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Kämmerei KölnMitarbeiter werfen neuer Amtsleiterin Führungsversagen vor

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Geldscheine (Symbolbild)

Köln – Die künftige Kämmerin Dörte Diemert muss sich einem Problem widmen, das ihr ganz besondere Führungsfähigkeiten abverlangt. Im wichtigsten Amt des Finanzressorts, der mit 120 Mitarbeitern besetzten Kämmerei, herrscht ein extrem schlechtes Betriebsklima. Mitarbeiter der Dienststelle erheben schwere Vorwürfe gegen die im vorigen Jahr eingestellte Amtsleiterin Isabell Nehmeyer-Srocke, die der Kämmerin unterstellt ist. Die promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin, die zuvor in einer bulgarischen Niederlassung des Allianz-Konzerns tätig war, soll ihre Beamten durch herabwürdigende Bemerkungen unter Druck setzen.

„Einer ihrer Sprüche lautet, statt mit uns könne sie gleich mit Bulgaren arbeiten“, kritisiert ein Mitarbeiter, der sich über den Führungsstil ärgert. Nehmeyer-Srocke vertraue ausschließlich Personen, die aus der Privatwirtschaft bei der Stadt anheuern würden – so wie sie selber es getan hat. Die Managerin aus der Versicherungswirtschaft wurde auf Wunsch der amtierenden Kämmerin Gabriele Klug nach Köln geholt, um die Verwaltungsreform voranzutreiben. Dort treffen nun zwei Welten aufeinander. Die Amtsleiterin habe zwar einen Kickerautomaten aufstellen lassen, um für ein modernes Arbeitsflair zu sorgen. Für die bürokratischen Abläufe interessiere sie sich jedoch wenig. Mitarbeitern, die sich an die Vorschriften hielten, werfe sie Engstirnigkeit vor. Es gehe ihr „vor allem darum, Einsparungen zu erreichen. Dass die Stadt auch dem Gemeinwohl dienen soll, spielt für sie keine Rolle“, heißt es. Mit Klug habe sich Nehmeyer-Srocke bereits nach kurzer Zeit überworfen.

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Mit dem neuen Führungsstil soll eine Kultur des Misstrauens in die Kämmerei eingezogen sein. So wurde zeitweilig sogar der Zugang zum Reißwolfcontainer beschränkt, um zu verhindern, dass Vorgänge heimlich wieder ans Tageslicht befördert werden könnten. Nehmeyer-Srocke wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern.

Die Kämmerei plant und verwaltet den städtischen Etat mit einem Umfang von fast fünf Milliarden Euro. Die Amtsleiterin verkenne, dass sie ihre Mitarbeiter für die Reformen erst einmal gewinnen muss, sagt ein langjähriger Mitarbeiter.

Der Unfrieden hat sich mittlerweile herumgesprochen, mehrere Beschäftigte haben sich bei Stadtdirektor Stephan Keller beschwert. Zum Inhalt der Gespräche will sich Keller nicht äußern, Personalangelegenheiten seien vertraulich zu behandeln. Die Verwaltungsspitze sieht jedenfalls Handlungsbedarf, den Konflikt zu entschärfen. Ein externer Berater soll als eine Art Moderator helfen, die Zusammenarbeit in normale Bahnen zu leiten.