„Kölner Mindset“Arbeitgeber wollen Geflüchtete anstellen – Agentur für Arbeit startet Jobmarkt-Serie

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In der Agentur für Arbeit in Köln weist ein Schild auf den Jobmarkt für Geflüchtete hin. Ein Mann mit einer Bewerbungsmappe folgt dem Hinweispfeil.

Jobmarkt für Geflüchtete in der Agentur für Arbeit: Im Rahmen des „Job-Turbos“ möchte die Bundesregierung Geflüchtete schneller in Arbeit bringen.

Unternehmen suchen Fachkräfte – Geflüchtete suchen Arbeit. „Job-Turbo“ in Köln: 20 Arbeitgeber trafen am Freitag auf 600 potenzielle Arbeitnehmer.

„Das ist doch das Kölner Mindset: Ein Zusammenarbeiten und die Integration“, sagt David Pipke. Er sucht für Früh neue Mitarbeitende. „Wir geben gerne Geflüchteten eine Chance, in Deutschland Fuß zu fassen“, sagt Pipke. In den Küchen des Kölner Familienunternehmens sei es egal, wenn man nicht die richtigen Artikel für Substantive verwende. „Learning by Doing ist der richtige Ansatz“, sagt der Früh-Recruiter.

Geflüchtete und Menschen, die noch nicht fließend Deutsch sprechen, strömen Freitagmorgen in die Agentur für Arbeit am Butzweilerhof. Hier findet der erste Jobmarkt explizit für sie statt. Im Rahmen des „Job-Turbos“ möchte die Bundesregierung Geflüchtete schneller in Arbeit bringen. Sprecherin Bianca Winter sagt, sie hätten 1000 Kölner Kundinnen und Kunden angeschrieben, von denen sich 600 anmeldeten. Das seien viele. „Beide Seiten hatten schon länger Interesse bekundet“, sagt Winter. Vertreterinnen und Vertreter von 20 Arbeitgebern saßen also Freitagmorgen im Erdgeschoss hinter Tischen voller Kugelschreiber und Broschüren und warben um neue Mitarbeitende, um den Fachkräftebedarf zu decken.

David Pipke, junger Mann in Sweatshirt, sitzt an einem Tisch mit Broschüren, vor einem Plakat von Früh. Ihm gegenüber nimmt Mehmet Cakallikoglu, Mann mittleren Alters mit Cappie, Platz.

David Pipke (links) sucht für Früh neue Mitarbeitende, zum Beispiel Mehmet Cakallikoglu (rechts).

Zum Tisch von Früh setzt sich Mehmet Cakallikoglu. Er ist aus der Türkei nach Deutschland gezogen, sucht einen Job in der Gastronomie. Pipke sagt, die Sprachbarriere sei in seinem Unternehmen kein Problem, die Mitarbeitenden übersetzten viel untereinander. Auch auf dem Jobmarkt am Freitag, werden Verständnisschwierigkeiten schnell gelöst: Pipkes Kollege geht mit einem Bewerber, der nur Ungarisch spricht, in einen ruhigeren Raum und ruft für das Gespräch eine Dolmetscher-Hotline an.

Agentur für Arbeit meldet 13.100 Geflüchtete mit Job in Köln, 7500 suchten noch

Dringend neue Mitarbeitende sucht Najaha Abdurahman. Sie ist Pflegedienstleiterin bei den Johannitern. „Die Geflüchteten haben es  verdient, einen Job zu bekommen.“ Schon kurz nach Öffnung bilden die Arbeitssuchenden eine Schlange vor dem Veranstaltungsraum, mehrere Namen hat Abdurahman schon auf ihrer Bewerberliste notieren können.

Najaha Abdurahman und ihre Kollegin stehen an einem Tisch mit Broschüren, hinter ihnen ein Plakat der Johanniter.

Najaha Abdurahman (rechts), Pflegedienstleiterin bei den Johannitern, sucht neue Mitarbeitende.

Olabisi Orojimi meldet sich bei der Deutschen Post an. Sie arbeite bisher als Reinigungskraft und spreche mittlerweile besser Deutsch, als zu der Zeit, in der sie den Job begann. Deshalb suche sie jetzt nach einer besseren Chance. Das gehe auf der Börse der Arbeitsagentur gut: Hier könne sie sich direkt bei mehreren Firmen melden.

Bei der Agentur für Arbeit sind am Freitag vor allem die Gastronomie, Pflege, Verkehr und Logistik vertreten. Im April soll der nächste Jobmarkt stattfinden. „Für diese Zielgruppe beginnt jetzt eine neue Reihe an Veranstaltungen“, sagt Bianca Winter. 11 000 Menschen aus den acht am stärksten vertretenden Asyl-Herkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien) waren in Köln im Juni 2023 laut Agentur für Arbeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das ist der jüngste Stand. Dazu kamen 2100 Menschen aus der Ukraine. Auf der anderen Seite suchten noch 2500 Arbeitslose mit ukrainischem Pass und 5000 Geflüchtete aus den anderen Asyl-Herkunftsländern einen Arbeitsplatz.

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