„Sekunden können Leben kosten“Falschparker behindern erneut die Kölner Feuerwehr

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Die Kölner Feuerwehr beim Einsatz in Mülheim.

  • Immer wieder versperren Falschparker enge Straßen in Köln, was die Feuerwehr im Einsatz vor große Probleme stellt – wie jüngst bei einem Brand in Mülheim.
  • Seitdem ein 15-jähriger Junge womöglich auch durch sehr spätes Eintreffen der Feuerwehr bei einem Brand in Nippes starb, gibt es immer wieder Kampagnen, die auf das Problem aufmerksam machen.
  • Auf Parksünder können in solchen Fällen hohe Geldbußen zukommen.

Köln – Es ist früher Montagabend nahe der Keupstraße in Köln-Mülheim. Falschparker, Zweite-Reihe-Steher und viele Menschen sind hier um diese Zeit nichts Ungewöhnliches, ein Feuer allerdings schon und heute Abend kommen diese Dinge zusammen, die sich nicht so gut vertragen. Knapp 100 Meter von der Kreuzung mit der Keupstraße entfernt brennt es auf der Holweider Straße im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, dichter Rauch breitet sich aus. Passanten retten Anwohner aus dem Haus, darunter ein Kind und eine Schwangere. Kurze Zeit später sind Martinshörner auf den Straßen Mülheims zu hören.

Die Feuerwehr rückt mit Löschfahrzeugen und Rettungswagen an, doch kurz vor dem Einsatzort kommt ein Punkt, an dem die großen Wagen kaum noch weiterkommen. Eine große Menschenmenge hat sich vor dem brennenden Haus gebildet, nur langsam und sehr mühselig können die Feuerwehrleute durch die Masse fahren, und nur nach mehrmaliger Aufforderung, den Platz vor dem Haus zu verlassen. Dutzende Schaulustige tummeln sich hier, auch viele Angehörige, zum Teil unter Tränen, sind sichtlich überfordert mit der Situation.

Ein Auto an ungünstiger Stelle

Direkt vor dem Brandort aber steht ein Auto, für die Einsatzkräfte an einer sehr ungünstigen Stelle, die sie mit ihrem Löschwagen so nicht mehr umfahren können. Die Feuerwehrleute müssen „vorbeibauen“, wie sie sagen. Zwei Schlauchlängen sind es in diesem Fall, etwa 40 Meter, für die sie nicht mehr mit das Fahrzeug nutzen können. 40 Meter mehr also müssen die Feuerwehrmänner mit voller Montur zu Fuß und mit zentnerschweren Schläuchen zurücklegen. Wertvolle Zeit geht so verloren bei jedem Weg vom Brandort zum Einsatzwagen.

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Die versperrten Rettungswege sind an diesem Abend für die Feuerwehr zwar nur eine ärgerliche Randnotiz. Im Dezember 2000 war das anders. Da starb ein 15-jähriger Junge bei einem Brand in Nippes, womöglich auch weil die Feuerwehr durch einen Falschparker zu spät eintraf. Das tragische Unglück ist seither ein Fanal und für Feuerwehr und Ordnungsamt Anlass für regelmäßige Kampagnen, in denen sie auf die Enge in Kölns Straßen aufmerksam machen. Jede dieser Testfahrten macht eindrucksvoll deutlich: Unachtsam abgestellte Autos können fatale Folgen haben. Im Ernstfall zählt jede Sekunde. "Falschparker, Schaulustige und ähnliche Behinderungen kosten uns wertvolle Zeit und im schlimmsten Fall sogar Menschenleben", sagt Feuerwehrchef Christian Miller. 

Falschparker auch für Kölner Polizei ein Problem

Manchmal geht es für die großen Leiterwagen nur im Schritttempo und nach mehrmaligem Zurücksetzen weiter, in anderen Fällen gar nicht – je nachdem, wie viel Platz geblieben ist. Ein ähnliches Problem, wie es auch Einsatzkräfte auf Autobahnen kennen, wenn dort keine Rettungsgasse gebildet wird, oder sogar Schaulustige mit Kameras den Weg zum Unfallort versperren. Trotz zum Teil sehr hoher Strafen werden immer wieder derartige Fälle bekannt.

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Auch für die Polizei sind Falschparker bei Einsätzen immer wieder ein Ärgernis. Zwar sind Polizisten mit kleineren Wagen unterwegs als Feuerwehrleute und haben damit in der Regel weniger Probleme auf engen Straßen, erklärt ein Sprecher. Aber oft unterstützen Polizisten Feuerwehreinsätze und sind damit ebenso mit der Frage konfrontiert, was mit den falsch geparkten Autos passiert. Wenn das städtische Ordnungsamt als zuständige Behörde – wie zum Beispiel in der Nacht – nicht direkt vor Ort sein kann, müsse die Polizei die Halter kontaktieren.

„Wir hoffen dann, dass der in der Nähe ist“

„Wir hoffen dann, dass der in der Nähe ist und den Wagen direkt umparkt“, sagt der Sprecher. Sei das nicht der Fall, werde das Auto auch schon mal abgeschleppt, was aber meist deutlich länger dauert. „Die Polizei geht dann in Vorkasse und stellt dem Halter die Kosten hinterher in Rechnung“, sagt der Sprecher weiter. Auf den Halter komme in solchen Fällen ein Verwarngeld zu, das auch höher ausfallen kann, wenn damit Feuerwehreinsätze behindert werden. Doch im Ernstfall bringt auch ein hohes Bußgeld nichts. "Ein Brand wartet nicht, bis wir den Fahrzeugbesitzer gefunden haben", sagt Feuerwehrchef Miller. "Nehmen Sie Rücksicht, jeder könnte auf unsere Hilfe angewiesen sein.“

Am Abend des Feuers in Mülheim geht alles noch einmal einigermaßen glimpflich aus – zumindest gemessen daran, was bei vergangenen Bränden in Wohnhäusern schon passiert ist. Am Ende kann das Feuer trotz allem gelöscht werden. Dennoch: Vier Personen erleiden Rauchgasvergiftungen, darunter die Schwangere, ein Feuerwehrmann und zwei Ersthelfer. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar.

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