Verwirrung um A3-BlitzerKurz vor der Radaranlage am Heumarer Dreieck gilt plötzlich Tempo 80

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Autos fahren auf einer Autobahn.

Zunächst gilt Tempo 100, zehn Meter vor der Radaranlage soll plötzlich auf 80 heruntergedrosselt werden.

Schon einmal machte der Blitzer auf der A3 in Köln Schlagzeilen. Nun gibt es wieder Unsicherheit um die erlaubte Höchstgeschwindigkeit.

Der Blitzer auf der A3 am Heumarer Dreieck hat bereits 2016 traurige Berühmtheit erlangt. Im Auftrag der Bezirksregierung blitzte die Stadt damals in Fahrtrichtung Oberhausen. Vor einer Baustelle hatte der Landesbetrieb Straßenbau NRW Schilder mit Tempo 60 aufgestellt. Der Blitzer war aber erst rund 80 Meter hinter dem Baustellenende aufgebaut. Für diese Entfernung wäre ein weiteres Schild nötig gewesen, urteilte das Kölner Amtsgericht. Es galt freie Fahrt und nicht Tempo 80. 

Auch überregionale Zeitungen griffen den Fehler 2017 auf. „Spiegel Online“ schrieb von einer „Knöllchen-Panne“, „Focus Online“ nannte es „Blitzer-Panne“. Und selbst Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach von einem „Blitzer-Fiasko“. Letztlich legte die Stadt nach einigem Hin und Her ein freiwilliges Ausgleichsprogramm von 11,73 Millionen Euro für falsch geblitzte Autofahrer auf.

Köln: Blitzer am Heumarer Dreieck nicht in Betrieb

Nun gibt es wieder Verwirrung um den Blitzer, wenngleich sie nicht ganz so schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringen dürfte: Wer aus Frankfurt auf der A3 nach Köln unterwegs ist, darf bis zum Heumarer Dreieck mit 100 km/h fahren. Rund zehn Meter, bevor der berühmte Blitzer wartet, folgt aber ein weiteres Schild: Tempo 80. Für Autofahrer bleibt also nur wenig Zeit, um auf die reduzierte Höchstgeschwindigkeit herunterzudrosseln, wenn es an der Radaranlage vorbeigeht. Auf der Plattform „blitzer.de“ rätseln viele Nutzer, ob und ab welchem Tempo die Radaranlage auslöst. Eine Leserin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wittert gar „Abzocke“. Wer in dieser kurzen Zeit nicht rechtzeitig bremse, werde geblitzt und zur Kasse gebeten.

Die Stadt versichert auf Anfrage, dass dies nicht der Fall sei. Bereits seit 2021 baut die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) die Straßen und Brücken auf und an der A3 um. Bis 2030 soll das Großprojekt abgeschlossen sein.

Weil hinter dem Blitzer eine neue Baustelle eingerichtet wurde, habe die Autobahn GmbH Mitte Dezember auch den Beschilderungsplan geändert. Seitdem gilt kurz vor dem Blitzer Tempo 80. Solange das Tempo-80-Schild dort steht, sei die Radaranlage nicht in Betrieb. Heißt: Selbst wer nicht rechtzeitig auf 80 km/h herunterbremst, muss sich nicht vor einem Strafzettel fürchten.

Jan Kemperdiek, Fachanwalt für Verkehrsrecht, blickt trotzdem skeptisch auf die aktuelle Beschilderung. „Wenn die Autofahrer nicht erkennen können, dass die Anlage abgeschaltet ist, bewirkt so eine Beschilderung im Zusammenspiel mit dem Blitzer das Gegenteil dessen, was sie soll: Sie sorgt für einen Schreckmoment, statt für Verkehrssicherheit.“ Die Angst vor einem Strafzettel könnte Autofahrer zu starkem Bremsen verleiten. Und das könne gefährlich sein. Er verweist auf andere Baustellen, an denen die Radaranlagen in solchen Fällen gut sichtbar abgedeckt wurden. „So ist auch intuitiv klar, dass nicht geblitzt wird“.

Lange soll das Tempo-80-Schild allerdings sowieso nicht mehr direkt vor dem Blitzer stehen. „Sobald die nächste Bauphase beginnt, wird das Schild umgestellt“, sagt eine Sprecherin der Autobahn GmbH. Dies sei im Laufe des Monats geplant. Dann gilt schon einige hundert Meter früher Tempo 80 – und auch der Blitzer dürfte wieder auslösen.

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