Die Renaturierung des Frechener Bachs wurde vor fünf Jahren abgeschlossen, doch das Bachwasser bleibt aus.
RenaturierungsprojektWarum der Frechener Bach nicht ganz ankommt

Das Bett des Frechener Baches im Grüngürtel nahe des Militärrings ist trocken und an der Fußgängerbrücke mittlerweile dicht mit Gras bewachsen.
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Mittlerweile ist Gras im breiten Bett nahe dem Militärring gewachsen. 2018 wurde es im Äußeren Grüngürtel bereitet, für den „renaturierten“ Frechener Bach. Doch das Endstück östlich der Fußgängerbrücke ist leer geblieben. Seit Jahren wundern sich die Bürger und Bürgerinnen darüber. Der Grund ist kompliziert.
Ursprünglich entsprang der Bach in Benzelrath
Der Bach hatte ursprünglich eine natürliche Quelle in Benzelrath, versorgte bis ins Mittelalter das Dorf Frechen mit Trinkwasser, flutete die Wassergräben von Haus Vorst und dem Stüttgenhof, und versickerte auf der Höhe des Stadtwaldes. Der Kohleabbau vor den Toren der Stadt ließ sie allerdings versiegen. Der Bach verkam zu einer Kloake, in die Abwässer der sich angesiedelten Industrie eingeleitet wurden.
Mit dem Bau einer Kläranlage in Frechen Mitte der 50er-Jahre, deren Ablauf nunmehr den Bach speist, änderte sich das. Der gleichzeitige Bau des Kölner Randkanals zur Ableitung der Sümpfungswässer aus den Braunkohlentagebauen stellte sicher, dass die gereinigten Abwässer bei Worringen in den Rhein geleitet werden.
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Das Schöpfwerk in Marsdorf, wo ein größeres Wasserrad das kleinere Schöpfrad antreibt.
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Ein kompliziertes Wasserwegesystem
Im Zuge der Regionale 2010 nahm man sich vor, dem Bach wieder zu seinem natürlichen Verlauf zu verhelfen, jedenfalls so weit wie möglich. Dazu wurde sein Betonkorsett aufgebrochen, das Bett erweitert und im Äußeren Grüngürtel in der Nähe seines früheren Verlaufs ein neues gegraben. Ein Seitenarm verhilft dem Bach bereits seit den 70er-Jahren über den Randkanal, allerdings nur, wenn ein Schieber geöffnet ist. Der Arm führt zu einem Aquädukt, das unter dem Parkplatz der Supermärkte und der Autobahn hindurchfließt und bislang das Wasserrecht des Stüttgenhof sicherstellte.
Nun wurde von dem Seitenarm ein weiterer Abzweig gebaut, über den dauerhaft Wasser zu einer Schöpfradanlage strömt, die es aus einem Auffangbecken schöpft und dosiert über das Aquädukt am Stüttgenhof vorbei in das neue Bachbett im Äußeren Grüngürtel fließen lässt. Nach einer Auflage der Bezirksregierung hat die Stadt eine Höchstmenge von sechs Litern pro Sekunden genehmigt. Der Arm ist ebenfalls mit einem Schieber versehen, der in der Regel geöffnet ist.
Viel Wasser fließt nur im Ausnahmefall
Bis zum Ende des neu gegrabenen Bettes schafft die geschöpfte Wassermenge es allerdings nicht. Warum, erklärt Holger Weiffen, Mitarbeiter in der Gewässerunterhaltung bei den Stadtentwässerungsbetrieben (Steb). Viel Wasser verdunste unterwegs, gerade, wenn es heiß ist. Das solle aber auch so sein, denn man möchte vermeiden, dass eine große Menge im Äußeren Grüngürtel versickert. „Es handelt sich um Wasser aus einer Kläranlage, das nicht ins Grundwasser gelangen soll“, betont Weiffen. Das breite Ende sei eher ein Auffangbecken im Notfall, beispielsweise, wenn der Stüttgenhof Bachwasser brauche. Dann melde sich sein Eigentümer.

Holger Weiffen, Mitarbeiter der Steb, vor der Schöpfanlage an der Horbeller Straße in Marsdorf.
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Am Schöpfwerk würde die Schiebevorrichtung vor dem Nebenarm, der den Wasserzulauf zum Stüttgenhof sichert, geöffnet, die anderen Wasserarme per Schieber geschlossen. Weil dann aber kein Schöpfrad die Wassermenge dosiert, würde der Bachverlauf stark geflutet, unter Umständen mit mehr Wasser als der Hof benötigt. „In einem solchen Fall, kann es vorkommen, dass sehr viel Wasser in den Bachverlauf fließt und dann im Endbecken aufgefangen werden muss“, so Weiffen. Das geschehe aber sehr selten, da der Stüttgenhof auch über einen Grundwasserbrunnen verfüge.
Die Steb möchten dem Wasser den Weg freischneiden
Wenn dauerhaft mehr Wasser bis zum Äußeren Grüngürtel fließen solle, müsste mehr Wasser in das Aquädukt geschöpft werden. Dafür müsste aber ein größeres Auffangbecken neben dem Schöpfrad gebaut werden. Die Steb möchten dem Bach auf andere Weise auf die Sprünge helfen: „Wir werden in der vegetationsfreien Zeit in den oberen Gewässerabschnitten einen Fließquerschnitt mit einer Breite von ca. 1,50 m anlegen“, sagt Weiffen. Dadurch kann das Wasser besser in den unteren Bereich abfließen. Er soll dann jährlich freigeschnitten werden. Zusätzlich werden die wildwachsenden Erlen im Gewässerlauf und auf der Südböschung sukzessive entfernt und wenn möglich an anderen Gewässern eingepflanzt.