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Finanzierungsprobleme in KalkKölner Dirt-Track-Anlage steht vor ungewisser Zukunft

Lesezeit 4 Minuten
Michael Hanfler und Erik Scholl auf einer mit Planen bedeckten "Line" der Anlage.

Michael Hanfler und Erik Scholl mussten die Anlage vorerst mit Planen abdecken.

Die Dirt Track Anlage „Trails 59“ der Abenteuerhallen Kalk sieht sich im nächsten Jahr vor finanziellen Herausforderungen. 

Derzeit sind die großen Rampen und Steilkurven größtenteils mit Plastikplanen gegen die Feuchtigkeit abgedeckt. Ob man einen Dirt Track befahren kann, ist witterungsabhängig.

„Wenn es trocken ist, ist der Lehm hart wie Beton, bei Regen oder Feuchtigkeit wird es schnell matschig und man zerstört die Anlage, wenn man darauf herumfährt“, erklärt Michael Hanfler, der den Bau der umzäunten „Trails 59“-Anlage an der Rolshover Straße seit April koordiniert und leitet.

„Trails 59“ – ungewisse Zukunft für Dirt Track in Köln

2022 haben hier schon Veranstaltungen, so genannte Jams, stattgefunden, auch kostenlose Feriencamps mit erfahrenen Trainern. Aber noch ist nicht alles fertig, Aufenthaltsräume und Toiletten beispielsweise fehlen bislang.

Doch die Zukunft ist ungewiss: „Michael ist mit einer halben Stelle bei uns beschäftigt, finanziert wurde sie bislang über das Landesprogramm 'Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche'. Aber das läuft am 31. Dezember aus“, erklärt Yannis Gabler, der bei den Abenteuerhallen Kalk (AHK) für die Skate-Abteilung zuständig ist.

Die tobt sich dort in der „Halle 59“ aus, eine Nummer, die für den Dirt Track übernommen wurde. Denn die Vorläufer-Anlage, natürlich ebenfalls Open Air, befand sich unmittelbar neben den Hallen in der Christian-Sünner-Straße, musste aber einem Schulneubau weichen.

Monatelang wurde nach einem Ersatzgelände gesucht, bis man weit im Süden von Humboldt-Gremberg, an der Rolshover Straße nahe dem östlichen Zubringer fündig wurde.

Anfallende Kosten für Personal und Material

Die Abenteuerhallen, ein städtisches Jugendzentrum, wollten den Dirt Track aber von Anfang an weiter pädagogisch betreuen, aufgrund der räumlichen Entfernung muss dafür jedoch eine weitere Kraft eingestellt werden.

Rund 27.000 Euro Personalkosten fallen dafür pro Jahr an, hinzu kommen weitere 10.000 Euro für die Durchführung von Feriencamps für Anfänger oder für die Bereitstellung von BMX-Rädern und Mountainbikes für alle, die sich keine eigenen leisten können. Aber auch das Material verursacht Kosten.

Denn die Instandhaltung eines Dirt Tracks ist eine kontinuierliche Aufgabe, übernommen wird sie von den Nutzern, das gehört zum Ehrenkodex der Szene. „No dig, no ride“ steht auf einem Schild am Eingang der Anlage, übersetzt heißt das ungefähr: „Wer nicht buddelt, darf auch nicht fahren.“

Zwar hat Michael Hanfler, der bereits Tracks in Neuseeland gebaut hat, die Trails 59 geplant und auch mit dem Bagger zu einem großen Teil selbst errichtet. Aber die Feinarbeiten, die Aus- und Verbesserungen der Strecken mit Schaufeln und Spaten, die Begrünung und die Abdeckung mit Planen bei Regen sind ein ständiger Prozess: „Daran sind hier ungefähr 40 Leute im Alter zwischen sieben und Ende 30 beteiligt“, erzählt Hanfler.

„Trails 59“-Anlage an der Rolshover Straße als „Top Spot“ in Köln

Der 15-jährige Erik Scholl zum Beispiel, der mit seinem Mountainbike aus Westhoven kommt. „Das ist wirklich eine tolle Anlage, und für mich nur eine Viertelstunde entfernt“, sagt er erfreut. Gute Dirt Tracks seien selten, ungeduldige BMXler und Mountainbiker, die nach dem Exodus aus der Christian-Sünner-Straße eigenständig nach einer Alternative suchten, haben mittlerweile ein Gelände in Longerich gefunden.

Erik selbst ist mit seinem Rad oft zu einer Anlage in Vogelsang gefahren – alles weit weg. Auch die Strecke, die die Stadt gleich nebenan im Grünzug Westerwaldstraße eröffnet hat, sei keine Lösung: „Die Kurven sind falsch gebaut, da kann man keinen richtigen Schwung holen“, urteilt Erik Scholl. „Das hat vermutlich jemand geplant, der selbst nicht fährt.“

Die fünf „Lines“ genannten Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die Hanfler an der Rolshover Straße angelegt hat, seien dagegen auch in Fachkreisen hochgerühmt, sagt Yannis Gabler: „Das ist ein „Top Spot“, eine echte Attraktion.“ Als Pädagoge ist er natürlich begeistert vom Team-Geist der Nutzer, die bereitwillig Verantwortung für das Projekt übernehmen und hier kreativ werden können.

Fehlende Finanzmittel bereiten dem Kölner Projektleiter Sorgen

„Es ist nur schwierig, dafür Finanzmittel zu akquirieren, denn das liegt irgendwo zwischen Sport und Jugendarbeit. Vom Sportbund zum Beispiel kriegen wir kaum etwas, die unterstützen vor allem ihre Vereine.“ Man habe sich umgehört, berichtet Michael Hanfler, unter Umständen werde ein Nachfolge-Programm für „Aufholen nach Corona“ aufgelegt: „Aber es dauert wohl bis März, bis das entschieden ist.“

Dabei hatte er sich für 2023 viel vorgenommen, statt der zwei Tage pro Woche – plus Wochenende – soll künftig an drei Tagen geöffnet sein: „Außerdem wollen wir wieder Feriencamps anbieten, aber ohne sichere Finanzierung kann man so etwas nicht planen.“

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