Durch die Umwandlung wollen die Vereinsgründer Fritz und Ulla Schramma die Opferhilfe langfristig absichern.
Zukunft gesichertKölner Opferhilfe wird zur Stiftung

Der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramm und seine Frau Ulla überführen den Verein „Kölner Opferhilfe“ in eine gemeinnützige Stiftung.
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Zum 24. Mal jährt sich am 31. März der Tag, an dem der Sohn des damaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma und seiner Frau Ulla durch einen von Rasern verursachten Unfall am Rudolfplatz getötet wurde. Stephan Schramma wartete damals als Fußgänger auf einer Verkehrsinsel, als er von einem Auto erfasst wurde. Die beiden Fahrer hatten sich nach Ansicht des Gerichts ein illegales Straßenrennen geliefert. Sie waren zunächst zu Haftstrafen verurteilt worden, die aber in zweiter Instanz zur Bewährung ausgesetzt wurden.
Nur ein Jahr später gründete das Ehepaar den Verein „Kölner Opferhilfe“, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Menschen, Opfer von Straftaten geworden, möglichst schnell und unbürokratisch zu unterstützen. „Die Gründung und unsere Arbeit in diesem Verein war uns ist für uns bis heute auch eine Form von Trauerbewältigung“, sagt Fritz Schramma. „Das war uns damals gar nicht bewusst, ist uns aber von dem Kabarettisten Konrad Beikircher, der ja auch Psychologe ist, so erklärt worden. Er war vom ersten Tag an mit an Bord.“
Schnelle Hilfe ist in solchen Fällen von großer Bedeutung
Im Laufe der Jahre habe der Verein mit seinen rund 60 Mitgliedern mehreren Hundert Menschen in solchen Ausnahmesituationen Hilfe zukommen lassen. Ehrenamtliche Helfer, die Fortbildungen zum Umgang mit Traumatisierten absolviert haben, kümmerten sich rund um die Uhr zunächst am Telefon um die Erstbetreuung. „Schnelle Hilfe ist in solchen Fällen von großer Bedeutung. Wir standen regelmäßig am Telefon zur Verfügung, auch mitten in der Nacht“, sagt Schramma. Der Verein bezahlte in vielen Fällen auch Therapiestunden, sofern diese von den Opfern nicht selbst finanziert oder vom Landschaftsverband aus Mitteln nach dem Opferentschädigungsgesetz übernommen werden. Für ihr Engagement wurde das Ehepaar Schramma im vergangenen Jahr mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet.
Die Rufnummer ist seit dem Jahresende abgeschaltet, der Verein wird derzeit in eine Stiftung umgewandelt. „Wir müssen an die Zukunft denken. Wir werden auch nicht jünger und können das alles nicht mehr leisten“, sagt Fritz Schramma, der wie seine Frau in diesem Jahr 78 wird. „Deshalb haben wir das Opfertelefon abgeschafft. Man erreicht uns aber weiterhin per Mail oder über die Geschäftsstelle.“
Die Stiftung wird, so hofft der Alt-Oberbürgermeister, in wenigen Wochen ihre Arbeit aufnehmen. „Eines unserer Mitglieder hat uns vor zehn Jahren sein Erbe vermacht. Daraufhin haben wir eine Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet, die zunächst mit einem sehr geringen Kapital ausgestattet war. Inzwischen ist der Erbfall eingetreten. Wir haben mit diesen Mitteln ein älteres Haus gekauft. Aus den Renditen dieser Erbschaft, den Beiträgen unserer knapp 60 Mitglieder und aus Spenden wird sich die Stiftung künftig finanzieren“, sagt Schramma. „Es wird also weitergehen. Sie muss nur noch von der Bezirksregierung genehmigt werden.“
Wie wichtig das ist, macht ein Raser-Unfall deutlich, bei dem in der vergangenen Woche zwei unbeteiligte Frauen getötet wurden. „Solche Vorfälle sind für uns immer wieder harte Niederschläge“, sagt Schramma. „Diese Raserei ist weiterhin ein schlimmes Phänomen. Das wird und wird nicht besser. Da können wir mit unserem Verein leider nicht viel ausrichten. Wir haben jahrelang dafür gekämpft, dass sich da etwas ändert. Wenigstens ist es jetzt möglich, dass die Gerichte in solche Fälle nicht als bloße Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat bewerten können.“
Die neue Stiftung wird die Arbeit des Vereins fortsetzen und versuchen, Spenden, Zustiftungen, Erbschaften und Schenkungen einzuwerben. Der Stiftungsvorstand besteht aus dem Vorstand Jochen Dürselen, und seinem Stellvertreter Arnold Dircks, das Kuratorium aus Fritz Schramma, Heinz-Bert Schmitz, Andreas Mühlenweg und Hans-Gerhard Wirtz. Weitere Informationen unter www.stiftung-koelner-opferhilfe.de