Erste Hürde genommenAus der Hauptschule in Neubrück könnte eine Gesamtschule werden

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Kurt-Tucholsky-Hauptschule

Die  Kurt-Tucholsky-Hauptschule  am Helene-Weber-Platz Foto: Hermans

Die Stadt braucht angesichts des Schulplatznotstands vor allem eins ganz dringend: Gesamtschulplätze. Angesichts von in diesem Jahr 1000 abgelehnten Gesamtschülern ist der Druck riesig, zumal der nächste Gesamtschulneubau voraussichtlich erst 2027 in Betrieb gehen soll.

Daher setzten viele Eltern ihre Hoffnung auf die Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück. Dort liegt die Auslastung derzeit nur noch bei 40 Prozent. Mehrfach schon stand der Umwandlungsantrag auf der Tagesordnung des Schulausschusses und wurde immer wieder vertagt: Erst müssten Bezirksvertretung und Schule selbst sich dazu verhalten, hieß es zu Begründung.

Erster Schritt ist getan

Jetzt hat die Bezirksvertretung in ihrer aktuellen Sitzung ihr Votum abgegeben: Mit einer Mehrheit von neun zu sieben Stimmen sprach sich das Gremium für den SPD-Antrag zur Umwandlung der Hauptschule in eine Gesamtschule aus. Ein erster Schritt ist also getan.

Heinz Peter Fischer fiel die Entscheidung nicht schwer: „So schnell kann man sonst keine Gesamtschule in Köln an den Start bringen“, begründete der Fraktionsvorsitzende der Linken in der Kalker Bezirksvertretung seine Zustimmung zum Antrag der SPD-Fraktion. Jedes Jahr müssten in Köln bis zu 1000 abgewiesene Gesamtschüler „eine andere Schulform wählen“, sagte Christian Robyns, Fraktionsvorsitzender der SPD. Meist sei das dann eine Hauptschule.

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Unter den ablehnenden Stimmen waren neben den vier CDU-Mitgliedern auch zwei Mitglieder der Grünen-Fraktion, die in dieser Frage gespalten sind. Gero Fürstenberg, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, betonte: „In der Analyse stimmen wir mit der SPD überein: Wir brauchen mehr Gesamtschulen. Aber dafür sollten wir keine funktionierende Hauptschule schließen.“ Die Kurt-Tucholsky-Hauptschule genieße in ihrem Umfeld aufgrund der engagierten Lehrerschaft und ihres integrativen Ansatzes einen sehr guten Ruf.

Nur noch 1,5 Eingangsklassen

Robyns wie darauf hin, dass die Kurt-Tucholsky-Schule derzeit trotz guter Arbeit gerade einmal 1,5 Eingangsklassen zusammenstellen könne. Erfolge die Umwandlung in eine Gesamtschule, könnte auch die hinsichtlich der Schülerzahl ebenfalls schwächelnde Adolph-Kolping-Hauptschule in der Kalker Falckensteinstraße davon profitieren.

Die besondere Herausforderung in NRW ist, dass durch das Nebeneinander aus Gesamtschule und dreigliedrigem Schulsystem an Realschulen und Hauptschulen immer auch genug Plätze für Schülerinnen und Schüler vorgehalten werden müssen, die im Gymnasium oder in der Realschule nach der Schuleingangsphase am Ende der sechsten Klasse „abgeschult“ werden, wie es im Schuljargon heißt. Erst dann füllen sich die Klassen in den Hauptschulen.

Andererseits sieht die SPD die Adolph-Kolping-Schule in ihrem Antrag auch als möglichen „Teilstandort“ einer künftigen Gesamtschule. Allerdings nur dann, wenn die Brachfläche auf dem Gelände der Kurt-Tucholsky-Hauptschule am Helene-Weber-Platz nicht für die Errichtung des notwendigen zusätzlichen Sekundarstufe II- Gebäudes ausreichen sollte.

Die Schulentwicklungsplanung aus dem Dezernat für Jugend, Bildung und Sport hatte jedoch vorab mitgeteilt, dass eine Gesamtschule mit vierzügiger Sekundarstufe I und zweizügiger Sekundarstufe II, die Platz für insgesamt rund 650 Schüler und Schülerinnen böte, am Helene-Weber-Platz „möglich“ sei.

Hauptschule muss geordnet auslaufen

Die Frage ist, wie schnell eine solche Umwandlung vonstattengehen könnte und damit die dringend benötigten Gesamtschulplätze zur Verfügung stünden. Mit der „kurzfristigen Umwandlung“ hat man beim Amt für Schulentwicklungsplanung aber Probleme, wie Mitarbeiterin Anne Mayen den Bezirksvertretern ebenfalls schon im Vorfeld erklärt hatte. Denn eine Hauptschule könne man „nicht einfach umwidmen“, diese müsse zunächst „geordnet auslaufen“.

Dies hätte zur Folge, dass man dort keine Eingangsklassen mehr anbieten würde. Doch alle an der Hauptschule bereits unterrichteten Schüler müssten die Gelegenheit haben, dort ihren Abschluss zu machen. Die Gebäude wären also erst nach fünf Jahren frei. Möglich sei aber immerhin ein paralleler Start der Gesamtschule in den Jahr für Jahr mehr frei werdenden Klassenzimmern.

Übernahme der Lehrer fraglich

Fünf Jahre seien auch deshalb ein brauchbarer Richtwert, weil diese Spanne angesichts des stadtweit großen Bedarfs an Schulplätzen und der knappen Ressourcen, etwa im Baugewerbe, für die Errichtung des neuen Gebäudes einkalkuliert werden müsse.

Kaum Aussicht auf eine Umsetzung hat eine weitere Forderung aus dem SPD-Antrag: „Die Weiterbeschäftigung des aktuellen Lehrkörpers an der neuen Gesamtschule ist sicherzustellen.“ Da sei die Stadt als Schulträger schlicht der falsche Ansprechpartner, schreibt die Verwaltung: „Es handelt sich hierbei um eine innere Schulangelegenheit. Die Zuständigkeit für Personalfragen liegt beim Land NRW.“

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