Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Schausteller in Köln-NeuehrenfeldWarum die Wimmers das Takufeld verlassen müssen

Lesezeit 2 Minuten
roes-schausteller-taku-003

Bei den Wimmers rückt der Gerichtsvollzieher an.

Köln – Markus Wimmer sagt, er sei ein „Komödiantenkind“. Schon die Vorfahren seien Komödianten gewesen. Als Puppenspieler auf Jahrmärkten verdienten sie ihren Lebensunterhalt. Inzwischen verkauft die Familie Gebrannte Mandeln und Zuckerwatte. Die Pandemie hat das Schaustellergewerbe jedoch hart getroffen. Aber nicht nur deswegen ist dem Schausteller und seiner Familie das Lachen schon lange vergangen. Wegen angeblicher Mietrückstände sollen die Wimmers den Platz, auf dem ihre Wohnwagen und Fahrzeuge stehen, räumen und den ehemaligen Kirmesplatz am Takufeld verlassen. Am Mittwoch rückt in Neuehrenfeld der Gerichtsvollzieher an. Betroffen sind außer dem Ehepaar zwei der drei Kinder mit ihren Familien.

Markus Wimmer schwört Stein und Bein, immer pünktlich gezahlt zu haben. Doch sein Vermieter, die KD Stadtsanierungsgesellschaft Ehrenfeld St. Sebastianus kann sich auf ein Gerichtsurteil berufen. Wimmer fühlt sich ungerecht behandelt, dennoch begannen er, seine Frau Yvonne und die Familienmitglieder, die Habseligkeiten zusammenzupacken. Wie es weitergehen soll, wissen sie noch gar nicht genau. Die Wohnwagen einfach anderswo aufzustellen, ist nicht so einfach. Nicht einmal auf einem Privatgrundstück ist es gestattet, einen Wohnwagen fest zu bewohnen.Immobilienentwickler Stefan Frey, zu dessen Unternehmen die KD Stadtsanierungsgesellschaft gehört, wollte sich zum Miet- und Pachtverhältnis „grundsätzlich“ nicht äußern. Er versicherte aber, dass „alle Verfahren im Pachtrecht im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit einen geordneten Verlauf“ nähmen.

„Zwangsräumungen darf es nicht geben“

Er bestätigte, dass zurzeit die Planungsüberlegungen für das Gelände ruhten. „Das Grundstück hat ein großes zukünftiges Potenzial für den Schul- und/oder Wohnungsbau eventuell verbunden mit einer Stadtteilgarage. Die langfristige Entwicklung muss abgewartet werden“, teilte Frey mit.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass der Schaustellerplatz irgendwann einmal bebaut wird, wissen auch die Wimmers. „Wenn wir deswegen alle ausziehen müssten, würde ich das alles ja verstehen“, sagt Markus Wimmer. Die geplante Bebauung beschäftigt die Bezirksvertretung Ehrenfeld schon seit Jahren. Erklärter Wille der Lokalpolitiker ist es, dass bezahlbarer Wohnraum entstehen soll und dass in jedem Fall eine Lösung für die jetzigen Bewohner gefunden werden müsse. „Zwangsräumungen darf es nicht geben“, entschied die Bezirksvertretung 2017.

Umzug ins Obdachlosenhotel?

Petra Bossinger, Vorsitzende der SPD-Fraktion, erinnert sich noch gut an die Abstimmung: „Mein Eindruck ist, dass der Investor jetzt langsam Druck auf die Bewohner des Platzes aufbauen möchte“, sagt sie. Sie befürchtet, dass die Fahrzeuge der Familie womöglich abtransportiert und eingelagert werden könnten. Dann liefen Kosten auf, wenn sie irgendwann einmal abgeholt würden. Derweil müsste die Familie in einem Obdachlosenhotel leben.

Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) sieht in der rechtlichen Angelegenheit zwischen Mieter und Vermieter wenig Einflussmöglichkeiten der Politik.