Vor 40 Jahren, im Dezember 1985, lief die erste Folge der „Lindenstraße“. Im März 2020 wurde die letzte ausgestrahlt. In Köln wurde nun zurückgeschaut.
40 Jahre nach SerienstartJubiläumsfest der Lindenstraße in Köln – „Mutter Beimer“ ist den Tränen nahe

Der Fanclub spendierte eine Torte: Marianne Rogée, Marie-Luise Marjan und Irene Fischer (v.l.) schneiden an.
Copyright: Christiane Vielhaber
40 Jahre ist es her, dass die erste Folge der „Lindenstraße“ ausgestrahlt wurde. Im Dezember 1985 war Premiere, im März 2020 war nach 1758 Folgen Schluss. Vergessen ist die Serie bei den Fans jedoch nicht. Der landesweite Fanclub lud nun zum 40. Geburtstag zum Treffen mit einigen Darstellern ein. „Wir möchten die Erinnerung aufrechterhalten“, sagt der Clubvorsitzende André Weber. Zumal vor fünf Jahren wegen Corona keine Abschiedsparty stattfand. „Wir sind stolz, dass so viele Schauspieler gekommen sind.“ Gefeiert wurde mit Torte, Tombola und Serienausschnitten in einem Pfarrheim im Rechtsrheinischen.

Darsteller und Crewmitglieder wurden von den Fans gefeiert.
Copyright: Uwe Weiser
Eine Botschaft vom WDR gab es nicht. Und auch eine Heimat hat die „Lindenstraße“, die ja in München spielte, aber hier gedreht wurde, in Köln nicht mehr. Die Innenaufbauten wurden abgeräumt und 2022 verschwand auch die 150 Meter lange Außenkulisse auf dem WDR-Gelände in Bocklemünd. Nur einige Requisiten gingen an das Haus der Geschichte und das Technikmuseum in Speyer. Der Fanclub macht aber auch außerhalb des Jubiläums noch weiter. Regelmäßig finden Treffen mit Darstellern statt. „Das haben sie einfach verdient.“
Marianne Rogée – „Isolde Pavarotti“

Marianne Rogée trägt noch immer den Ehering aus der Serie.
Copyright: Christiane Vielhaber
„Schade, dass die Serie nicht mehr läuft. Im Fernsehen wird heute nur noch gekocht und gebraten.“ Marianne Rogée, die „Isolde Pavarotti“ spielte, ist immer noch ein bisschen ärgerlich. „Wir hatten damals gute Einschaltquoten. Aber ich glaube, wir waren dem Sender zu politisch.“ Den Ehering, den ihr damals ihr „Topolino“ Pavarotti an den Finger steckte, trägt sie noch immer. „Die Rolle war ein großes Glück für mich, obwohl ich Theaterspielen spannender finde.“ Immer noch werde sie als „Frau Pavarotti“ angesprochen. „Oft muss ich lachen, wenn eine Oma ihrem Enkel erklärt, wer ich bin.“ Allerdings verwechselten die Menschen gerne Rolle und private Person. „Ich bin ja keineswegs eine solch abgehobene Diva wie Isolde.“ Rogée war zeit ihres Lebens Schauspielerin und Chansonsängerin. 2023 hat sie noch im Theater am Dom gespielt. Doch die Rollen werden rarer. „Es gibt nicht so viele für alte Frauen“, sagt sie und lacht.
Alles zum Thema Corona
- Corona-Masken Spahn verteidigt sein Corona-Krisenmanagement
- Neuer Kunde für Schiffbauer Milliardenauftrag für Meyer Werft: Wie es jetzt weitergeht
- Extremismus-Experte „Xavier Naidoos Strategie ist aufgegangen“
- Während Corona-Pandemie Als ARD-Frau Spahn nach Maskendeals fragt, druckst er nur herum
- Musik Konzert-Comeback: Wie umgehen mit Xavier Naidoo?
- Bundesgerichtshof prüft Wann Hersteller für mögliche Corona-Impfschäden haften
Johannes Scheit – „Tom Ziegler“

Johannes Scheit spielte schon ab dem Alter von zehn Monaten Tom Ziegler.
Copyright: Christiane Vielhaber
Johannes Scheit ist einer von zwei Darstellern, die fast mit der Geburt in die Serie einstiegen (ebenso wie Julia Stark als Sarah Ziegler). Er war von 1989 bis 2011 Tom Ziegler, das erste gemeinsame Kind von Anna Ziegler und Hans Beimer. „Ich glaube, ich war zehn Monate alt. Die Serie brauchte ein Baby. Meine Mutter arbeitete bei der Produktion, da bot sich das an.“ Er sei wohl ein sehr ruhiges Baby gewesen, das viel geschlafen hat. „Für mich war das immer normal, zu drehen. Man hat sich sehr um uns Kinder gekümmert, immer gefragt, ob es auch mit der Schule passt. Das war ein behüteter Raum.“ Johannes Scheit wusste aber schnell, dass die Schauspielerei nicht sein Beruf wird. Heute lebt er mit Frau und zwei Kindern in Frechen und arbeitet als Teamleiter im Service eines Brandschutzunternehmens. Erkannt werde er nur noch von „älteren Hardcorefans“. Jüngere kämen erst darauf, wenn sie routinemäßig den Namen googeln.
Irene Fischer – „Anna Ziegler“

Irene Fischer beendete nach der Serie ihre Schauspielkarriere.
Copyright: Christiane Vielhaber
Irene Fischer, die Anna Ziegler spielte, ist zum Treffen extra aus dem Schwarzwald angereist, wo sie in einem kleinen Dorf lebt. „Das ist wirklich rührend, dass die Fans noch so zu uns stehen.“ Sie erinnert sich vor allem an die Harmonie und die Gemeinschaft unter den Kollegen und der Crew. „Das war wirklich eine schöne Zeit. Klar, das war eine Soap, aber wir hatten ja auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag. Wir haben niemals jemanden verblödet.“ Ihre Rolle fand sie immer interessant, weil die Anna nicht eindeutig sympathisch war. Irene Fischer war der Serie mehrfach verbunden: Ihr Mann führte Regie und sie schrieb zahlreiche Drehbücher. Nach der Absetzung stand für sie aber fest, dass sie ihre Schauspielkarriere beendet. „Alles hat seine Zeit. Ich bin jetzt 66 und habe sechs Enkelkinder. Da stehen einfach andere Dinge im Vordergrund.“ Und sie hat ein Studium angefangen: vergleichende Religionswissenschaften.
Marie-Luise Marjan – „Helga Beimer“

Marie-Luise Marjan freut sich über die Treue der Fans.
Copyright: Uwe Weiser
„Ich musste schon ein Tränchen verdrücken, als ich die Kollegen hier wiedersah. Das ist ein Teil unseres Lebens.“ „Mutter Beimer“ Marie-Luise Marjan (85) erzählt: „Die Leute sagen oft: Mit Ihnen bin ich aufgewachsen. Und ich denke dann immer: Ach, so alt bin ich schon?“ Vor dem Treffen habe sie noch mit ihrem Serien-Ex-Mann „Hansemann“ Joachim Luger telefoniert. „Er lässt sich entschuldigen, er hätte zu viel zu tun. Na ja, am Ende nehme ich ihn immer noch in Schutz.“ Im vergangenen Jahr zog sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Mit Rollator ist sie aber wieder viel unterwegs: zu Lesungen oder als Märchenbotschafterin für die Stadt Hanau. Vor kurzem saß sie beim „Herz für Kinder“-Charityevent am Spendentelefon. „Ich meldete mich mit Marie-Luise Marjan, dann eine kurze Pause und dann: die Mutter Beimer. Da hörte ich, wie die Frau am anderen Ende ganz laut rief: Egon, Egon, ich habe die Mutter Beimer am Apparat. Die Lindenstraße ist noch sehr präsent.“
Claus Vinçon – „Käthe Eschweiler“

Claus Vinçon freut sich über 21 Jahre Festanstellung mit nettem Kollegium.
Copyright: Christiane Vielhaber
Claus Vinçon war von 1995 bis 2017 als Georg „Käthe“ Eschweiler dabei. „Das war ein tolles Team, ein echtes Familiengefühl. Und wenn jemand mal nicht mehr so gut reinpasste, dann gab es eben ein großes Busunglück mit Toten“, sagt er und lacht über die manchmal krassen Wendungen in den Drehbüchern. Ob die Serienrolle seiner Karriere eher geschadet oder genutzt habe? „Sie war auf jeden Fall das Beste für die Rente. 21 Jahre in Festanstellung, das schafft kaum ein Schauspieler.“
Dass heute nicht mehr so viele Rollenangebote kämen, hänge vor allem mit seinem Alter zusammen, sagt der 69-Jährige. Elf Jahre lang saß er für die Grünen in der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt. „Aber da müssen auch mal Jüngere ran.“ Mit Rebecca Siemoneit-Barum (Iffi Zenker) macht er aktuell den Podcast „Linsenstrasse“. Zunächst hätten sie daran gedacht, ihn „Fünf Jahre ohne“ zu nennen. „Aber das hätte zu sehr nach Entziehungskur geklungen.“

