Neun der zehn teuersten Straßen liegen im Belgischen Viertel. Wo es besonders teuer ist – und welche Wohnungen begehrt sind.
Im Belgischen Viertel9212 Euro für einen Quadratmeter Wohnung – Das ist Kölns teuerste Straße

Die Limburger Straße ist eine der teuersten Adressen in Köln – das ergibt ein Ranking von Immowelt.
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Kölns teuerste Straße wirkt erstaunlich durchschnittlich. Ein Friseur, ein Optiker, ein italienisches Restaurant, hier und da ein Baugerüst, ein Hotel. In der Limburger Straße, zwischen Friesen- und Rudolfplatz, sitzen junge Leute vor einem Kaffee und genießen den Nachmittag. Hier soll also ein Quadratmeter Eigentumswohnung 9212 Euro kosten – und damit fast doppelt so viel wie in Köln üblich. Dass es nun genau die Limburger Straße an die Spitze der teuersten Wohnorte Kölns geschafft hat, mag verwundern. Doch ganz abwegig ist es nicht.
Das Ranking stammt vom Onlineportal Immowelt, das in einem komplexen Statistikverfahren für 15 deutsche Großstädte errechnet hat, wo es sich am teuersten wohnt. Dazu hat Immowelt die Angebotspreise von Eigentumswohnungen und Häusern deutschlandweit im April 2024 aus seiner Datenbank genommen und daraus berechnet, was eine Referenzwohnung (75 Quadratmeter, drei Zimmer, erster Stock, Baujahr 1990er-Jahre) kosten würde. Diese Musterwohnung wurde, einfach ausgedrückt, in jede Straße versetzt, in der mindestens 20 Adressen zu finden sind. Das Modell hat auch Merkmale wie Lage, Größe und Alter der Immobilien berücksichtigt.
Nur eine der Top-Straßen liegt in Lindenthal
Für Köln spuckt das Programm also die Limburger Straße aus. Auch die folgenden Plätze liegen allesamt im Belgischen Viertel und Umgebung: Benesisstraße, Pfeilstraße, Antwerpener Straße. Erst auf Platz fünf findet sich eine Adresse im begehrten Junkersdorf: der Eschenweg, direkt am Stadtwald. Die zweite Hälfte der Top Ten bestreitet wieder die Innenstadt: Friesenwall, Bismarckstraße, Palmstraße, Hohenzollernring, Friesenplatz.
„Mathematisch ist das sicherlich richtig ermittelt“, sagt Carsten Wölki, Geschäftsführer von S-Immobilienpartner, der Immo-Tochter der Sparkasse Köln-Bonn. Wie aussagekräftig das Ranking ist, sei jedoch fraglich. „SKL – also Sülz, Klettenberg, Lindenthal – sind mindestens genauso beliebt und ähnlich teuer“, sagt Wölki. Und ob es entsprechende Wohnungen überhaupt zum Kauf gibt, stehe ohnehin auf einem anderen Blatt.
Was sich am Immowelt-Ranking allerdings eindrücklich ablesen lässt: Es geht um Lage, Lage, Lage. Dieses Gesetz der Immobilienbranche gilt auch an Standorten, wo es abends durchaus mal lauter werden kann und am Sonntagmorgen kaputte Bierflaschen und leere Pizzakartons den morgendlichen Weg zum Bäcker zum Slalom werden lassen. „Das Belgische Viertel ist sehr begehrt. Straßen mit Altbauten, tolle Gastronomie, fußläufig ins Zentrum“, zählt Wölki auf.
Dass das Viertel attraktiv für Singles, Paare und junge Familien ist, steht außer Frage. Aber Kölns teuerste Straße? Das verwundert auch Marco Witzel, der beim Makler Dr. Oebels in der Geschäftsführung sitzt und die Akquisition verantwortet. „Ich hätte die Limburger Straße nicht als die Straße Nummer eins für Eigentumswohnungen benannt. Genter Straße, Maastrichter Straße, Lütticher Straße, Teile der Brüsseler Straße – dort gibt es fantastische Objekte“, sagt er. „Dort kann man viel ruhiger und qualitätsvoller leben, obwohl man innerstädtisch wohnt.“
Die Realität am Markt ist eine andere
Und auch bei den Angebotspreisen, die Immowelt ausgibt, ist Witzel skeptisch. „9212 Euro für einen Quadratmeter Eigentumswohnung in der Limburger Straße, das halte ich definitiv für zu viel.“ Qualitativ hochwertige Wohnungen werden bei Dr. Oebels auch mal für 8000 Euro pro Quadratmeter angeboten, in der Regel pendelten sich die Preise im Belgischen Viertel aber bei 6500 bis 7000 Euro ein, sagt Witzel.
Köln zählt zu den teuersten Immobilienmärkten in Nordrhein-Westfalen. Im Schnitt kostet hier ein Quadratmeter Eigentumswohnung 4826 Euro, so steht es im Marktbericht des Maklers Engel & Völkers. Wer im Neubau kauft, muss rund 2000 Euro pro Quadratmeter drauflegen. In den Top-Lagen, neben der Innenstadt etwa rund um den Zoo oder in der Südstadt, standen 2024 bei Engel & Völkers Quadratmeterpreise von 8500 Euro bis 17.000 Euro zu Buche.
„Innenstadt wird in Marktberichten meist extrem hoch bewertet. Das ist allerdings nicht immer unsere Realität“, sagt Witzel. Was eher der Realität entspricht: Egal ob große oder kleine Wohnung, die Kölner suchen unverändert nach Eigentum. Ob nun im Belgischen Viertel oder Lindenthal – bezahlbare Immobilien zu finden, bleibt eine Herausforderung.