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Straßenkarneval in den VeedelnSchunkelglück auf den besten Nippeser Plätzen

6 min

Nippeser Fastelovendsjecke sind sich einig: Wir werden das Kind schon schunkeln.

Nippes – Um 8.30 Uhr ist die Mitte des Wilhelmplatzes noch Niemandsland. Wer an Weiberfastnacht um diese Uhrzeit hierher kommt, stellt sich entweder direkt an das Absperrgitter vor der Bühne oder besetzt einen Sitzplatz auf den Stufen des „Tadsch Mahal“, des multifunktionalen Toiletten-Büdchens am anderen Ende des Wilhelmplatzes.

An diesem Tag sind das die besten Plätze in Nippes. Jedenfalls für alle, die Karneval lieben. Und das sind eine ganze Menge Menschen.

Auch dieser Schotte wurde schnell integriert.

Die anfangs noch sehr überschaubare Schar von zwei Dutzend Jecken wächst von Minute zu Minute. Um 9.11 Uhr, als das Korps der Nippeser Bürgerwehr – besser bekannt als Appelsinefunke – aufmarschiert, ist die Platzfläche voll. Die Nippeser, Kölns traditionelle Frühstarter in Sachen Karneval sind, was Pünktlichkeit anbetrifft, geradezu preußisch.

Echt kölsch verhalten sie sich bei der Frage „Was ziehe ich an?“ Wer nicht verkleidet kommt, ist in der Minderheit, genau wie die, die ein Sporttrikot für ein Kostüm halten. Fantasie und Einfallsreichtum zeichnen die Mehrheit aus.

Geschützt und geschürzt: Bützen auf Nippeser Art.

Noch dazu sind alle gut gewappnet gegen die erwarteten Wetterkapriolen – vom Säugling samt Ringelstrampler und Gehörschutz bis zur betagten Möhn, die wahrscheinlich schon 1960 dabei war, als die Bürgerwehr erstmals Wieverfastelovend auf dem Wilhelmplatz veranstaltete.

Selbstverständlich ist dieses Publikum textsicher beim kölschen Liedgut. Und dabei werden keineswegs nur altbekannte Hymnen angestimmt. Die Bühne in Nippes ist offen für Newcomer.

Die Masse im Niemandsland

Tommy Walter, Kuhl un de Gäng machen den Auftakt und bringen die Menge ordentlich in Bewegung, vom Bühnenrand bis in die oberste Reihe des Tadsch Mahal. Auch im Niemandsland kann sich keiner dem allgemeinen Unterhaken entziehen.

Fremde integriert das bunte Volk auf dem Platz gern und schnell in seine Schunkelreihen. Nachdem Regina Bechberger, zweite Stellvertreterin des Bezirksbürgermeisters Bernd Schößler, obligatorisch die Rathausschlüssel an das Bürgerwehr-Mariechen Christina Pohl übergeben hatte, gesteht sie dem Publikum: „Ich verrate Ihnen jetzt etwas: Ich komme aus Düsseldorf.“

Preußisch akkurat: die Appelsinefunke beim Auftritt

Ein paar „Oooh“-Rufe sind zu hören, dem Rest der Jecken schien das ebenso egal zu sein wie die Unwetter-Warnungen. „Die haben wir natürlich immer im Blick“, versichert Gerd Düren, Geschäftsführer der Nippeser Bürgerwehr, der das Bühnenprogramm moderiert.

Vorsichtshalber wurde es auf drei Stunden beschränkt. Hauptgrund sei der Abbau der Bühne. Auf keinen Fall wollte man riskieren, Planen und große Aluminiumstreben bei Windstärke 10 abzubauen.

Der Zeitplan geht auf. Nippeser sind schließlich pünktlich. Und als die ersten Sturmböen den Platz erreichen, sind die Jecken in den Kneipen verschwunden. Vor dem jetzt leeren Tadsch Mahal ist wieder Niemandsland.

Eindrücke aus den Kölner Vierteln

Jeck Op D’r Stross

Mühlheim

In Mülheim trafen sich die Jecken auf dem Wiener Platz zur Eröffnung des Straßenkarnevals. Die Bürgervereinigung Mülheim lud traditionsgemäß zu Weiberfastnacht ein. (aef)

Kalk

Das Ritual im Kalker Bezirksrathaus ist gleichgeblieben – nur die Akteure haben sich  geändert: Diesmal versuchten der neue Bezirksbürgermeister Marco Pagano und Bürgeramts-Chefin Astrid Lemcke den goldenen Schlüssel gegen die „Mädcher vum Stadtjaade“ zu verteidigen. Vergeblich. (NR)

Höhenberg

Übers Wetter machen sich die Jecken in Höhenberg schon seit Jahren keine Gedanken mehr. Organisiert vom Veedelsverein Höhenberger Lumpe wurde im Schützenheim an der Frankfurter Straße gefeiert. (NR)

Holweide

Die IG Holweider Betriebe hatte in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Holweide auf den Marktplatz des Stadtteils eingeladen. Die Einnahmen aus der Eröffnung des Straßenkarnevals werden für die Weihnachtsbeleuchtung der Bergisch Gladbacher Straße verwendet. (aef)

Vingst

Auf dem Heßhofplatz in Vingst sangen und schunkelten bunte Lappenclowns von der Initiative Kinderspielplatz mit den Offiziellen der Vingster KG und  Dutzenden kostümierten Vorort-Jecken. (NR)

Höhenhaus

Die Höhenhauser KG Naaksühle feierte mit ihren Gästen auf dem Wupperplatz. Unter den Feiernden waren auch viele Narren aus den Nachbarstadtteilen. (aef)

Porz

Der Porzer Prinz – noch ohne fünfte Feder

Die neue Hymne der Porzer Narren heißt „Wenn Du us Porz bes“ und ist eine stimmungsvolle Werbung für den familiären Fasteleer. Prinz Helmut I. hat das Lied geschrieben und trug es mit Bauer Hans und Jungfrau Melanie an Weiberfastnacht zum etwa 150. Mal in dieser Session vor. Da schunkelten und sangen Hunderte Jecke gern mit. Der Prinz durfte sich zum Dank für eine tolle Session eine fünfte Feder an den Hut stecken lassen. Festausschuss-Präsident Stephan Demmer führte auf dem  Hermanns-Plätzchen durch ein musikbetontes Programm und lud dazu ein, den Porzer Karneval bei den Zügen in Libur, Wahn, Poll, Porz, Ensen-Westhoven und Langel voll auszukosten. (bl)

Flittard

In Flittard stieg die große Weiberfastnachtsparty, von der Flittarder KG von 1934 „Straßensitzung am Denkmal“ genannt, an der alten Schule Hubertusstraße. (aef)

Ehrenfeld

Auch die Jecken der KG Rheinflotte entschlossen sich zum Umzug ins trockene Bürgerzentrum. Dort übergab Bezirksbürgermeister Josef Wirges die Schlüssel zum Bezirksrathaus an das Kölner Kinderdreigestirn. Auf der Bühne zeigten das Kindertanzkorps und das große Tanzkorps der KG Rheinflotte ihr Können. (Rös)

Sülz

Auf dem Vorplatz der Nikolauskirche schunkelten die Jecken. Sie freuten sich auf das Dreigestirn, das zur Eröffnung des Straßenkarnevals gerne einmal in Sülz vorbeischaut. Ein  Höhepunkt war auch die Übergabe gesammelter Spenden der Initiative „Platz für Pänz“ an die Sülzer Grundschulen. (se)

Lindenthal

Auch auf dem Hermeskeiler Platz in Lindenthal tanzten bereit ab 11.11. Uhr bunt kostümierte junge und alte Besucher zu so manchem Karnevalslied, das die Bands auf der Bühne anstimmten. Die KKG Alt-Lindenthal hatte  mit den Geschäftsleuten am  Platz die Veranstaltung organisiert. (se)

Lövenich

Im großen Zelt auf dem Vorplatz der Kirche St. Severin in Lövenich freuten sich die  Jecken über das Programm, das das Festkomitee Lövenicher Karneval für Junkersdorf, Lövenich und Weiden alljährlich organisiert: Das Kinderdreigestirn im Kölner Westen gab sich die Ehre. Danach tanzten die Kajütemüsjer, das Tanzcorps „Blaue Jungs“ der KG Lövenicher Neustädter und die Kindertanzgruppe der KG Große Junkersdorfer. (se)

Bickendorf

Den Bickendorfer Karnevalsfreunden war das Wetter zu ungemütlich. Statt auf dem Platz vor dem Treuer-Husar-Brunnen feierten die Jecken im schmucken Friedrich-Ebert-Saal am Josef-Esser-Platz. Dort sorgten die  Karnevalisten  für kurzweilige Stunden im Trockenen. (Rös)

Worringen

Die Worringer Jecken, feierten die Wieverfastelovends-Eröffnung auf dem Sankt-Tönnis-Platz. Man habe morgens die Entscheidung getroffen, die Feier doch draußen stattfinden zu lassen, erläuterte Stephan Güsgen. Beim traditionsreichen Worringer Karnevalstreffen vor der Kirche zog vormittags 10.40 Uhr das Funkenkorps der Großen Karnevalsgesellschaft. Dann ging es weiter mit der Wieverfastelovends-Party im Vereinshaus an der Sankt-Tönnis-Straße 68 mit DJ Sascha. (bes)

Longerich

Zwei Sülzer Jecken hängen an der Pief.

Dank Zelt wettergeschützt feierten in diesem Jahr wiederum die Lunker Jeckinnen und Jecken. Ab 13.11 Uhr ging es im mollig warmen Zelt auf dem Festplatz am Heckweg los. Es gab Gardetanz satt zu sehen; musikalisch heizten  das Kölner Musikcorps Blau-Weiß Alt Lunke 1956, die Neppeser Naaksühle und  weitere Gäste ein. (bes)

Riehl

Bereits vor Tagen abgesagt hatte der Vorstand der Riehler Interessengemeinschaft (Rig) den Straßenkarneval auf der Stammheimer Straße. Geplant war, mit Musik, Würstchen und Kölsch sowie einem Auftritt der Riehler Band „De Schluffe“ die tollen Tage zu eröffnen. Angesichts der Wettervorhersage sei dies  aber zu riskant gewesen. (bes)