Jüdisches Museum in KölnMiqua wird mehr als zwei Jahre später fertig

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Miqua

Acht Jahre später fertig als gedacht: Das „Miqua“. 

Köln – Der Neubau des Jüdischen Museums samt Archäologischer Zone („Miqua“, kurz für „Museum im Quartier“) vor dem Historischen Rathaus wird voraussichtlich erst im Dezember 2026 fertig – das sind mehr als zwei Jahre später als zuletzt geplant. Damit ist jetzt klar, wie sehr unter anderem die Kündigung des Stahlbauers durch die Stadt das Großbauprojekt weiter verzögert. Die Stadt hatte dem Unternehmen schlechte Leistungen vorgeworfen und im Dezember 2021 gekündigt, sie sucht aktuell einen Nachfolger.

Seither war unklar, wie lange sich die geplante Fertigstellung im September 2024 verzögert. Mit dem neuen Datum dürfte klar sein, dass die 127 Millionen Euro Baukosten nicht zu halten sein werden und dass das Museum wohl erst 2027 eröffnet. Die Stadt baut es, der Landschaftsverband Rheinland betreibt es. Das Haus sollte ursprünglich 2019 eröffnen, 2010 war die Stadt von 48 Millionen Euro Baukosten ausgegangen.

Jüdisches Museum Modell

Modell am Rathaus: So soll das „MiQua“ einmal aussehen.

Das „Miqua“ inklusive des neuen Fertigstellungstermins ist Teil der Liste der städtischen Großbauprojekte, die die Verwaltung nun dem Stadtrat vorgelegt hatte und über die der Hauptausschuss am Montag diskutierte. Der Tenor der Fraktionen: Zunächst wollen sie die Liste analysieren und schauen, ob sie Bauprojekte tatsächlich streichen oder aufschieben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte: „Jetzt ist es an der Politik, Anträge zu stellen, wie es weitergeht.“ Das ist Thor Zimmermann (Wählergruppe Gut) zu wenig, er sagte: „Das reicht mir nicht, ich wünsche mir ein Statement der Verwaltung, ob Köln sich diese Liste leisten kann und ob die Stadt die Liste abarbeiten kann.“

In der Liste sind 122 Bauprojekte mit einem Volumen von jeweils zehn Millionen Euro und mehr aufgeführt. Insgesamt macht das rund 7,7 Milliarden Euro, den größten Posten bildet ein Schulbaupaket für 1,7 Milliarden Euro (siehe Info-Grafik). Es geht um die kommenden 15 Jahre. Teils sind Fördermittel von bis zu 90 Prozent von Land und Bund möglich.

Die Verwaltung hat die Liste zusammengestellt, damit der Stadtrat entscheiden kann, ob er tatsächlich Projekte stoppen oder aufschieben will. Zu diesem ungewöhnlichen Schritt hatte sich die Stadt entschieden, weil Corona, die Flut oder der Ukraine-Krieg die Inflation und die Baukosten nach oben treiben – zusätzlich zu den Kostenexplosionen wie bei der Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz.

Politik entscheidet, wie es weitergeht

In den kommenden Wochen wird der Stadtrat, und dabei vor allem entscheidend das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt, schauen, ob und welche Projekte infrage kommen. Die Fachausschüsse beraten ebenfalls darüber. Eine laufende Sanierung wie beispielsweise bei der Mülheimer Brücke dürfte kaum dabei sein, den Schulbau bezeichnen Verwaltung und große Teile des Stadtrats als unantastbar.

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Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin sagte: „Es braucht jetzt eine nüchterne und gründliche Abwägung (...). Jeder Eingriff in die Planungen hätte große Konsequenzen für unsere Stadt.“ Laut Martin ist eine halbe Milliarde Euro pro Jahr für die kommenden 15 Jahre für eine Metropole wie Köln gar nicht so viel.

CDU will zukunftssicheres Köln

CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau sagte: „Köln hat keine Luxusprojekte. Das sind alles notwendige Projekte, um Köln zukunftssicher zu machen.“ SPD-Fraktionschef Christian Joisten sagte: „Dass wir keine einstürzenden Brücken und Tunnel haben wollen, darüber sind wir uns einig.“

Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen sagte, die Politik müsse sich fragen: „Welche Großprojekte sind angesichts der multiplen Krisen nicht mehr zeitgemäß?“ Volt will dafür eine Nutzwertanalyse als Instrument anwenden.

Heiner Kockerbeck von den Linken sagte: „Wir sehen den möglichen Tunnel für die Ost-West-Achse und die Historische Mitte als Streichobjekte.“ FDP-Fraktionschef Ralph Sterck sagte: „Ich glaube schon, dass wir priorisieren müssen.“

Museumssanierung mit 72 Millionen Euro eingeplant

Die Liste beinhaltet weitere Neuigkeiten zu einigen Großbauprojekten, etwa zur Sanierung des Museums für Angewandte Kunst (MAKK): Das MAKK muss saniert werden, die Stadt gibt dafür 72 Millionen Euro als Projektvolumen an.

MAKK

Der Blick von oben auf das Museum (Bildmitte).

Oder die beiden geplanten Brücken für Radler und Fußgänger an der Bastei und am Ubierring: Eine erste vage Kostenschätzung lag bei je 40 Millionen Euro pro Brücke, nun belaufen sich die Prognosen schon auf 162,9 Millionen Euro für beide, also rund das Doppelte.

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