Wegen Schulden bei DrogendealerChampagner-Betrug in Kölner Maritim-Hotel – Festnahme

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Im Maritim-Hotel am Heumarkt tranken die Angeklagten Champagner.

Köln – Der Brexit sei doch schon Strafe genug, scherzte Verteidiger Sebastian Schölzel im Verfahren gegen zwei junge Engländer, die sich am Montag wegen Betrugs vor dem Kölner Amtsgericht verantworten mussten. Dass sie sich mit einer gefälschten Kreditkarte ins Maritim-Hotel am Heumarkt eingemietet und dort kräftig Champagner getrunken hatten, war noch der geringste Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft den Angeklagten machte. 

Mit gefälschten Kreditkarten nach Köln gereist 

Am 11. November des vergangenen Jahres waren die beiden 19-jährigen Elektriker von London-Stansted aus nach Köln geflogen. Karneval wollten sie nicht feiern, denn von einem Hintermann ausgestattet mit falschen Pässen, Führerscheinen und gefälschten Kreditkarten von American Express und Mastercard waren sie mit einem klaren Auftrag nach Deutschland gekommen; sie sollten Autos bei Mietwagenfirmen abholen und die Fahrzeuge nach Belgien verbringen. 

In der Altstadt holten die Angeklagten einen Skoda im Wert von 30.000 Euro ab, stellten diesen später in die Tiefgarage des Maritim-Hotels, buchten ein Zimmer für eine Nacht und ließen die Champagner-Korken knallen. 

Köln: Mietwagenfirma entdeckt Betrug rechtzeitig

Sie ahnten nicht, dass die Mietwagenfirma den Betrug zwischenzeitlich entdeckte und den Standort des Skoda anhand von GPS-Daten ausfindig machen konnte. Mitarbeiter waren in die Tiefgarage geeilt und hatten vorsorglich die Luft aus drei Reifen gelassen, auch wurde die Polizei verständigt. 

Als die Autoschieber am nächsten Tag nach Belgien aufbrechen wollten, wurden sie in der Hotel-Tiefgarage festgenommen. Kurz zuvor hatten sie noch panisch nach Ersatzreifen oder einer Luftpumpe gesucht. Eher zufällig stellten die Beamten in der Tiefgarage noch einen Audi RS3 im Wert von 70.000 Euro sicher. Das Auto war von Komplizen in der Slowakei angemietet und zur geplanten Weiterfahrt nach Belgien bei den beiden Angeklagten in Köln deponiert worden. 

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Die Angeklagten verließen das Justizgebäude auf freiem Fuß.

Köln: Schulden bei Drogendealer war Motiv der Tat 

Einer der Angeklagten gab an, in England 2700 Pfund – das entspricht 3150 Euro – Schulden bei einem Drogendealer gehabt zu haben, durch die Betrugstaten habe er das Geld abarbeiten wollen. Gleichzeitig habe ihm der Gläubiger gedroht, seiner Familie etwas anzutun, sollte er sich weigern. Auf dessen mitangeklagten Freund traf das nicht zu, dessen Motivation fasste Verteidigerin Petra Eßer so zusammen: „Abenteuerlust.“ 

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Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn sprach von einer schwerwiegenden Straftat im Bereich der Organisierten Kriminalität, doch die Champagner-Sause im Hotel zeuge allerdings von einer verzögerten Reife, weshalb der Ankläger für das Jugendstrafrecht plädierte und ein Jahr für den Haupttäter und neun Monate Haft für den Komplizen forderte, beides auf Bewährung. 

Köln: Richterin verzichtet auf konkrete Strafe

Die Verteidiger merkten an, dass die Mandanten nun zwei Monate und damit auch über den Jahreswechsel in Untersuchungshaft saßen und forderten ein mildes Urteil. 

Die Richterin beließ es bei einer Schuldfeststellung, setzte die Verhängung einer Jugendstrafe zur Bewährung aus und hob die Haftbefehle auf. Die Eltern der jungen Angeklagten, die zum Prozess nach Köln gereist waren, nahmen ihre Söhne am Gerichtsgebäude in Empfang.

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