Die Geschädigte litt nach der Tat unter Panikattacken. Der Prozess am Amtsgericht wurde vertagt.
An KVB-HaltestelleAsthmatikerin in Notsituation das Handy entrissen – Angeklagter ohne Erinnerung

Am Treppeneingang einer KVB-Haltestelle (das Symbolbild zeigt die Station Deutz / Technische Hochschule) ereignete sich der mutmaßliche Raub.
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Ein laut Anklageschrift besonders perfider Raubüberfall an der KVB-Haltestelle Escher Straße wird derzeit vor dem Amtsgericht Köln verhandelt. Einer Asthmatikerin wurde das Handy entrissen, als diese gerade aufgrund eines Schwächeanfalles den Notruf gewählt hatte. Beschuldigt ist ein in der Nachbarschaft lebender 45-Jähriger – der sich beim Prozess an nichts erinnern konnte oder wollte.
Köln: Frau in Notsituation laut Anklage das Handy entrissen
An einem heißen Maitag vor zwei Jahren hatte sich die Geschädigte auf eine der Stufen am Treppenabgang der Haltestelle gesetzt und die 112 gewählt. „Aufgrund ihres Gesundheitszustandes konnte sie nicht aufstehen“, so die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte habe die 33-Jährige zunächst angesprochen und ihr dann das an einem Band hängende Handy entrissen. Laut Anklage habe er der Frau anschließend einen Stoß versetzt.
Die 33-Jährige sei die Treppe der Haltestelle hinuntergestürzt und habe dabei Prellungen an Nacken und rechter Schulter erlitten. Sie leide seitdem an Panikattacken und Flashbacks, habe Angst vor dem nächsten Asthmaanfall und Notsituationen. Zwei Tage nach dem Vorfall habe die Geschädigte laut Anklage versucht, sich mit einer Überdosis Medikamente das Leben zu nehmen.
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Köln: Zeuge verfolgt Angreifer an Haltestelle
Ein Zeuge hatte den mutmaßlichen Räuber nach dem Angriff verfolgt, woraufhin der Täter das iPhone weggeworfen habe. Das Gerät gelangte so zurück zu der Besitzerin. Beim Prozessauftakt berichtete der Angeklagte über seinen Anwalt, dass er zur Tatzeit „ein bis zwei Flaschen“ Wodka pro Tag getrunken und Amphetamin und Heroin konsumiert habe. Er könne zum Vorfall daher nichts sagen.
Im Zeugenstand berichtete die Geschädigte, zunächst gedacht zu haben, der Mann wolle ihr helfen. „Er sagte was von Notruf und nahm mein Handy in die Hand“, so die 33-Jährige. Sie habe angenommen, er wolle selbst die 112 wählen, was aber nicht nötig gewesen sei – das habe sie ja bereits erledigt. Stutzig sei sie erst geworden, als der Fremde plötzlich ihr iPhone aus der Schutzhülle gelöst habe.
Köln: Zeugin spricht von versehentlichem Rempler
Offenbar ohne Belastungstendenzen berichtete die Frau, dass der Täter sie im Gegensatz zur Schilderung in der Anklageschrift wahrscheinlich nicht bewusst gestoßen, sondern auf der Flucht wohl versehentlich angerempelt habe. Sie habe auf der Treppe auch nicht komplett den Halt verloren, gleichwohl habe sie sich Verletzungen zugezogen. Schlimmer wiegten jedoch die psychischen Folgen.
Sie sei früher bereits in psychiatrischer Behandlung gewesen, berichtete die Zeugin. Nach dem Vorfall habe sie aufgrund der akuten Belastungssituation einen Selbstmordversuch unternommen, später 15 Traumasitzungen absolviert. Ein Urteil in dem Fall sprach das Amtsgericht noch nicht. Beim nächsten Verhandlungstag soll der Zeuge vernommen werden, der den Täter an der Haltestelle verfolgt hatte.