„Wiese ist zertrampelt“Grüngürtel nach Karneval beschädigt – BUND bringt neue Fläche ins Gespräch

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Anwohnerin Aleke Schücking und Helmut Röscheisen vom BUND stehen auf einer ramponierten Wiese im Grüngürtel

Anwohnerin Aleke Schücking und Helmut Röscheisen vom BUND begutachten die Schäden im Grüngürtel.

Die Uniwiese ist nach Karneval beschädigt – trotz Bodenplatten. Hat die Ausweichfläche trotzdem eine Zukunft? Im Stadtrat ist man sich uneinig.

Zwei Wochen nach dem Ende des Straßenkarnevals sind im Kölner Grüngürtel noch immer die Folgen der Feierlichkeiten zu sehen. Die Stadt hatte die Uniwiese im Teilabschnitt zwischen der Luxemburger und der Zülpicher Straße erneut als Ausweichfläche für das Feiergeschehen an der Zülpicher Straße genutzt. Erstmals wurde der Grüngürtel, der Landschaftsschutzgebiet ist, dabei mit speziellen Bodenplatten bedeckt, um größere Schäden zu vermeiden.

BUND Köln spricht von nackter Erde und Bodenverdichtungen

Das hat aus Sicht des BUND nur mäßig funktioniert. Vorstandsmitglied Helmut Röscheisen und Anwohnerin Aleke Schücking zeigten am Dienstag vor Ort die Schäden. „Trotz der Bodenplatten ist die Wiese zertrampelt“, sagte Röscheisen. An einigen Stellen sei nur noch nackte Erde zu sehen, auch Bodenverdichtungen habe es gegeben. Die besonders große braune Stelle mitten auf der Wiese sei durch Metallplatten entstanden, über die die eigentlichen Bodenplatten mit Fahrzeugen angeliefert werden mussten.

Die Wiese ist mit braunen Flecken übersät.

Die Karnevalsfolgen sind auf der Uniwiese noch deutlich zu sehen.

Die Metallplatten hätten eine Schwerlastfahrttrasse gebildet, über welche die Platten angeliefert werden konnten, sagte die Stadt auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Platten und andere Logistik sei anschließend mit einem Gabelstapler über die Trasse transportiert worden, die letzten Meter seien die Platten getragen worden. „Lediglich in Randbereichen außerhalb der Nutzung kam es bei Wendemanövern von einzelnen Fahrzeugen zu einer Beschädigung der Wiese“, heißt es von der Stadt.

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BUND schlägt Nord-Süd-Fahrt als Alternativfläche vor

In Anbetracht der zu erwartenden Trockenheit im Sommer sieht Röscheisen die Wiederherstellung der Uniwiese kritisch. „Den Vor-Zustand wiederherzustellen könnte mehrere zehntausend Euro kosten.“ Die Stadt sagt dazu: „Von den rund 25.000 abgedeckten Quadratmetern müssen etwa 1.500 neu eingesät werden, wobei ein Großteil schon vor der Verlegung der Platten durch eine intensive Freizeitnutzung grasfrei war.“ Anwohnerin Schücking hat sich während der Karnevalstage selbst einen Eindruck von der Nutzung der Uniwiese gemacht. „Dort, wo die Platten gelegen haben, ist es auf jeden Fall besser als an den Stellen, die ungeschützt waren“, sagt sie.

„Es sind aber trotzdem unzählige Scherben in den Boden eingetreten worden. In ein paar Wochen, wenn bei wärmerem Wetter die Leute wieder mit Decken auf der Wiese liegen, werden wir das merken.“ Ein vollständiger Schutz der Rasenfläche ist laut BUND auch mit den Bodenplatten nicht möglich. Scherben, Dosenlaschen und andere „Splitter“ seien einfach zu klein, auch wenn die AWB gründlich gereinigt habe.

Glassplitter liegen auf der Uniwiese.

Glassplitter befinden sich noch immer im Grüngürtel.

Laut der Stadt steht die finale Reinigung im Bereich zur Luxemburger Straße hin noch aus. „Im Bereich der Fahrtrasse, in dem sich das Gras aufgrund des unterlegten Vlieses gelblich verfärbt hatte, zeigen sich bereits Erholungstendenzen. Hinsichtlich der monierten Bodenverdichtung ist ein Gutachter beauftragt worden. Das Ergebnis liegt noch nicht vor“, so die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Röscheisen forderte Stadtdirektorin Andrea Blome und Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf, eine Zusage zu geben, dass es künftig keine Karnevalsfeiern im Grüngürtel mehr geben werde. Und brachte gleichzeitig eine neue Alternative ins Spiel: die Nord-Süd-Fahrt. Zwischen Opernplatz und Blaubach – also auch durch den Tunnel hindurch – gebe es eine ausreichend große, versiegelte Fläche, deren Bespielung weder die KVB, noch Anwohnerinnen und Anwohner beeinträchtigen würde.

Stadtdirektorin zufrieden mit dem Sicherheitskonzept - Uneinigkeit in der Politik

Dass die Stadtdirektorin dem zustimmen wird, ist aktuell unwahrscheinlich. Unmittelbar nach den Karnevalsfeiertagen zog sie ein positives Fazit zum Sicherheitskonzept, explizit auch zum Grüngürtel: „Unser Sicherheitskonzept ist aufgegangen. Im Kwartier Latäng hat sich zur Regelung der Menschenmassen insbesondere die angrenzende Ausweichfläche bewährt“, sagte sie. Am Dienstag hieß es, obwohl es an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf gebe, hätten die Platten zu erheblichen Verbesserungen im Vergleich zum 11.11. geführt. Wie es mit dem Karneval im Kwartier Latäng weitergehen soll und welche der Alternativvorschläge in Betracht kommen, soll laut Stadt beim „Runden Tisch Karneval“ diskutiert werden.

Bodenplattem bedecken die Uniwiese an den Karnevalstagen.

Die Bodenplatten an Weiberfastnacht. Scherben gelangten wohl durch den Schutz auf die Wiese.

Im Rat und auch innerhalb des Bündnisses bewertet man die Nutzung des Grüngürtels unterschiedlich. Die SPD, die im Vorfeld der Karnevalstage für eine Nutzung der Uniwiese geworben hatte, ist zufrieden. „Wir glauben, dass das auch das Modell für die nahe Zukunft, also die nächsten ein oder zwei Sessionen, bleiben muss“, sagte Fraktionschef Christian Joisten dieser Zeitung. „Dauerhaft kann die Uniwiese nicht genutzt werden, es braucht neue ‚places to be‘. Aktuell sind mögliche, schnell wieder reparierbare Beeinträchtigungen der Uniwiese aber angemessen, damit im Kwartier Latäng sicher gefeiert werden kann.“

Für die CDU stand die Gefahrenabwehr im Fokus – und es sei zu „keinen kritischen Situationen gekommen“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Das Konzept hat sich für uns bewährt und ist gut angenommen worden.“

Anders sieht das der Bündnispartner, die Grünen. „Die Folgen für den Grüngürtel hat der BUND deutlich aufgezeigt. Dies bestärkt unsere Sichtweise: In einem Landschaftsschutzgebiet sollte keine Party stattfinden“, sagte Fraktionschefin Christiane Martin. Klar sei, dass es aus Sicherheitsgründen Ausweichflächen brauche. „Für die nächste Session muss die Verwaltung daher erneut Alternativflächen prüfen. Dabei müssen versiegelte Flächen in der Nähe zum Kwartier Latäng in Betracht gezogen werden. So zum Beispiel die Ringe oder die Universitätsstraße“, sagte Martin.

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