„Grüngürtel muss tabu bleiben“Umweltschützer und Politiker kritisieren Karnevals-Plan der Stadt Köln

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Hunderte verkleidete Menschen bevölkern am 11.11. die Wiesen des Inneren Gründgürtels.

Am Sessionsauftakt am 11.11. hielten sich Hunderte Menschen im Inneren Grüngürtel auf.

Im Straßenkarneval soll die Uniwiese Ausweichfläche für die Zülpicher Straße werden. Gegen diese Idee der Stadt formiert sich Widerstand.

Nachdem die Stadtspitze beim Runden Tisch Karneval angekündigt hat, die Uniwiese an Weiberfastnacht als Ausweichfläche für die Zülpicher Straße zu nutzen, formiert sich in der Politik und bei Umweltschützern Widerstand. Die Uniwiese befindet sich im Inneren Grüngürtel und somit in einem Landschaftsschutzgebiet – dort sind Veranstaltungen grundsätzlich verboten. Das besagt der Landschaftsplan, weshalb es notwendig wäre, eine Befreiung zu beantragen.

Sollte die Untere Naturschutzbehörde – also die Stadt selbst – eine Veranstaltung genehmigen, könnte der Naturschutzbeirat, dem unter anderem der BUND angehört, ein Veto einlegen. Dann müsste die Bezirksregierung eine Entscheidung treffen.

Bedenken gegen eine Ausweichfläche im Kölner Grüngürtel

„Deshalb spricht die Stadt auch explizit von einer Ausweichfläche und betont, dass es sich nicht um eine Veranstaltung handelt“, sagte Helmut Röscheisen von der Kölner Kreisgruppe der Naturschutzorganisation BUND. Da auf der Ausweichfläche ein Discjockey für Unterhaltung sorgen solle, könne er keinen Unterschied zu einer Veranstaltung erkennen. „Wir hoffen noch darauf, dass es ein Einsehen gibt, ansonsten muss die Bezirksregierung das entscheiden“, sagt Röscheisen.

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Wie zu erfahren war, gab es auch innerhalb der Verwaltung Bedenken gegen eine Ausweichfläche im Grüngürtel. Da eine Prüfung alternativer Flächen jedoch ergebnislos verlaufen war, kam erneut die Uniwiese ins Spiel. Zeitweise hatte die Stadt dort ein Festival in Betracht gezogen. Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Innenstadt, sagte am Donnerstag, er sei „maßlos enttäuscht“.

Stadt Köln hält alternative Veranstaltungen auf den Ringen für problematisch

„Die Oberbürgermeisterin hat sich damit selbst vom Sockel des Umweltschutzes heruntergestoßen“, so Hupke. Der Innere Grüngürtel sei der Central Park Kölns – so habe es der verstorbene Stadtplaner Albert Speer einmal definiert. „In New York käme allerdings niemand auf die Idee, die Steuben Parade mitten durch den Central Park zu jagen“, sagte Hupke. In Köln sei „nichts mehr heilig“, es werde stets der bequemste Weg gewählt, die Argumente der Anwohner aus dem Kwartier Latäng für eine Alternativveranstaltung würden offensichtlich nicht gehört.

Im Gespräch waren alternative Veranstaltungen auf den Ringen oder im Bereich zwischen Rudolfplatz und Neumarkt. Die Stadt hält das allerdings für problematisch – unter anderem aus juristischen Gründen und aus Sorge, dort könne ein zweiter Feier-Hotspot neben der Zülpicher Straße entstehen.

Wir glauben nicht an einen Schutz der Uniwiesen, wenn sich dort Zehntausende aufhalten
Friedmund Skorzenski, Sprecher der Bürgerinitiative Grüngürtel für alle

Die Bürgerinitiave Grüngürtel für alle, die sich bereits gegen den geplanten Ausbau des Trainingsgeländes des 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel engagiert hat, kritisierte, dass sich die Stadt aktiv gegen ihre Pflicht zum Schutz des Grüngürtels verstoße. Alle Handlungen seien verboten, die den Charakter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutz zuwiderlaufen würden.

Die Stadt will die Uniwiese mit Schutzmatten vor Beschädigungen bewahren. Nach dem Sessionsauftakt am 11.11.2022 war der als Ausweichfläche benutzte Abschnitt des Grüngürtels stark vermüllt – zahllose Glasscherben steckten im weichen Erdreich. „Da helfen auch keine Alibi-Matten, die dort ausgelegt werden sollen – der Grüngürtel muss an Weiberfastnacht für die Feiernden tabu bleiben“, sagte Friedmund Skorzenski, Sprecher der Bürgerinitiative.

Die Grünen-Fraktion im Stadtrat hatte im Dezember einer Nutzung der Uniwiese eine Absage erteilt. „Wir glauben nicht an einen Schutz der Uniwiesen, wenn sich dort Zehntausende aufhalten“, sagte Manfred Richter damals. Seine Idealvorstellung sei eine Feierzone zwischen Richard-Wagner-Straße und Barbarossaplatz mit beschränktem Bahnverkehr.Die Politik diskutiert das Thema am kommenden Montag im Hauptausschuss des Stadtrats.

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