In Zeiten des Corona-VerzichtsJetzt schaffen wir auch ein Tempolimit auf Autobahnen!

In Deutschland gibt es Autobahnstrecken ohne Tempolimit.
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- Rücksicht nehmen, solidarisch sein und verzichten? Das alles können wir, wie die Corona-Krise deutlich zeigt.
- Höchste Zeit, auch andere Dinge in Angriff zu nehmen, die der Umwelt und damit uns schaden. Wir sollten endlich das Tempolimit überall auf deutschen Autobahnen durchsetzen.
- Das fordert Werner Peters, Kölner Buchautor und Hotelier, in einem Kommentar im „Kölner Stadt-Anzeiger”.
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Wir sehen heute, wie die Menschen klaglos massive Einschränkungen ihrer Freiheit, ihres Konsums, ihrer Mobilität hinnehmen – nicht nur ihrer eigenen Gesundheit wegen, sondern in starkem Maße auch aus Rücksicht auf andere, die ein besonderes Gesundheitsrisiko tragen.
Wir stehen erst am Anfang dieser Phase des Entbehrens und der Rücksichtnahme; um diese durchzustehen und auch danach ein neues Verhalten uns selbst und der Gemeinschaft gegenüber beizubehalten und auszubauen, werden uns hoffentlich die kommenden Erfahrungen klar machen, was wir wirklich benötigen, was alles überflüssig ist und was ein gutes Leben ausmacht.
Wir haben jetzt die Zeit innezuhalten und nachzudenken, wie die Alternative aussieht zu einer auf unendlichem Wachstum und grenzenlosem Konsum aufgebauten Ökonomie. Wir haben nicht nur die Zeit dazu durch die erzwungene Entschleunigung, sondern auch die emotionale Bereitschaft, was sich im veränderten Verhalten der Menschen, in Verzicht, Einschränkung und Gemeinschaftsgeist zeigt.
Es gilt jetzt, diesen Umschwung zu einem neuen solidarischen Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft zu nutzen, um die viel größere Aufgabe der Rettung des Planeten vor der Klimakatastrophe mit einer ganz anderen Energie anzugehen als mit den zaghaften Ansätzen, zu denen sich die Politik bisher mühsam durchgerungen hat. Es zeigt sich, dass die Menschen zu Änderungen ihres Verhaltens bereit sind, wenn es ums Überleben, und nicht nur das eigene, sondern auch das der Nachbarn geht. Allerdings muss man sich verabschieden von dem Irrglauben, dass die Kräfte des Marktes es schon richten werden und dass es ohne einschneidende Eingriffe der Politik in das Wirtschaftssystem gehen wird, dessen Fragilität und Hilflosigkeit diese Krise für jeden sichtbar gemacht hat.
Die Politik muss endlich aufhören, sich zum verlängerten Arm der kapitalistischen Wirtschaft zu machen und dieser wieder Regeln aufzwingen, die eine humane Gesellschaft entstehen lassen.
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Es wäre nur eine Geste, ein kleiner Schritt, der sichtbar machte, dass die Regierung es diesmal ernst meint mit ihrem Kampf gegen die Klimakatastrophe, wenn sie endlich auch in Deutschland ein Tempolimit auf den Straßen einführt, wie das in allen zivilisierten Ländern der Erde üblich ist. Wir haben gelesen, dass sich durch den Einbruch der Wirtschaft der Kohlendioxid-Ausstoß drastisch vermindert hat. Neben vielen Argumenten, die für ein Tempolimit 130 auf deutschen Autobahnen sprechen, ist unwiderlegt, dass ein Tempolimit zu einer Kohlendioxid-Reduktion von einigen Tonnen pro Jahr führen würde. Was machen die schon aus gegen die Menge, die in China in die Atmosphäre geblasen wird? Wer so argumentiert, hat den Ernst der Lage nicht begriffen.
Im Übrigen geht es nicht um die Menge, es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Das dürfte der Politik sogar leicht fallen, da sich bereits vor der Krise 65 Prozent der Bevölkerung für ein solches Tempolimit ausgesprochen haben. Vielleicht ist aber auch der Anteil derer, die nicht auf ihr Fahrvergnügen verzichten können, angesichts der Krise, die uns überall Einschränkungen und Verzicht abverlangt, schon sehr viel kleiner geworden.