Rätsel um MarkierungenDas steckt hinter den blauen Linien überall in der Stadt

Rund 360 Kilometer lang ist das Fernwärmenetz der Rhein-Energie unter den Straßen der Stadt.
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Köln – Sie sind vielerorts in der Stadt zu sehen, rechts wie linksrheinisch: Blaue Markierungen auf Bürgersteigen, an Bordsteinkanten, auf Straßen und Plätzen werfen Fragen auf. Zum Beispiel diese: Was soll das? Mit der Ideallinie des nächsten Köln-Marathons haben die Zeichen nichts zu tun, auch für den Verkehr in der Stadt haben die Linien keine Funktion. Stattdessen geht es bei den Markierungen um Wärme, genauer gesagt um Fernwärme.
Rund 360 Kilometer lang ist das Fernwärmenetz der Rhein-Energie unter den Straßen der Stadt. Die Rohre liegen in 80 bis 100 Zentimetern Tiefe im Erdreich. Nach und nach werden sie auf Lecks geprüft. Selbst die feinsten Risse sollen mit Hilfe von moderner Technik erkannt werden. Dazu sind Sondierungsbohrungen nötig, die im Abstand von etwa drei Metern entlang der Fernwärmeleitungen vorgenommen werden.
„Um auch die kleinsten Leckagen zu finden“
„Die einzelnen Bohrpunkte werden vorher mit lösbarer blauer Sprayfarbe markiert“, erklärt Eugen Ott, Sprecher der Rhein-Energie und löst damit das Rätsel um die blauen Linien. „Um auch die kleinsten Leckagen zu finden, wird vorher unmittelbar an den Heizkraftwerken unter Hochdruck das Gas Helium mit dem zurücklaufenden Wasser vermischt und anschließend zurück in die Transportleitungen gepumpt“, so Ott. Das alles erfolgt im laufenden Betrieb.
Gefährlich sei Helium nicht: „Es ist ungiftig, nicht korrosiv und auch nicht feuergefährlich. Und weil Helium nur eine geringe Atomgröße aufweist, entweicht es selbst durch kleinste Risse und lässt sich so leicht im Umfeld aufspüren“, sagt der Rhein-Energie-Sprecher. Wenn also sichergestellt ist, dass sich das Gas im Fernwärmenetz verteilt hat, begeben sich die Mitarbeiter des Unternehmens im Stadtgebiet auf die Suche.
Sonde im Einsatz
Einer von ihnen ist der Österreicher Christian Kronlachner. Mit einer handelsüblichen Bohrmaschine läuft er von blauen Punkten zu blauen Linien und Winkeln. Überall wird bis in 30 Zentimeter Tiefe gebohrt. Dann kommt eine Sonde zum Einsatz, die auch die kleinste Menge Helium aufspüren kann.
Liegt bei Messungen die Helium-Konzentration im Boden über einem gewissen Wert, ist davon auszugehen, dass es sich die darunter liegende Fernwärmeleitung einen Riss hat.
„Im Zweifelsfall erfolgt noch eine weitere Bohrung. Ergibt sich hier wieder eine Helium-Konzentration, gibt es ein Leck, das von den Fachleuten geschlossen wird“, so Rhein-Energie-Sprecher Ott. Inzwischen seien fast alle Messpunkte im Stadtgebiet gesetzt, die Überprüfungen des Netzes sollen mit Beginn der Heizperiode Mitte Oktober abgeschlossen sein.