Ringe als Alternative?Kölner Politik will Grüngürtel-Festival an Karneval verhindern

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Hunderte verkleidete Menschen stehen am 11.11. auf den Kölner Uniwiesen.

Die Verwaltung hält den Grüngurtel für die einzig denkbare Ausweichfläche. Die Politik nicht.

Die Verwaltung hält den Grüngurtel für die einzig denkbare Ausweichfläche, um die Zülpicher Straße im Karneval zu entlasten. Die Politik nicht. Statt einer „Schlammwüste“ wollen die Fraktionen ein Event auf den Ringen.

Die Mehrheit der Kölner Ratsfraktionen fordert die Verwaltung auf, eine Karnevalsveranstaltung auf den Ringen zu prüfen, um die Zülpicher Straße künftig zu entlasten. Den Vorschlag der Verwaltung, einzig ein Festival im Grüngürtel für die Entzerrung des Straßenkarnevals eruieren zu lassen, lehnte ein Großteil der Fraktionen in einer Aktuellen Stunde im Verwaltungsausschuss ab. Hintergrund sind teils chaotische Zustände, die sich am 11.11. im überfüllten Zülpicher Viertel ergaben.

„Aus unserer Sicht ist eine dauerhafte Bespielung des Grüngürtels an Karneval schwer bis gar nicht vorstellbar“, sagte etwa Manfred Richter (Grüne). „Wir können dieses zentrale Stück Grüngürtel nicht alle paar Monate sanieren“, so Richter weiter. Seine Fraktion strebe eine ergebnisoffene Prüfung durch die Verwaltung an: Sowohl eine Veranstaltung auf den Ringen als auch ein Event in der Innenstadt oder gar im Rechtsrheinischen müsse geprüft werden, um den Straßenkarneval zu entzerren.

Entlastung für Zülpicher Straße: Stadtdirektorin Andrea Blome hält nur eine Option für denkbar

Aus Sicht von Stadtdirektorin Andrea Blome ist eine Veranstaltung jenseits des Bereichs um die Zülpicher Straße kontraproduktiv, weil sie eher weitere Menschen anlocken als die Situation im Kwartier Latäng entspannen könne. Sie betonte, eine Veranstaltung am Stadtrand werde aus diesem Grund von nahezu allen Experten abgelehnt. Auch ein Event auf den Ringen hält ihre Verwaltung für nicht zielführend, weil auch das mehr Menschen anlocken könne. In einem Papier ist hier von „Sorgen der Sicherheitsbehörden“ die Rede.

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Dennoch müsse etwas passieren, hier sind sich alle einig. Und zwar schnell. „Weiberfastnacht ist nicht mehr lange hin, der Trend zum Straßenkarneval ist nicht zu stoppen, wir müssen Alternativen prüfen“, so Blome. Wenn ein Schutz der Wiesenflächen etwa mit einer Abdeckung möglich sei, lohne es sich, über ein Grüngürtel-Festival nachzudenken. Weitere Vorschläge präsentierte sie nicht. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde das Klimadezernat, das Bedenken aufgrund der Umweltverträglichkeit haben könnte, bislang nicht in die Planungen eingebunden.

Karneval in Köln: Droht im Grüngürtel eine „Schlammwüste“?

Das Ratsbündnis ist mit diesem Vorgehen nicht zufrieden. Auch die CDU befürwortet mehrere Alternativen und verwies in der Debatte darauf, dass man „vielleicht auch einen professionellen Veranstalter für andere Flächen braucht“, wie Werner Marx betonte. Auch beim Bahnverkehr und mit Blick auf den Müll in den Feierzonen müsse nachgebessert werden. Lars Müller schlug für Volt vor, das Glasverbot online zu bewerben.

Die Opposition ist sich mit dem Bündnis aus Grünen, CDU und Volt in der Debatte einig. „Das Konzept ist nicht hinreichend, das konnte man auch vorher wissen“, sagte Gerrit Krupp (SPD). „Ich habe auch meine Zweifel, ob der Grüngürtel eine sinnvolle Option ist.“ Er forderte eine parallele Prüfung der Ringe als Veranstaltungsfläche. Güldane Tokyürek (Linke) betonte, es sei „gut, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist.“

Perspektivisch sei entscheidend, dieses Ziel immer wieder zu erreichen und Gefahrenquellen zu bekämpfen. „Ergebnisoffen heißt, auch die Ringe zu prüfen.“ Die von der Verwaltung vorgetragenen Sicherheitsbedenken hält sie für zu vage, um eine Prüfung zu unterlassen. FDP-Vertreter Volker Görzel warnte vor einer „Schlammwüste“ im Grüngürtel, es gebe „keine andere Lösung als die Ringe.“

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