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Grundstein für gute Jugendarbeit gelegt

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Memo Şahin von Pro Humanitate (M.) und  Susana dos Santos Herrmann begutachten den Jugendtreff.

Köln-Vingst – „Es geht darum, Kinder und Jugendliche aus einem eher benachteiligten Wohnviertel stark zu machen, ihren Alltag ein wenig bunter zu gestalten und sie auf ihrem schulischen und beruflichen Werdegang zu begleiten“, sagte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes bei der offiziellen Einweihung eines neuen Jugendtreffs an der Thorwaldsenstraße inmitten der sogenannten Nobel-Siedlung in Vingst.

„Erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit, die den jungen Menschen auch angemessene Chancen, Möglichkeiten und Potenziale eröffnet, braucht vor allem angemessene Räumlichkeiten. Die hat es in der Siedlung bisher nicht gegeben und die sind hier nun in einem gemeinsamen Kraftakt geschaffen worden“, war sich die Bürgermeisterin mit Memo Sahin, dem Geschäftsführer des Trägervereins Pro Humanitate sowie mit der SPD-Landtagsabgeordneten Susana dos Santos Herrmann einig. „Vingst ist halt auch ein Problemlöser-Stadtteil“, sagte dos Santos. „Dieser neue, mit Hilfe der Wohnungsbaugesellschaft GAG entstandene Jugendtreff ist ein weiterer Baustein für ein gutes, soziales Netzwerk in Höhenberg und Vingst.“

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Für Kinder gab’s zur Eröffnung eine Hüpfburg.

Die GAG hat die zuvor vom Mieterrat der Siedlung genutzten Räume hergerichtet, kostenfrei zur Verfügung gestellt und übernimmt künftig auch die Betriebskosten. „Der Mieterrat war ein wichtiger Zusammenschluss und eine Mitsprachefunktion der Bewohner in den Zeiten, als die Siedlung saniert wurde“ sagten Carina Kuß und Bernd Gräber von der GAG.

Doch die Siedlung sei längst fertig , der Mieterrat habe seine eigentlich Funktion verloren und sich dann aufgelöst. Geblieben waren nur dessen Räume in einem eingeschossigen Bau am Wendehammer der Thorwaldsenstraße. Und die hat seit April der Hilfsverein Pro Humanitate übernommen. „Pro Humanitate ist ein gemeinnütziger, friedenspolitisch und sozial aktiver Verein“, weiß Bürgermeisterin Scho-Antwerpes. „Der Verein ist Träger der freien Jugendhilfe, Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und schlägt eine Brücke zwischen Menschen und Kulturen.“

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Markus Gross (v.r) leitet den Jugendtreff mit Nina Flügge und Carolina Graef-Alarcón.

Der 1998 vom Kölner Franziskanerbruder Jürgen Neitzert gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe von Sozial- und Jugendarbeit das tägliche Leben sozialschwacher deutscher Familien, aber auch von Migranten und Flüchtlingen zu erleichtern, Kindern bei der Eingliederung ins Schul- und Berufsleben zu helfen und ein friedliches Zusammenleben zu gestalten. Mit seiner freundlichen Art hatte sich der studierte Islamwissenschaftler Neitzert, der rund 18 Jahre ehrenamtlich im Veedel wirkte, nicht nur bei den Jugendlichen, sondern im ganzen Stadtteil Respekt verschafft und einen guten Ruf erworben. Vor zwei Jahren wurde Pater Neitzert vom seinem Orden nach Rom geschickt, um ein internationales Missionswerk aufzubauen und zu leiten. Doch sein Werk in Köln, bei dem Pro Humanitate Sport, Musik, Tanz, Hausaufgabenhilfe, Bastelkurse, Beratung und Studienreisen anbiete und bei dem es immer auch, um Wertschätzung, Respekt und die Wahrnehmung der Mitmenschen geht, dauert an, so Sahin.

Sahin: „Inzwischen arbeiten wir an drei Stadtorten.“ Und in Vingst – in dem Stadtteil mit mehr als 13 000 Einwohnern haben knapp zwei Drittel einen Migrationshintergrund – gleich an zwei Stellen. Das sei auch wichtig, sagte Sozialraumkoordinator Andreas Hildebrand. „Die Leute aus der Nobel-Siedlung bewegen sich nicht bis zum Bürgerzentrum an der Würzburger Straße und umgekehrt auch nicht. Je näher man an den Menschen dran ist, umso leichter kann man sie erreichen.“

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Das sehen Sahin und seine Mitarbeiter ähnlich. Die Leitung des Jugendtreffs hat Markus Gross (56) übernommen, der als „Quereinsteiger“ zur Sozialarbeit gekommen ist. „Ich war früher im Handwerk tätig, in der Friseur-Branche.“ Ihm zur Seite stehen die beiden Studentinnen Carolina Graef-Alarcón und Nina Flügge. „Wir kennen uns schon aus der Schule, waren zuletzt zusammen im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres in einem Kindergarten-Projekt der Franziskaner in Bolivien.“

Erlebnisse und Erfahrungen, die sie nun in Vingst umsetzen wollen. „Die Arbeit mit den Kinder hier macht uns Spaß, zumal man sieht, dass man auch mit kleinen Sachen etwas erreichen kann“, erzählen die beiden Studentinnen. „Die Kinder haben Vertrauen zu uns und wir merken, dass wir für sie eine Vorbildfunktion haben.“

Derzeit ist der Jugendtreff, der mit einer Hausaufgabenhilfe startet und regelmäßig von 30 bis 50 Jungen und Mädchen besucht wird, an Werktagen von 16 Uhr bis nach 20 Uhr geöffnet. „Aber wir wollen die Zeiten ausweiten und vorverlegen“, sagt Gross. „Manche Kinder stehen schon ab 12 Uhr vor der Tür, wenn sie die Schule beendet haben.“