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Kölner NahverkehrWarum so viele Bahnen und Busse der KVB zu spät kommen und ausfallen

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Die U-Bahn-Haltestelle Kartäuserhof an der Severinstraße

Die U-Bahn-Haltestelle Kartäuserhof an der Severinstraße

Der Qualitätsbericht für das Jahr 2024 zeigt die Defizite der Kölner Verkehrs-Betriebe auf. Die Probleme für das Unternehmen sind vielfältig.

Für die Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) war es der letzte Qualitätsbericht, den sie am Dienstag vorstellte. Stefanie Haaks wird das Unternehmen im kommenden Jahr auf eigenen Wunsch vorzeitig verlassen, eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger wird bereits gesucht. Seit März 2019 steht sie an der Spitze des Verkehrsunternehmens, das zum Stadtwerke-Konzern gehört und somit indirekt der Stadt Köln.

„Mein erstes Jahr war direkt das erfolgreichste Jahr in der Geschichte der KVB überhaupt, umso tiefer war danach der Fall“, sagte Haaks am Dienstag. Erst kam die Corona-Pandemie, danach der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dass jetzt für viele Fahrzeuge und Anlagen viele Ersatzteile fehlen, liege auch daran, dass deren Hersteller jetzt teilweise Waffen produzieren würden.

Und auch aktuell kämpfen die KVB und ihre Vorstandsvorsitzende mit zahlreichen Problemen. Es fehlen Stadtbahnen, in den unterirdischen Haltestellen übernachten größere Gruppen drogenabhängiger Menschen, Busse und Bahnen sind nicht oft nicht pünktlich. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

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Warum sind Bahnen und Busse so oft nicht pünktlich oder fallen gleich ganz aus?Bislang war Personalmangel das größte Problem der KVB. Es gab zu wenig Nachwuchs, um die pensionierten Bahn- und Busfahrer zu ersetzen. Somit mussten viele Fahrten ausfallen. Dieses Blatt hat sich inzwischen gewendet. An dem kommenden Montag werden sämtliche Buslinien wieder regulär unterwegs sein, denn es gibt wieder genug Fahrer. Bei den Stadtbahnen sieht es ab dem Herbst ebenfalls so aus, allerdings ist hier eine Rückkehr zum Regelfahrplan nicht möglich, da es an Fahrzeugen mangelt. Die KVB wartet noch auf Bestellungen, die vom Hersteller Alstom nicht ausgeliefert werden. Und die KVB kann viele der älteren Bahnen nicht zügig reparieren, da keine Ersatzteile erhältlich sind. In der Not baut das Unternehmen inzwischen selbst einige Ersatzteile nach. Den Fahrplan wird die KVB somit voraussichtlich erst 2030 wieder regulär einhalten. Die Verspätungen sind laut der KVB vor allem auf Unfälle und parkende Autos im Gleisbereich zurückzuführen.

Wie geht die KVB mit den Gruppen drogenabhängiger Menschen um, die sich in den unterirdischen Haltestellen aufhalten? Die KVB hatte zuletzt angekündigt, gemeinsam mit Polizei und städtischen Ordnungsdienst verstärkt mit Kontrollen vorzugehen und Platzverweise zu erteilen. Das ist auch wie angekündigt geschehen. Die KVB beobachte jedoch Verdrängungseffekte an andere Orte. Die intensiven Streifgänge am Neumarkt und am Ebertplatz hätten dazu geführt, dass sich drogenabhängige Menschen nun verstärkt am Josef-Haubrich-Hof aufhalten, aber auch an der Haltestelle Körnerstraße in Ehrenfeld sowie an der Haltestelle Kartäuserhof an der Severinstraße, sagt Florian Römer, Bereichsleiter Fahrgastsicherheit und Werkschutz. Den Plan, die Haltestelle Appellhofplatz nachts versuchsweise mit Rolltoren abzusperren, hat die KVB deshalb zunächst nach hinten verschoben. „Wir haben da auch eine soziale Verantwortung, die Menschen müssen sich schließlich irgendwo aufhalten“, sagte KVB-Chefin Haaks. „Wir brauchen ein Signal, wo die Menschen stattdessen hingehen sollen.“ Politik und Verwaltung müssten für Lösungen sorgen. „Es braucht ein Gesamtkonzept, das liegt nicht bei uns als Verkehrsunternehmen“, sagte Haaks. Die nächtliche Schließung am Appellhofplatz ließe sich innerhalb von zwölf Wochen nach einem Beschluss umsetzen.

Wie steht es um die oftmals defekten Aufzüge und Rolltreppen?Die Rolltreppen waren laut der KVB im Jahr 2024 zu 90,2 Prozent verfügbar. Das war eine leichte Verbesserung gegenüber 2023 mit 89,6 Prozent. 81,9 Prozent aller Störungen habe die KVB innerhalb von vier Stunden beseitigt, 16,2 Prozent innerhalb von vier Stunden bis vier Tagen. Für 1,9 Prozent benötigte die KVB länger als vier Tage. Als Hauptursache nennt das Unternehmen erneut Vandalismus. Die Haltestellen Bahnhof Deutz/Messe und Kartäuserhof fielen dabei besonders negativ auf. 40 Prozent der Störungen dort waren auf Vandalismus zurückzuführen. „Es kann sein, dass Sie morgens auf dem Weg zur Arbeit eine defekte Rolltreppe sehen, die abends aus Ihrer Sicht immer noch nicht funktioniert, inzwischen aber tatsächlich schon repariert und erneut beschädigt wurde“, sagte Haaks. Die Aufzüge waren zu 96,4 Prozent verfügbar. 2024 gab es 1337 Störungen, 2023 waren es noch 1197. Vandalismus sei in diesem Bereich als Ursache seltener geworden.

Wie zufrieden waren die KVB-Kunden bei Befragungen?3000 anonyme Tester waren 2024 unterwegs und haben ihr Urteil über die Qualität der KVB abgegeben. Bei den Kriterien Sauberkeit/Zustand und Beförderungsqualität hat sich das Unternehmen im Stadtbahnbereich demnach leicht verschlechtert. Bei den Bahnen und bei den Bussen gab es eine Verbesserung mit Blick auf die Funktionalität. Bei den Haltestellen stieg der Wert bei Sauberkeit/Zustand, bei der Kundeninformation schnitt die KVB schlechter ab als 2023. Insgesamt erhielt die KVB im vergangenen Jahr rund 27.000 Meldungen von Kunden. Sie beschwerten sich vor allem über die zahlreichen Verspätungen und Ausfälle.

Die Mobilitätsgarantie wurde 16.200 Mal beantragt, 2023 gab es 9700 Anträge. Beim Kundenbarometer, für das 500 Kunden telefonisch befragt wurden, stieg die Zufriedenheit mit der Sauberkeit in den Bussen, bei den Stadtbahnen fiel das Ergebnis hingegen schlechter aus als im Vorjahr. Auch hier beschwerten sich die Kunden über einen Mangel an Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit sowie den Fahrplantakt und die Verbindungen im KVB-Netz.