Nach Corona-EinschränkungKölner Angebot „Duo“ vermittelt Ehrenamtler an Demenzkranke

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Anni Hansen (l.) und Gisela Rüter auf ihrer Lieblingsbank im Deutzer Pyramidenpark

Anni Hansen (l.) und Gisela Rüter auf ihrer Lieblingsbank im Deutzer Pyramidenpark

Köln – Der Platz ist ideal. Zwei Bänke, nah beieinander, aber nicht zu eng. Direkt unter hohen Bäumen, das dichte Blätterwerk spendet ausreichend Schatten. Anni Hansen und Gisela Rüter lieben den Pyramidenpark an der Gabelung von Gummersbacher und Deutz-Kalker-Straße in Deutz. Jetzt in Corona-Zeiten noch viel mehr als sonst. „Auf der Deutzer Freiheit ist zu viel los. Da rücken einem die Leute zu sehr auf die Pelle. Außerdem ist das ein ganzes Stück zu laufen“, sagt Gisela Rüter. „Ich bin mit meinem Ersatz-Mercedes ja auch nicht sehr schnell“, ergänzt Anni Hansen und versetzt ihrem Rollator einen kleinen Schubs mit dem Fuß.

Die beiden Frauen sind froh, dass sie sich nach der Zwangspause während der letzten Wochen überhaupt wieder treffen können. Sie kennen sich erst seit Anfang Januar. Der Kontakt entstand über „Duo“. Das ist ein häuslicher Unterstützungsdienst, der die Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen und die Unterstützung ihrer Familien anbietet. „Duo“ ist ein gemeinsames Angebot des ASB Köln und der Kölner Freiwilligen-Agentur. Gisela Rüter ist einer der Duo-Freiwilligen. Anni Hansen ist die erste Dame, um die sie sich kümmert.

Holpriger Start wegen Corona

„Ich wollte das zunächst gar nicht,“ sagt die 76 Jahre alte Hansen, „wozu auch? Ich fühle mich noch relativ fit. Aber eine meiner Töchter hat mir dazu geraten, jemanden vom Besuchsdienst kennenzulernen. Also habe ich mich darauf eingelassen. Kann ja nix schaden, mal sehen, wer da kommt, habe ich gedacht.“ Die anfängliche Skepsis wich rasch, die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch. „Ich bin so froh, dass ich Gisela kennengelernt habe. Die kann so wunderbar erzählen. Ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns sehen“, sagt Anni Hansen.

Dabei war der Start wegen Corona holprig. „Wir haben uns zweimal getroffen, dann kam die Kontaktsperre. Das war natürlich nicht schön, wir waren gerade dabei, uns aneinander zu gewöhnen. Wir haben viel telefoniert“, sagt Rüter, „es ist wunderbar, dass wir uns nun wieder persönlich sehen können“.

Bei Festen und im Freundeskreis Schlager gesungen

Einmal in der Woche macht sich die 69-Jährige aus der Südstadt auf nach Deutz. „Für mich sind das ebenfalls angenehme Stunden. Wir passen gut zusammen, können über alles reden. Ich freue mich, dass Anni meine Hilfe annimmt. Wir kommen prima miteinander aus. Das ist alles ganz unverkrampft.“

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Anni Hansen ist ein fröhlicher und kontaktfreudiger Mensch. „Ich höre gern Musik im Radio, am liebsten WDR 4. Früher habe ich selber bei Festen und im Freundeskreis Schlager gesungen und mich auf der Gitarre begleitet. Ich kenne in Deutz sehr viele Leute, bin gern unter Menschen. Ich bin ganz zufrieden, mit meinen drei Kindern verstehe ich mich gut.“ Dann wird sie ein wenig nachdenklich. „Ich merke schon, dass ich einiges nicht mehr so kann. Manches vergesse ich, vor allem unwichtige Sachen wie das Fernsehprogramm von gestern.“ Ihre Termine habe sie noch gut im Blick. 

Aber ein paar Einschränkungen machten sich bemerkbar. „Ich gehe auch nicht mehr alleine raus. Meine Tochter hatte Recht, es war richtig, dass wir uns an Duo gewandt haben.“ Gisela Rüter nickt zustimmend. „Ich denke, der Zeitpunkt ist gerade richtig. Ich habe bei meiner Mutter, die an Demenz erkrankt war, erlebt, wie wichtig es ist, früh Unterstützung zu suchen und anzunehmen. Ich kann nur jeden in einer vergleichbaren Situation ermutigen, sich rechtzeitig Hilfe zu holen.“

www.koeln-freiwillig.de/duo

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