Von Alaaf bis ZochDas Karnevals-ABC – Das sind die wichtigsten Begriffe im Fastelovend

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Das Kölner Dreigestirn im Haus der Evangelischen Kirche.

Das Kölner Dreigestirn im Haus der Evangelischen Kirche. (Archivbild)

Der Kölner Karneval hat nicht nur seine eigenen Gesetze, sondern auch sein eigenes Vokabular. Hier das große Karnevals-ABC!

Der Kölner Karneval, die Zeit des Frohsinns und der Ausgelassenheit, ist ohne seine einzigartige Sprache kaum vorstellbar. Um sich in der bunten Welt des närrischen Treibens zurechtzufinden, ist es unerlässlich, die wichtigsten Karnevalsbegriffe zu kennen. Tauchen Sie mit uns in das Karnevals-ABC ein und entdecken Sie die Bedeutung hinter den traditionellen Ausdrücken und Ritualen.

A wie Alaaf

Der Kölner Narrenruf. Mit ihm begrüßen sich die Jecken und während der Session ersetzt er 90 Prozent des Wortschatzes. Mit dem kölschen Zauberwort wird jede Sitzung zum Mitmach-Erlebnis, denn das Publikum darf so auch mal was von sich geben. Seinen Ursprung hat es vermutlich in „all-ab“ (mundartlich „all-af“), was so viel wie „über alles“ bedeutet, im Ruf „Kölle alaaf“, also „Köln über alles“ oder „Alles lobe Köln“. Bescheidenheit ist keine karnevalistische Tugend.

B wie Bützchen

Was wäre die Session ohne das traditionelle Abschmatzen jeder Wange, die nicht bei drei auf dem Festwagen ist. Die Opfer der Kussattacken erkennt man an den handtellergroßen Lippenstift-Abdrücken.

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C wie Carne vale!

Ganz richtig, „Carne vale“ klingt nicht nur ähnlich wie Karneval, sondern ist wahrscheinlich auch Ursprung der Bezeichnung für das närrische Fest. Das lateinische Wort „carne“ bedeutet Fleisch, das Wort „vale“ ist eine Abwandlung des Wortes „levare“, das weglassen bedeutet. Frei übersetzt bedeutet Karneval bzw. „Carne vale“ also „Fleisch, lebe wohl“, was auf die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit hinweist.

D wie Dreigestirn

Prinzenproklamation des Kölner Dreigestirns der Session 2024

Prinzenproklamation des Kölner Dreigestirns der Session 2024 (Archivbild)

Der Karneval in Person(en). Prinz, Bauer und Jungfrau dürfen auf keiner Sitzung fehlen – sonst droht Amtsenthebung.

E wie Elf

Die Zahl Elf hat gleich mehrere Gründe, warum sie mit dem Karneval verbunden ist. Zum einen steht sie in der christlichen Zahlenmystik für Maßlosigkeit, das Brechen der zehn Gebote und die Sünde im Allgemeinen. Außerdem ist die Elf eine Schnapszahl. Bis heute taucht die Elf im Karneval häufig auf. Unter anderem beginnt die Session am 11.11. um 11:11 Uhr und es gibt einen Elferrat auf vielen Karnevalssitzungen.

F wie Fasten

Was kommt nach dem Karneval, außer dem Kater? Das Fasten! So war es früher zumindest vorgesehen. Man wollte es noch einmal richtig knallen lassen, bevor man bis Ostern wieder 40 Tage lang auf die Freuden des Lebens verzichten musste.  Heutzutage wird kaum noch gefastet, das lenkt eh nur vom Feiern ab.

F wie Fastelovend

Schon fast eingebürgert sind Imis, wenn sie ein lässiges „Fastelovend“ über die Lippen bekommen. Heißt auch nur „Karneval“ aber auf Kölsch. Fasching oder Fastnacht bitte vermeiden - könnte spontanes Gelächter auslösen und entlarvt Imis sofort.

F wie Flönz

Eine für Köln typische, schwach geräucherte, schnittfeste Blutwurst. Die Kölsche Flönz ist eine eingetragene Marke der Schutzgemeinschaft Kölner Wurstspezialitäten e.V.

G wie Geisterzug

Geisterzug, der alternative Karnevalszug in Mülheim

Geisterzug, der alternative Karnevalszug in Mülheim (Archivbild)

Der Zoch vor'm Zoch geht jedes Jahr am Karnevalssamstag woanders lang und führt dieses Mal durch Mülheim, Buchforst und Kalk. Keine Mottowagen, keine Funken, sondern Fackeln, gruselige Gestalten und mitreißende Sambagruppen.

H wie Helau

Ganz böse und der größte Fettnapf im Kölner Karneval. Bloß nicht brüllen, sonst droht die sofortige Zwangsabschiebung nach Düsseldorf.

I wie Imi

Nicht böse gemeinte Bezeichnung für alle nicht originalen Kölner, die als Zugereiste die Lebensart der Ur-Gesteine „imitieren“ und besonders zum Karneval die Stadt bevölkern.

J wie Jecke

Sie wollen nur feiern und sind völlig harmlose „Verrückte“. Als jeck gilt grundsätzlich jeder, der den Karneval feiert - sei es im Kostüm oder eher ungewöhnlich als „Normalo“.

K wie Kamelle

Kamelle sammeln beim Rosenmontagszug.

Kamelle sammeln beim Rosenmontagszug. (Archivbild)

Als Kamelle werden ganz allgemein die Süßigkeiten, Leckereien und anderen Wurfmaterialien bezeichnet, die die Teilnehmer der Karnevalszüge unter das Volk bringen.

Lecker Mädcher

Als Kompliment gemeinte Bezeichnung für eine „Hübsche Frau“. Zum Anbeißen eben.

L wie Lück

„Lück“ ist kölsch für Leute, und davon sind an Karneval ziemlich viele in der Stadt.

M wie Muuzepuckel

Selbst im jecken Kölle gibt es sie: die Spezies der Muuzepuckel. Die Spaßverderber machen beim Stichwort „Karneval“ ein sauertöpfisches Gesicht und flüchten vorzugsweise während des Straßenkarnevals ins jeckenfreie Ausland.

N wie Nubbel

Nubbelverbrennung beim Veilchendienstagszug in Porz-Zündorf.

Nubbelverbrennung beim Veilchendienstagszug in Porz-Zündorf. (Archivbild)

Er ist an allem schuld, was während der tollen Tage in Köln passiert und muss dafür am Karnevalsdienstag büßen. Mit großem Tamtam wird die zumeist bekleidete Strohpuppe zu Grabe getragen und unter dem Gejohle der nun lasterfreien Jecken verbrannt, denn mit der Verbrennung des Nubbel, sind alle Sünden vergessen.

Tipp für Bergisch Gladbacher Neubürger: Nubbelverbrennung ist der günstigste Zeitpunkt, um Karnevalsdienstag in einer Kneipe an der Theke in Ruhe ein Bier zu trinken. Das einzig Störende ist das Gegröle vor der Tür.

O wie Orden

Schmuck und Sammelobjekte zugleich. Sie werden von allen Karnevalsgesellschaften an besonders verdiente Mitglieder und Showgäste verliehen. Es gibt in Köln so viele, dass sie ein ganzes Museum füllen.

P wie Pänz

Lachende Pänzarena

Lachende Pänzarena (Archivbild)

Die Kinder haben in Köln nicht nur ihr eigenes Dreigestirn, sondern stehen auch im Mittelpunkt des Schullzoch, der am Sonntag eine verkürzte Strecke des Rosenmontagszugs entlang zieht.

Q wie Quetschbüggel

Kölsche Bezeichnung für DAS Karnevalsinstrument neben der „decken Trumm“ - der großen Trommel. Die Ziehharmonika ist überall mit dabei.

R wie Rosenmontag

„D'r Zoch kütt“ heißt es beim Höhepunkt des Straßenkarnevals, wenn sich der größte Karnevalszug Deutschlands in Bewegung setzt.

S wie Strüssjer

Roland verlädt Strüssjer vor dem Rosenmontagszug.

Roland verlädt Strüssjer vor dem Rosenmontagszug. (Archivbild)

Kleine „Blumensträußchen“, die während des Rosenmontagszugs geworfen und von den Fußtruppen gegen ein Bützjer eingetauscht werden.

T wie Trecken

Während der sechs tollen Tage sind die Jecken konstant auf Wanderschaft, sprich sie „trecken“ durch die Stadt, verwandeln die Zülpicher Straße in eine einzige Partymeile und versetzen Altstadt wie Ringe in den Ausnahmezustand.

U wie urinieren

Seine Notdurft „open air“ zu verrichten, kann in Köln teuer werden. Wer statt Dixiklo die Straßenecke vorzieht, muss 35 Euro Strafe zahlen, wenn er erwischt wird.

V wie Viva Colonia

Stumm in den Kneipen mitschunkeln, entlarvt jeden Imi schon beim ersten Takt. Wer kein Muuzepuckel sein will, sollte zumindest die Klassiker beherrschen.

W wie Wiever

Wer seine Krawatte liebt, der bindet sie an „Alt Weiber“, dem Karnevalsdonnerstag am besten gar nicht erst um. Ab 11 Uhr 11 macht nämlich die Schere mit jeder Krawatte kurzen Prozess, wenn die verrückten Weiber los sind.

Z wie Zoch

Die Kölner neigen ab Samstag zu organisierten Märschen durch die ganze Stadt, denen – auf die Hauptbeteiligten abgestimmt – unterschiedliche Namen verliehen werden: Geisterzoch, Schul- und Veedelszöch und natürlich der Rosenmontagszug. Der Kölner Rosenmontagszug ist rund sechs Kilometer lang und wird von einer Million Besuchern verfolgt. Festwagen, Kapellen und Tanzchore blockieren auf feierliche Weise einen Tag lang die halbe Stadt, entschädigen aber mit 300 Tonne Kamelle. (jag)

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