Abo

Jury einstimmigDarum brauchte niemand ein neues Justiz-Hochhaus in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Justizzentrum 1

Links: So soll das neue Justizzentrum mit Zugang zum Inneren Grüngürtel aussehen.

Köln – Die Pläne für das neue und flache Justizzentrum an der Luxemburger Sprache kommen auch bei der Belegschaft sehr gut an. „Allein das morgendliche Anstehen am Aufzug fällt weg“, freuen sich viele Mitarbeiter, die mitunter bis in den 23. Stock fahren und im maroden Altgebäude ständig hoffen müssen, nicht stecken zu bleiben.

Eine Jury hatte sich letztlich einstimmig für „die fünf Quadrate“ und gegen ein Hochhaus entschieden, auch wegen des Aspekts der Nachhaltigkeit.

Abriss und Neubau im laufenden Justiz-Betrieb

Bereits der Neubau des Justizkomplexes soll so ressourcenschonend wie möglich vonstattengehen, Schritt für Schritt. Zunächst soll der bisherige Justiz-Parkplatz an der Rudolf-Amelunxen-Straße mit der neuen Staatsanwaltschaft bebaut werden. Ist das Gebäude fertig, ziehen die Bediensteten um und der bisherige Sitz der Staatsanwaltsschaft wird abgerissen, so erklärten es die Planer.

Damit sei dann der Platz frei für die neuen Sitzungssäle des Justizzentrums, die als weitere Quadrate in die Staatsanwaltschaft übergehen. Frei bleibt die bisherige Lücke für die Anlieferung und Zufahrt zur Tiefgarage für angrenzende Gebäude. Die Büros von Land- und Amtsgericht sollen zeitnah in die Räume der alten Arbeitsagentur umziehen, als Interimsstätte. Die Büros der Richter und sonstigen Beschäftigten sollen dann das alte Justiz-Hochhaus ersetzen.

Beim städtebaulichen Wettbewerb war sogar ein Entwurf dabei, der den alten Justiz-Tower integriert hätte. Dieser schaffte es von elf Beiträgen aber nicht unter die ersten vier. Einhellige Meinung soll gewesen sein, dass eine Sanierung des bestehenden Gebäudes nicht zu kalkulieren sei und die Kosten am Ende explodieren könnten. Die Kölner Oper ist das beste Beispiel dafür.

Kölner Justizgebäude: Auch eine Aufstockung sei möglich

Letztlich belegte der einzige Entwurf, der kein Hochhaus beinhaltete, den ersten Platz. „Die Konstruktion mit den fünf Gebäuden ist sehr flexibel“, sagt Jury-Mitglied Ralph Sterck, Chef der FDP-Fraktion im Kölner Rat. Sollte man mehr Platz benötigen, könnte man theoretisch sogar noch ein Stockwerk draufsetzen. Bisher sind maximal sechs Etagen geplant.

Alle habe es überzeugt, dass bei der vorhandenen Grundstücksfläche eben kein Hochhaus nötig sei. Der Innere Grüngürtel werde optimal angebunden. Andere Entwürfe hätten mehr Wiesenfläche beansprucht. Durch den Wegfall von Autonomem Zentrum und Justiz-Parkhaus wird der Innere Grüngürtel erweitert und für Kölns Bürgerinnen und Bürger geöffnet.

Köln: Möglichkeit der nachhaltigen Bauweise

Die Struktur des Modells ermöglicht laut Sterck auch eine nachhaltige Bauweise. Man brauche weniger Aufzüge, Treppenhäuser oder Toiletten, die Dächer können begrünt oder mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, was die Architekten der HPP aus Düsseldorf bereits aufgeführt haben. Für die genaue Ausgestaltung startet nun ein weiterer Wettbewerb.

Die Jury-Mitglieder, zu denen auch Oberlandesgerichtspräsident Bernd Scheiff und Landgerichtspräsident Roland Ketterle gehörten, begrüßten auch die Tatsache, dass die Gebäude gleichberechtigt nebeneinander stehen. Ein Entwurf hatte etwas ein Hochhaus für die Staatsanwaltschaft vorgesehen. Die Anklagebehörde sollte jedoch nicht auf die Gerichte herunterblicken.

So gut die Entwürfe bei der Belegschaft ankommen, so sehr gibt es auch Bedenken wegen der Umsetzung, immerhin wird man viele Jahre neben einer Großbaustelle arbeiten müssen. Wie lange, weiß niemand. Auf einen Zeitplan wollten sich die Entscheider nicht festlegen.

KStA abonnieren