für eine solche Bildungslandschaft genutzt werden. „Wir sollten jetzt nicht noch weitere Verzögerungen durch weitere Prüfungen in Kauf nehmen, sondern zügig in die Umsetzung einsteigen“, begründete Stefanie Ruffen (FDP) die Ablehnung. 

In der Schulgemeinschaft des Hölderlin-Gymnasiums herrschte große Erleichterung über den Grundsatzbeschloss der Politik. „Damit ist uns schon zum dritten Mal gelungen, eine Beschlussvorlage der Verwaltung zu drehen“, sagte Jan Hopmann. Schließlich hatte die Schule sich auch schon erfolgreich gegen die ursprünglich geplante Aufteilung auf zwei Standorte gewehrt. Die Engpässe bei der städtischen Gebäudewirtschaft dürften nicht dazu führen, dass im Schnellverfahren abgerissen werden, nur weil ein Neubau wesentlich einfacher und nach Katalog zu planen sei, so Hopmann.

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