Einbrüche in Köln, um Sucht zu finanzieren„Es hat mich geschockt, was ich getan habe“

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Eine Person begeht einen Einbruch. (Symbolbild)

Köln – „Es hat mich geschockt, was ich getan habe“, sagte Dietmar K. am Donnerstag vor dem Kölner Landgericht und hatte dabei die lange Liste der Taten vor Augen, die ihm vorgeworfen werden: rund 20 Fälle von besonders schwerem Diebstahl.

Etliche der Taten soll der 55-Jährige zusammen mit einem ein Jahr älteren Mann verübt haben, der ebenfalls in Untersuchungshaft und mit auf der Anklagebank sitzt. Der will auf Anraten seines Anwalts zu den Vorwürfen schweigen.

Dagegen gab Dietmar K. freimütig Auskunft. Allerdings schränkte seine Verteidigerin ein: „Es ist schwer für ihn, sich an Details zu erinnern.“ Dies liege daran, dass er die Taten, zu denen er sich nur zum Teil und mit gewissen Einschränkungen bekannte, unter starkem Suchtdruck begangen habe. Mal habe er mit Entzugserscheinungen gekämpft und sei dadurch nicht ganz bei Sinnen gewesen, mal habe er unter dem Einfluss von Rauschgift gestanden.

Einbrüche in Köln: Bargeld, Werkzeuge, Laptops

Die Serie begann im November 2018 und endete im September 2019. Tatorte waren Autowerkstätten, ein Schnellimbiss, eine Schauspielschule, ein Friedhofsgebäude und ein Partyraum. Am häufigsten machte Dietmar K. auf dem Gelände des Großmarkts in Raderberg Beute. Er nahm an sich, was er kriegen konnte, ob es nun Bargeld, Handys, Werkzeuge und Laptops waren oder Kölsch-Fässchen, eine Digitalkamera, Kaffeepackungen und Schmuck. Der Anklage zufolge fiel die Beute aus einer Kfz-Werkstatt in Raderberg besonders üppig aus; die Staatsanwaltschaft beziffert den Gesamtwert mit über 21 000 Euro. In einem anderen Fall soll Dietmar K. nicht nur Bargeld und Gegenstände gestohlen haben, sondern mit einem Ford Transit, der zum Betrieb gehörte, davongefahren sein.

Die Verteidigerin sagte, er habe sich in einem Ausnahmezustand befunden. Zur Vorgeschichte gehört, dass Dietmar K., der in prekären Verhältnissen aufwuchs, 1991 nach dem Tod seines Sohns anfing, Heroin zu nehmen. Vorher will er nur Cannabis konsumiert haben. Dank eines Methadonprogramms sei er schließlich von der harten Droge losgekommen; hinzu kamen Therapien. Bis zum Jahr 2018 sei er clean geblieben.

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Dann hätten ihn geballte Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen: Die Eltern, eine Schwester und sein Hund seien gestorben. Mit Kokain wurde er rückfällig. Nicht nur einmal habe er versucht, sich das Leben zu nehmen, sagte seine Verteidigerin.

Den größten Halt fand er bei dem Mitangeklagten, in dessen Wohnung er sich häufiger aufhielt als in seiner eigenen. Um seine Sucht zu finanzieren, begann Dietmar K., der von Hartz IV lebte, Einbrüche zu begehen. „Ich wollte einfach nur abschalten“, erklärte er den Richtern der 1. Großen Strafkammer. Der Prozess wird am 28. Januar fortgesetzt.

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