Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zeichnet Herbert Rubinstein für sein Lebenswerk aus.
Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische ZusammenarbeitHerbert Rubinstein erhält den Giesberts-Lewin-Preis 2025

Herbert Rubinstein und seine Gattin Ruth freuen sich über den Giesberts-Lewin-Preis.
Copyright: Uwe Weiser
Für seine Förderung des jüdischen Lebens in Nordrhein-Westfalen, seine langjährige Tätigkeit als berichtender Zeitzeuge und sein Engagement für den jüdisch-christlichen Dialog ist Herbert Rubinstein, Mitglied der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, am Montag mit dem Giesberts-Lewin-Preis ausgezeichnet worden. Die Verleihungsfeier fand im Käthe Kollwitz Museum statt, das vor Kurzem nach dreijähriger Renovierung wiedereröffnet hat.
Den Ehrenpreis stiftet die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jährlich zum Andenken an Johannes Giesberts und Shaul Levin, die in den 1950er Jahren als Schuldezernenten von Köln und Tel Aviv zum ersten Mal einen deutsch-israelischen Jugendaustausch organisierten. Mit dem Preis – einer Stahlskulptur des Künstlers Ansgar Niehoff – werden Einzelpersonen und Initiativen für ihr „entschiedenes Eintreten gegen rassistische und antisemitische Tendenzen und für Toleranz und Völkerverständigung“ gewürdigt.
„Kräftig und überzeugend“ am Neuaufbau der jüdischen Gemeinde mitgewirkt
Der Preisträger, den seine Frau Ruth begleitete, könne mit Stolz auf sein Lebenswerk zurückblicken, sagte Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft, in seiner Laudatio. 1936 wurde Rubinstein in Czernowitz geboren, das damals zu Rumänien gehörte und heute in der Ukraine liegt. Als Kind musste er mit seiner Familie in das jüdische Ghetto der Stadt umziehen. Sein Vater, von der Roten Armee eingezogen, fiel im Krieg. Dank falscher Papiere gelangen seiner Mutter und ihm die Flucht über Polen und Prag nach Amsterdam, wo er die ersten Nachkriegsjahre verbrachte. 1956 kamen sie nach Düsseldorf. Dort bauten sie eine Damengürtelfabrik auf.
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Von Anfang an habe Rubinstein in seiner Wahlheimat, wo sich eine größere Anzahl von Juden und Jüdinnen aus Czernowitz niedergelassen hatte, „kräftig und überzeugend“ am Neuaufbau der jüdischen Gemeinde mitgewirkt, sagte Wilhelm. Rubinstein war von 1973 bis in die 90er Jahre Mitglied des Gemeinderates, davon 14 Jahre Vorstandsmitglied. Nach dem Verkauf der Firma 1996 wurde er hauptamtlicher Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Nordrhein und blieb es bis 2008.
Intensiv engagierte Rubinstein sich für die Integration jüdischer Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass 1993 die erste jüdische Grundschule im Rheinland der Nachkriegszeit und 2016 das erste jüdische Gymnasium in NRW entstanden. In zahlreichen Zeitzeugen-Gesprächen berichtete er unter anderem in Schulen von Verfolgung und Flucht in der Nazizeit, und im Rahmen von Synagogen- und Friedhofsführungen brachte er Heranwachsenden jüdische Kultur und Religion nahe. Gemeinsam mit Paul Spiegel, 2000 bis 2006 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, initiierte Rubinstein die ersten Jüdischen Kulturtage in NRW.
Aufeinander zugehen und das Gespräch suchen
„Die gegenwärtige Diskursverschiebung nach rechts bereitet allen Engagierten im christlich-jüdischen Dialog große Sorgen“, sagte Wilhelm. Sein anhaltendes Engagement setze Rubinstein als „Gegengift zur augenblicklichen nationalistischen Populismuswelle“ ein. Die christlich-jüdischen Gesellschaften bräuchten es dringender denn je, betonte der 89-jährige. Seit deren Gründung habe es Feindseligkeit gegen Juden und Israel gegeben, allerdings „nicht in dieser Intensität und Radikalität, wie wir es tagtäglich spüren“.
Der Hass sei „offen und gesellschaftsfähig“ geworden, nicht nur von deutscher Seite: „Der arabische Antisemitismus, mit der Muttermilch eingetrichtert, hat in unserem Land Narrenfreiheit.“ Doch „wir sind eine ganz andere Gesellschaft als zu Beginn des Zweiten Weltkriegs“, räumte Rubinstein ein, „eine Gesellschaft der Pluralität“. Entscheidend sei, aufeinander zuzugehen und das Gespräch zu suchen, um diesem Ziel näherzukommen: „Frieden – Shalom.“


