Lage spitzt sich zuKölner Caritas beklagt eklatanten Pflegenotstand

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Gebäude der Caritas Ehrenfeld auf der Bartholomäus-Schink-Straße 6

Ein Gebäude des Kölner Caritasverbands in Ehrenfeld

Die Caritas in Köln sorgt sich um die Aufrechterhaltung ihrer Angebote, denn 2030 fehlen voraussichtlich bis zu 3000 Pflegekräfte.

Der viel beschworene Pflegenotstand in Deutschland macht auch dem Caritasverband Köln zu schaffen. Die Lage spitze sich zu, sagte Vorstandsmitglied Carmen Witte-Yüksel, Leiterin des Innovationsmanagements, am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz des Verbands.

Voriges Jahr habe es durchschnittlich 80 Tage gedauert, bis man die Stelle einer Fach- und Führungskraft in der Pflege habe besetzen können. Und im Juli habe die Kölner Caritas eine ihrer acht ambulanten Pflegestationen geschlossen, weil sich nicht genug Personal gefunden habe, um alle Patienten und Patientinnen im Stadtbezirk Ehrenfeld versorgen zu können. Die Gründe seien Fachkräftemangel und eine immer älter werdende Bevölkerung.

Zudem seien die Kollegen und Kolleginnen in der Pflege und die Leitungskräfte nach der anstrengenden Corona-Zeit ausgebrannt. Zwar gingen die Pflege-Reformen in die richtige Richtung, aber die Zeit laufe davon. Für ganz Köln rechnet Witte-Yüksel damit, dass im Jahr 2030 in allen Bereichen insgesamt bis zu 3000 Pflegekräfte fehlen werden.

Caritasverband Köln: Personalmangel, Schließungen, Burnout

Der Caritasverband unternehme einiges, um dem Problem zu begegnen. So biete er attraktive Arbeitsbedingungen, um die Mitarbeitenden zu halten – von der Entlohnung über dem Branchendurchschnitt bis zur Planung eines flexiblen Arbeitszeitmodells. In einem eigenen Bildungszentrum bildet er junge Menschen als Pflegefachkräfte oder Pflegeassistenten aus.

Er unterstützt die Anwerbung von Fachkräften aus dem außereuropäischen Ausland und schafft neue Strukturen in der regionalen und quartiernahen ambulanten Versorgung. Ein Beispiel: Im kommenden August wird das neue Pflege-Quartierszentrum St. Josef in Porz-Wahn eröffnet; die für den Start notwendigen Stellen konnten rechtzeitig besetzt werden.

Finanziell steht die Kölner Caritas alles in allem noch gut da. Finanzvorstand Markus Nikolaus sprach von einer stabilen Ertragslage. Doch die wirtschaftliche Steuerung sei mit diversen Belastungen konfontiert. Dazu gehöre, dass das negative öffentliche Ansehen des Erzbistums Köln, das auch dem Ruf der Caritas schade, die Akquise von Fördermitteln und Personal erschwere.

Steigende Personalkosten bedrohen Kölner Beratungsangebote

Die größte Herausforderung in diesem Jahr seien allerdings die steigenden Personalkosten,  bedingt durch den Tarifabschluss Öffentlichen Dienst, an dem sich die Tarife der Caritas orientieren. Darauf hob auch Vorstandssprecher Peter Krücker ab. Nur eine „auskömmliche Refinanzierung“ der aktuellen Personal- und Sachkostensteigerungen, darunter die Mehrausgaben für Energie, garantiere, dass die Dienste und Angebote der freien Wohlfahrtsverbände, die in Krisenzeiten wichtiger denn je seien, aufrechterhalten werden könnten.

Im Doppelhaushalt 2023/2024 der Stadt Köln seien jedoch die festgelegten Förderungen von Trägerleistungen im freiwilligen Bereich von den tatsächlichen Kostensteigerungen „entkoppelt“, das heißt, die im Haushalt eingeplanten Tarifsätze würden in der Realität deutlich überschritten. Der durchschnittliche Eigenanteil der Träger bei freiwilligen Leistungen werde um mindestens 50 Prozent zunehmen.

Daher drohe die Kürzung oder Streichung von Angeboten und im schlimmsten Fall die Insolvenz von Trägern, also der Wegfall sozialer Unterstützungs- und Betreuungsangebote – von der Senioren über die Flüchtlingsberatung bis zur Schuldnerhilfe. Trotz möglicher Abmilderungen könnten die von den Kostensteigerungen verursachten Lücken nicht geschlossen werden. Wichtig sei, dass die Stadt sich mit den Verbänden und der Politik berate, damit sich das Problem langfristig lösen lasse.

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