„Wir fühlen den herzlichen Vibe hier“Indie-Band Strahlemann feiert EP-Release in Kölner Club

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Band Strahlemann: Tino Fahrner, Julius Hanekamp, Marvin Geers, Julius Krämer

Band Strahlemann: Tino Fahrner, Julius Hanekamp, Marvin Geers, Julius Krämer – fast alle Bandmitglieder wohnen inzwischen in Köln.

Die Indie-Band Strahlemann bringt am 3. Mai ihre zweite EP „Tut gar nicht mehr so weh“ raus. Am 12. Mai spielen sie eine Release-Show in Köln.

Ein bisschen wie eine traurige, belebende Umarmung, wie auf der Zunge zergehende Zuckerwatte fühlt sich die Musik der Indie-Band Strahlemann an. Der Name scheint ein Spiegel des Motors ihrer Musik zu sein: Die Welt voller Widersprüche, die ihnen allgegenwärtig sind. „Wir sind alle harmoniebedürftig und gehen mit einem optimistischen Lächeln in die Welt hinaus, aber wir haben auch alle innere Kämpfe, die wir mit uns tragen“, sagt Sänger und Gitarrist Tino Fahrner.

Bei Strahlemann gehe es deshalb um den Versuch, sich in dieser Welt voller Widersprüche zurechtzufinden. Es gehe ums Jung sein und sich behaupten zu müssen, zu wollen. Es gehe um die Verletzlichkeit, die man sich selbst zugesteht. Um die Diskrepanz zwischen Tatendrang haben und der Frage, ob das überhaupt Sinn ergibt.

Auftritt im Tsunami: Indie-Band Strahlemann veröffentlicht zweite EP

All das verpacken Tino Fahrner, Julius Krämer, Marvin Geers und Julius Hanekamp in kuschelige Gitarrenklänge und weiche, traurige Songtexte. „Wir machen Indie-Musik, auch wenn das alles und nichts bedeuten kann“, sagt Gitarrist Krämer. „Ein Magazin hat mal geschrieben, dass es Kuschelrock sei, wenn dieser Titel nicht so verschrien wäre“. Kuschelrock, wie eine innige Umarmung.

Seit gut drei Jahren schaffen sie gemeinsam als Strahlemann Musik. „Die Bandgeschichte verliert sich in grauer Vorzeit“, witzelt Fahrner. 2019 trifft er Hanekamp und Geers bei einem Bandcamp im Harz. 2020 besucht er sie in Münster, um erste Lieder zu produzieren. Dort trifft er auch Krämer. Sie beschließen, eine Band zu gründen. Offiziell passiert das jedoch erst 2021, als sie sich das erste Mal zu viert treffen und anfangen, Demos für ihre erste EP „Die Sonne scheint nur für mich“ zu produzieren – alles in Eigenarbeit.

Die Aufgabenverteilung ist klar. „Wir haben schnell gemerkt, dass bei uns Gewaltenteilung gut funktioniert“, erzählt Krämer. Fahrner singt und schreibt alle Liedtexte, meistens auch die Melodie der Songs. Gemeinsam komponieren sie diese dann aus. Fahrner und Krämer an der Gitarre, Geers am Schlagzeug, Hanekamp am Bass und als Produzent.

„Köln ist halt irgendwie Großstadt und irgendwie dann doch einfach ein Dorf“

Seit Bandgründung haben sie auf Entfernung miteinander gearbeitet. Sie kommen aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands. Mittlerweile spielt sich ihr Bandleben viel in Köln ab. Dreiviertel von ihnen sind hierhergezogen, Geers wolle bald folgen. „Die Szene ist unglaublich groß, gerade für Indierock“, erzählt Fahrner. „Aber wir fühlen auch alle den herzlichen Vibe hier“, ergänzt Krämer. „Köln ist halt irgendwie Großstadt und irgendwie dann doch einfach ein Dorf.“

Am 12. Mai treten Strahlemann in Köln im Tsunami auf. Weil Muttertag ist, kommen Mütter umsonst rein. Anlass ist ihre zweite EP „Tut gar nicht mehr so weh“, die am 3. Mai erscheint. „Die Stimmung und Texte sind relativ ähnlich zur ersten EP“, erzählt Fahrner, „aber es ist ein Versuch, uns der Welt zuzuwenden, trotz der Widersprüche, Ansprüche, an uns und die Welt, Fremdansprüche.“

Strahlemann-Konzert soll für alle ein sicherer Ort sein

Die Musik sei außerdem tanzbarer, weniger melancholisch, ergänzt Krämer. Jeder Song sei aus großen Gefühlen entstanden. Sie basieren auf subjektiven Wahrnehmungen der Welt. „Wir wollen gar keine Allgemeingültigkeit schaffen, es soll um Gefühle gehen, die so radikal subjektiv, intensiv hinunter geschrieben sind, dass sie trotzdem hoffentlich jede, jeder ein bisschen nachvollziehen kann“, so Krämer.

Empfindungen, Menschen, soziale Beziehungen inspirieren sie, auf sich selbst zu hören oder eben auch nicht. „Manchmal braucht man eben auch Menschen, die einem sagen, dass man toll ist“, so Fahrner.

Diese Verletzlichkeit und Sinnlichkeit tragen sie selbstverständlich nach außen und sei auf Konzerten immer zu spüren. Ihnen sei es wichtig, dass ihre Konzerte für alle unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft ein sicherer Ort ist. Man könne lachen, man könne weinen, man könne tanzen, man könne auch moshen, wenn man wolle, sagt Krämer, „ganz sanft, mit Achtsamkeit und Liebe“. Eine Mischung aus kuscheln und moshen.

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